Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Verbesserungen und Zusätze zum ersten Bande des Glückischen Kommentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

eine Ausnahme von der Regel des ältern und strengen Rechts
enthalten 32). Sie unterscheiden sich also von Privilegien darin:
1) daß sie im gemeinem Rechte gegründet sind, und man also nicht
erst darum nachzusuchen nöthig hat; dahingegen Privilegien bey
dem Landesherrn besonders erlangt werden müssen. 2). Daß sie
nicht einer einzelnen Person oder Sache, sondern einer ganzen
Classe von Personen oder Sachen, oder allen Unterthanen zu-
kommen, insofern sie sich in einem gewissen Falle befinden, z. E.
wenn sie Bürgschaft geleistet haben, oder in Verfall ihres Ver-
mögens gerathen sind (beneficium competentiae) oder eine Erb-
schaft antre[t]en (b[ene]ficium inventarii). Man theilt daher die
iura fingularia ein in generalia und specialia. Zu der erstern
Gattung gehören die besondern Rechte der Erben, der Bürgen,
der Abwesenden, der Schuldner; zu der letztern Gattung hinge-
gen die besondern Rechte der Minderjährigen, der Frauensper-
sonen, der Soldaten, der Geistlichen, ferner die besondern Rech-
te der Alimente, der Heyrothsgüter u. dergl. Die iura singula-
ria
sind nun zwar meist vortheilhafte Rechte, daher sie auch ge-
wöhnlich Beneficia legis, oder Rechtswohlthaten genennt
werden.

S. 543 Z 4. hinter beweiset, streiche das übrige der No-
te aus, bis S. 544. Z 2. v. u. Franc. Caroli excl.

S. 545 Z. 18 lies noch: Es kann daher nicht von einer
Sache auf die andere, nicht von einem Orte auf den andern,
noch von einer Person auf die andere geschlossen werden, wenn
auch gleich eine andere Person mit dem Privilegirten sich in ganz
gleichen Umständen befinden sollte.

Der Note 32, jetzt 36, füge am Ende noch bey: L. 141. pr.
D. de Reg. iur. Cap. 28 de Reg iur. in 6to.

S. 546. Z. 1. nach daher, lies: in der Regel.

Z. 2. hinter zu, streiche aus: ausser, bis gemesse. Z. 12.
und lies daselbst: sondern sie sind stricte und auf eine solche
Art zu erklären, wie sie am wenigsten zum Nachtheil des
Dritten gereichen, und mit den Vorschriften des gemeinen Rechts
am nächsten übereinstimmen 38). Doch aber muß die Auslegung
immer so geschehen, daß die wohlthätige Absicht des Ertheilers
dabey nicht verfehlt oder vereitelt werde; sondern der Privilegir-
te der ihm verliehenen Gnade so vollkommen, als möglich, ge-
niesse.


Z. 13.
38) L 7 C. de precibus imperat. offerend. L. 35. pr. Cod. inoff.
testam
.
Allgemeines Gesetzbuch für die Preußi-
schen Staaten
. Einleitung §. 58. et 81.
H 3

eine Ausnahme von der Regel des aͤltern und ſtrengen Rechts
enthalten 32). Sie unterſcheiden ſich alſo von Privilegien darin:
1) daß ſie im gemeinem Rechte gegruͤndet ſind, und man alſo nicht
erſt darum nachzuſuchen noͤthig hat; dahingegen Privilegien bey
dem Landesherrn beſonders erlangt werden muͤſſen. 2). Daß ſie
nicht einer einzelnen Perſon oder Sache, ſondern einer ganzen
Claſſe von Perſonen oder Sachen, oder allen Unterthanen zu-
kommen, inſofern ſie ſich in einem gewiſſen Falle befinden, z. E.
wenn ſie Buͤrgſchaft geleiſtet haben, oder in Verfall ihres Ver-
moͤgens gerathen ſind (beneficium competentiae) oder eine Erb-
ſchaft antre[t]en (b[ene]ficium inventarii). Man theilt daher die
iura fingularia ein in generalia und ſpecialia. Zu der erſtern
Gattung gehoͤren die beſondern Rechte der Erben, der Buͤrgen,
der Abweſenden, der Schuldner; zu der letztern Gattung hinge-
gen die beſondern Rechte der Minderjaͤhrigen, der Frauensper-
ſonen, der Soldaten, der Geiſtlichen, ferner die beſondern Rech-
te der Alimente, der Heyrothsguͤter u. dergl. Die iura ſingula-
ria
ſind nun zwar meiſt vortheilhafte Rechte, daher ſie auch ge-
woͤhnlich Beneficia legis, oder Rechtswohlthaten genennt
werden.

S. 543 Z 4. hinter beweiſet, ſtreiche das uͤbrige der No-
te aus, bis S. 544. Z 2. v. u. Franc. Caroli excl.

S. 545 Z. 18 lies noch: Es kann daher nicht von einer
Sache auf die andere, nicht von einem Orte auf den andern,
noch von einer Perſon auf die andere geſchloſſen werden, wenn
auch gleich eine andere Perſon mit dem Privilegirten ſich in ganz
gleichen Umſtaͤnden befinden ſollte.

