Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Verbesserungen und Zusätze zum ersten Bande des Glückischen Kommentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

desherrn 19). Ueberhaupt ist jedoch bey vorkommenden An-
tinomien viel Behutsamkeit nöthig, damit man nicht scheinbare
Widersprüche mit wahren vermischt. Denn zuweilen kann ein
Widerspruch bloß von der Unrichtigkeit der Leseart herrühren,
wovon die L. 34. §. 4. D. de iureiur. ein Beyspiel giebt, welche
zwar der L. 8. §. 5. D. Qui satisdare cog. und der L. 7. §. 3. D.
de obsequ. parent. et patron praest.
entgegen ist, allein nur
darum, weil die meisten Ausgaben der Pandecten eine falsche
Leseart enthalten; denn lieset man mit Haloander und den
Basiliken hoc iusiurandum de calumnia aeque patrono ac
parentibus remittitur,
so verschwindet aller Widerspruch 20). Zu-
weilen hat man auch Stellen in den Pandecten für widersprechend
gehalten, in denen doch die Verschiedenheit der zum Grunde lie-
genden factischen Umstände eine ungleiche Entscheidung nothwen-
dig machte. Man untersuche also vor allen Dingen den Inhalt
solcher Gesetzstellen, die man für contradictorisch hält, und man
wird finden, wie wahr es sey, was Justinian in seiner Con-
stitution de confirmatione Digestor. §. 15. sagt: nämlich daß aller
anscheinende Widerspruch verschwinden werde, si quis subtili
animo diversitatis rationes excutiet.
Zum Beyspiel können die
L. 41. D. de pign. act. und L. 22. D. de pign. et hyp. 21) ferner
die L. ult. D. de condict. caus. data caus. n. sec. und L. 5. §. 1.
D. de praescr. verb.
22) dienen, deren Widerspruch auf solche
Art gar leicht gehoben werden kann, wie ich zu seiner Zeit dar-
thun werde.

S. 412. Z. 15. statt Richtschnuren, lies: Normen.

Z. 16. hinter Rechtsanalogie setze ein?


S. 413.
19) nettelbladt System. elem. iurisprud. positivae Germ. gen.
Lib. I. Sect. III. §. 180 nr. 1. pag. 104.
und hofacker Prin-
cip. iur. civ. Tom. I. §. 142. in fin.
20) eckhard Hermenevt. iur. Lib. I. cap. 7. §. 238. und walch
ad Eundem.
21) sammet Quaestion. for. Qu. 3. in Opusc. pag. 254.
22) Siehe den 4. Band dieses Commentars §. 326 b. Not. 59.
S. 384.

desherrn 19). Ueberhaupt iſt jedoch bey vorkommenden An-
tinomien viel Behutſamkeit noͤthig, damit man nicht ſcheinbare
Widerſpruͤche mit wahren vermiſcht. Denn zuweilen kann ein
Widerſpruch bloß von der Unrichtigkeit der Leſeart herruͤhren,
wovon die L. 34. §. 4. D. de iureiur. ein Beyſpiel giebt, welche
zwar der L. 8. §. 5. D. Qui ſatisdare cog. und der L. 7. §. 3. D.
de obſequ. parent. et patron praeſt.
entgegen iſt, allein nur
darum, weil die meiſten Ausgaben der Pandecten eine falſche
Leſeart enthalten; denn lieſet man mit Haloander und den
Baſiliken hoc iusiurandum de calumnia aeque patrono ac
parentibus remittitur,
ſo verſchwindet aller Widerſpruch 20). Zu-
weilen hat man auch Stellen in den Pandecten fuͤr widerſprechend
gehalten, in denen doch die Verſchiedenheit der zum Grunde lie-
genden factiſchen Umſtaͤnde eine ungleiche Entſcheidung nothwen-
dig machte. Man unterſuche alſo vor allen Dingen den Inhalt
ſolcher Geſetzſtellen, die man fuͤr contradictoriſch haͤlt, und man
wird finden, wie wahr es ſey, was Juſtinian in ſeiner Con-
ſtitution de confirmatione Digeſtor. §. 15. ſagt: naͤmlich daß aller
anſcheinende Widerſpruch verſchwinden werde, ſi quis ſubtili
animo diverſitatis rationes excutiet.
Zum Beyſpiel koͤnnen die
L. 41. D. de pign. act. und L. 22. D. de pign. et hyp. 21) ferner
die L. ult. D. de condict. cauſ. data cauſ. n. ſec. und L. 5. §. 1.
D. de praeſcr. verb.
22) dienen, deren Widerſpruch auf ſolche
Art gar leicht gehoben werden kann, wie ich zu ſeiner Zeit dar-
thun werde.