Der Note 32, jetzt 36, fuͤge am Ende noch bey: L. 141. pr.
D. de Reg. iur. Cap. 28 de Reg iur. in 6to.

S. 546. Z. 1. nach daher, lies: in der Regel.

Z. 2. hinter zu, ſtreiche aus: auſſer, bis gemeſſe. Z. 12.
und lies daſelbſt: ſondern ſie ſind ſtricte und auf eine ſolche
Art zu erklaͤren, wie ſie am wenigſten zum Nachtheil des
Dritten gereichen, und mit den Vorſchriften des gemeinen Rechts
am naͤchſten uͤbereinſtimmen 38). Doch aber muß die Auslegung
immer ſo geſchehen, daß die wohlthaͤtige Abſicht des Ertheilers
dabey nicht verfehlt oder vereitelt werde; ſondern der Privilegir-
te der ihm verliehenen Gnade ſo vollkommen, als moͤglich, ge-
nieſſe.


Z. 13.
38) L 7 C. de precibus imperat. offerend. L. 35. pr. Cod. inoff.
teſtam
.
Allgemeines Geſetzbuch fuͤr die Preußi-
ſchen Staaten
. Einleitung §. 58. et 81.
H 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0123" n="115"/>
eine Ausnahme von der Regel des a&#x0364;ltern und &#x017F;trengen Rechts<lb/>
enthalten 32). Sie unter&#x017F;cheiden &#x017F;ich al&#x017F;o von Privilegien darin:<lb/>
1) daß &#x017F;ie im gemeinem Rechte gegru&#x0364;ndet &#x017F;ind, und man al&#x017F;o nicht<lb/>
er&#x017F;t darum nachzu&#x017F;uchen no&#x0364;thig hat; dahingegen Privilegien bey<lb/>
dem Landesherrn be&#x017F;onders erlangt werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. 2). Daß &#x017F;ie<lb/>
nicht einer einzelnen Per&#x017F;on oder Sache, &#x017F;ondern einer ganzen<lb/>
Cla&#x017F;&#x017F;e von Per&#x017F;onen oder Sachen, oder allen Unterthanen zu-<lb/>
kommen, in&#x017F;ofern &#x017F;ie &#x017F;ich in einem gewi&#x017F;&#x017F;en Falle befinden, z. E.<lb/>
wenn &#x017F;ie Bu&#x0364;rg&#x017F;chaft gelei&#x017F;tet haben, oder in Verfall ihres Ver-<lb/>
mo&#x0364;gens gerathen &#x017F;ind (<hi rendition="#aq">beneficium competentiae</hi>) oder eine Erb-<lb/>
&#x017F;chaft antre<supplied>t</supplied>en (<hi rendition="#aq">b<supplied>ene</supplied>ficium inventarii</hi>). Man theilt daher die<lb/><hi rendition="#aq">iura fingularia</hi> ein in <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">generalia</hi></hi> und <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">&#x017F;pecialia</hi></hi>. Zu der er&#x017F;tern<lb/>
Gattung geho&#x0364;ren die be&#x017F;ondern Rechte der Erben, der Bu&#x0364;rgen,<lb/>
der Abwe&#x017F;enden, der Schuldner; zu der letztern Gattung hinge-<lb/>
gen die be&#x017F;ondern Rechte der Minderja&#x0364;hrigen, der Frauensper-<lb/>
&#x017F;onen, der Soldaten, der Gei&#x017F;tlichen, ferner die be&#x017F;ondern Rech-<lb/>
te der Alimente, der Heyrothsgu&#x0364;ter u. dergl. Die <hi rendition="#aq">iura &#x017F;ingula-<lb/>
ria</hi> &#x017F;ind nun zwar mei&#x017F;t vortheilhafte Rechte, daher &#x017F;ie auch ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlich <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Beneficia legis,</hi></hi> oder <hi rendition="#g">Rechtswohlthaten</hi> genennt<lb/>
werden.</p><lb/>
          <p>S. 543 Z 4. hinter bewei&#x017F;et, &#x017F;treiche das u&#x0364;brige der No-<lb/>
te aus, bis S. 544. Z 2. v. u. <hi rendition="#aq">Franc. Caroli excl.</hi></p><lb/>
          <p>S. 545 Z. 18 lies noch: Es kann daher nicht von einer<lb/>
Sache auf die andere, nicht von einem Orte auf den andern,<lb/>
noch von einer Per&#x017F;on auf die andere ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en werden, wenn<lb/>
auch gleich eine andere Per&#x017F;on mit dem Privilegirten &#x017F;ich in ganz<lb/>
gleichen Um&#x017F;ta&#x0364;nden befinden &#x017F;ollte.</p><lb/>
          <p>Der Note 32, jetzt 36, fu&#x0364;ge am Ende noch bey: <hi rendition="#aq">L. 141. pr.<lb/>
D. de Reg. iur. Cap. 28 de Reg iur. in 6to.</hi></p><lb/>
          <p>S. 546. Z. 1. nach daher, lies: in der Regel.</p><lb/>
          <p>Z. 2. hinter zu, &#x017F;treiche aus: au&#x017F;&#x017F;er, bis geme&#x017F;&#x017F;e. Z. 12.<lb/>