S. 412. Z. 15. ſtatt Richtſchnuren, lies: Normen.

Z. 16. hinter Rechtsanalogie ſetze ein?


S. 413.
19) nettelbladt Syſtem. elem. iurisprud. poſitivae Germ. gen.
Lib. I. Sect. III. §. 180 nr. 1. pag. 104.
und hofacker Prin-
cip. iur. civ. Tom. I. §. 142. in fin.
20) eckhard Hermenevt. iur. Lib. I. cap. 7. §. 238. und walch
ad Eundem.
21) sammet Quaeſtion. for. Qu. 3. in Opuſc. pag. 254.
22) Siehe den 4. Band dieſes Commentars §. 326 b. Not. 59.
S. 384.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0103" n="95"/><hi rendition="#g">desherrn</hi><note place="foot" n="19)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">nettelbladt</hi> Sy&#x017F;tem. elem. iurisprud. po&#x017F;itivae Germ. gen.<lb/>
Lib. I. Sect. III. §. 180 nr. 1. pag. 104.</hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">hofacker</hi> Prin-<lb/>
cip. iur. civ. Tom. I. §. 142. in fin.</hi></note>. Ueberhaupt i&#x017F;t jedoch bey vorkommenden An-<lb/>
tinomien viel Behut&#x017F;amkeit no&#x0364;thig, damit man nicht &#x017F;cheinbare<lb/>
Wider&#x017F;pru&#x0364;che mit wahren vermi&#x017F;cht. Denn zuweilen kann ein<lb/>
Wider&#x017F;pruch bloß von der Unrichtigkeit der Le&#x017F;eart herru&#x0364;hren,<lb/>
wovon die <hi rendition="#aq">L. 34. §. 4. D. de iureiur.</hi> ein Bey&#x017F;piel giebt, welche<lb/>
zwar der <hi rendition="#aq">L. 8. §. 5. D. Qui &#x017F;atisdare cog.</hi> und der <hi rendition="#aq">L. 7. §. 3. D.<lb/>
de ob&#x017F;equ. parent. et patron prae&#x017F;t.</hi> entgegen i&#x017F;t, allein nur<lb/>
darum, weil die mei&#x017F;ten Ausgaben der Pandecten eine fal&#x017F;che<lb/>
Le&#x017F;eart enthalten; denn lie&#x017F;et man mit <hi rendition="#g">Haloander</hi> und den<lb/><hi rendition="#g">Ba&#x017F;iliken</hi> <hi rendition="#aq">hoc iusiurandum de calumnia <hi rendition="#k">aeque</hi> patrono <hi rendition="#k">ac</hi><lb/>
parentibus remittitur,</hi> &#x017F;o ver&#x017F;chwindet aller Wider&#x017F;pruch <note place="foot" n="20)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">eckhard</hi> Hermenevt. iur. Lib. I. cap.</hi> 7. §. 238. und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">walch</hi><lb/>
ad <hi rendition="#i">Eundem</hi>.</hi></note>. Zu-<lb/>
weilen hat man auch Stellen in den Pandecten fu&#x0364;r wider&#x017F;prechend<lb/>
gehalten, in denen doch die Ver&#x017F;chiedenheit der zum Grunde lie-<lb/>
genden facti&#x017F;chen Um&#x017F;ta&#x0364;nde eine ungleiche Ent&#x017F;cheidung nothwen-<lb/>
dig machte. Man unter&#x017F;uche al&#x017F;o vor allen Dingen den Inhalt<lb/>
&#x017F;olcher Ge&#x017F;etz&#x017F;tellen, die man fu&#x0364;r contradictori&#x017F;ch ha&#x0364;lt, und man<lb/>