und lies da&#x017F;elb&#x017F;t: &#x017F;ondern &#x017F;ie &#x017F;ind <hi rendition="#aq">&#x017F;tricte</hi> und auf eine &#x017F;olche<lb/>
Art zu erkla&#x0364;ren, wie &#x017F;ie am wenig&#x017F;ten zum Nachtheil des<lb/>
Dritten gereichen, und mit den Vor&#x017F;chriften des gemeinen Rechts<lb/>
am na&#x0364;ch&#x017F;ten u&#x0364;berein&#x017F;timmen <note place="foot" n="38)"><hi rendition="#aq">L 7 C. de <hi rendition="#i">precibus imperat. offerend</hi>. L. 35. pr. <hi rendition="#i">Cod. inoff.<lb/>
te&#x017F;tam</hi>.</hi><hi rendition="#g">Allgemeines Ge&#x017F;etzbuch fu&#x0364;r die Preußi-<lb/>
&#x017F;chen Staaten</hi>. Einleitung §. 58. <hi rendition="#aq">et</hi> 81.</note>. Doch aber muß die Auslegung<lb/>
immer &#x017F;o ge&#x017F;chehen, daß die wohltha&#x0364;tige Ab&#x017F;icht des Ertheilers<lb/>
dabey nicht verfehlt oder vereitelt werde; &#x017F;ondern der Privilegir-<lb/>
te der ihm verliehenen Gnade &#x017F;o vollkommen, als mo&#x0364;glich, ge-<lb/>
nie&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">H 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Z. 13.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0123] eine Ausnahme von der Regel des aͤltern und ſtrengen Rechts enthalten 32). Sie unterſcheiden ſich alſo von Privilegien darin: 1) daß ſie im gemeinem Rechte gegruͤndet ſind, und man alſo nicht erſt darum nachzuſuchen noͤthig hat; dahingegen Privilegien bey dem Landesherrn beſonders erlangt werden muͤſſen. 2). Daß ſie nicht einer einzelnen Perſon oder Sache, ſondern einer ganzen Claſſe von Perſonen oder Sachen, oder allen Unterthanen zu- kommen, inſofern ſie ſich in einem gewiſſen Falle befinden, z. E. wenn ſie Buͤrgſchaft geleiſtet haben, oder in Verfall ihres Ver- moͤgens gerathen ſind (beneficium competentiae) oder eine Erb- ſchaft antreten (beneficium inventarii). Man theilt daher die iura fingularia ein in generalia und ſpecialia. Zu der erſtern Gattung gehoͤren die beſondern Rechte der Erben, der Buͤrgen, der Abweſenden, der Schuldner; zu der letztern Gattung hinge- gen die beſondern Rechte der Minderjaͤhrigen, der Frauensper- ſonen, der Soldaten, der Geiſtlichen, ferner die beſondern Rech- te der Alimente, der Heyrothsguͤter u. dergl. Die iura ſingula- ria ſind nun zwar meiſt vortheilhafte Rechte, daher ſie auch ge- woͤhnlich Beneficia legis, oder Rechtswohlthaten genennt werden. S. 543 Z 4. hinter beweiſet, ſtreiche das uͤbrige der No- te aus, bis S. 544. Z 2. v. u. Franc. Caroli excl. S. 545 Z. 18 lies noch: Es kann daher nicht von einer Sache auf die andere, nicht von einem Orte auf den andern, noch von einer Perſon auf die andere geſchloſſen werden, wenn auch gleich eine andere Perſon mit dem Privilegirten ſich in ganz gleichen Umſtaͤnden befinden ſollte. Der Note 32, jetzt 36, fuͤge am Ende noch bey: L. 141. pr. D. de Reg. iur. Cap. 28 de Reg iur. in 6to. S. 546. Z. 1. nach daher, lies: in der Regel. Z. 2. hinter zu, ſtreiche aus: auſſer, bis gemeſſe. Z. 12. und lies daſelbſt: ſondern ſie ſind ſtricte und auf eine ſolche Art zu erklaͤren, wie ſie am wenigſten zum Nachtheil des Dritten gereichen, und mit den Vorſchriften des gemeinen Rechts am naͤchſten uͤbereinſtimmen 38). Doch aber muß die Auslegung immer ſo geſchehen, daß die wohlthaͤtige Abſicht des Ertheilers dabey nicht verfehlt oder vereitelt werde; ſondern der Privilegir- te der ihm verliehenen Gnade ſo vollkommen, als moͤglich, ge- nieſſe. Z. 13. 38) L 7 C. de precibus imperat. offerend. L. 35. pr. Cod. inoff. teſtam. Allgemeines Geſetzbuch fuͤr die Preußi- ſchen Staaten. Einleitung §. 58. et 81. H 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01verbesserungen_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01verbesserungen_1798/123
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Verbesserungen und Zusätze zum ersten Bande des Glückischen Kommentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1798, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01verbesserungen_1798/123>, abgerufen am 04.12.2024.