wird finden, wie wahr es &#x017F;ey, was <hi rendition="#g">Ju&#x017F;tinian</hi> in &#x017F;einer Con-<lb/>
&#x017F;titution <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">de confirmatione Dige&#x017F;tor.</hi></hi> §. 15. &#x017F;agt: na&#x0364;mlich daß aller<lb/>
an&#x017F;cheinende Wider&#x017F;pruch ver&#x017F;chwinden werde, <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">&#x017F;i quis &#x017F;ubtili<lb/>
animo diver&#x017F;itatis rationes excutiet.</hi></hi> Zum Bey&#x017F;piel ko&#x0364;nnen die<lb/><hi rendition="#aq">L. 41. D. de pign. act.</hi> und <hi rendition="#aq">L. 22. D. de pign. et hyp.</hi> <note place="foot" n="21)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">sammet</hi> Quae&#x017F;tion. for. Qu. 3. in <hi rendition="#i">Opu&#x017F;c</hi>. pag.</hi> 254.</note> ferner<lb/>
die <hi rendition="#aq">L. ult. D. de condict. cau&#x017F;. data cau&#x017F;. n. &#x017F;ec.</hi> und <hi rendition="#aq">L. 5. §. 1.<lb/>
D. de prae&#x017F;cr. verb.</hi> <note place="foot" n="22)">Siehe den 4. Band die&#x017F;es Commentars §. 326 <hi rendition="#aq">b.</hi> Not. 59.<lb/>
S. 384.</note> dienen, deren Wider&#x017F;pruch auf &#x017F;olche<lb/>
Art gar leicht gehoben werden kann, wie ich zu &#x017F;einer Zeit dar-<lb/>
thun werde.</p><lb/>
          <p>S. 412. Z. 15. &#x017F;tatt Richt&#x017F;chnuren, lies: Normen.</p><lb/>
          <p>Z. 16. hinter Rechtsanalogie &#x017F;etze ein?</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">S. 413.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0103] desherrn 19). Ueberhaupt iſt jedoch bey vorkommenden An- tinomien viel Behutſamkeit noͤthig, damit man nicht ſcheinbare Widerſpruͤche mit wahren vermiſcht. Denn zuweilen kann ein Widerſpruch bloß von der Unrichtigkeit der Leſeart herruͤhren, wovon die L. 34. §. 4. D. de iureiur. ein Beyſpiel giebt, welche zwar der L. 8. §. 5. D. Qui ſatisdare cog. und der L. 7. §. 3. D. de obſequ. parent. et patron praeſt. entgegen iſt, allein nur darum, weil die meiſten Ausgaben der Pandecten eine falſche Leſeart enthalten; denn lieſet man mit Haloander und den Baſiliken hoc iusiurandum de calumnia aeque patrono ac parentibus remittitur, ſo verſchwindet aller Widerſpruch 20). Zu- weilen hat man auch Stellen in den Pandecten fuͤr widerſprechend gehalten, in denen doch die Verſchiedenheit der zum Grunde lie- genden factiſchen Umſtaͤnde eine ungleiche Entſcheidung nothwen- dig machte. Man unterſuche alſo vor allen Dingen den Inhalt ſolcher Geſetzſtellen, die man fuͤr contradictoriſch haͤlt, und man wird finden, wie wahr es ſey, was Juſtinian in ſeiner Con- ſtitution de confirmatione Digeſtor. §. 15. ſagt: naͤmlich daß aller anſcheinende Widerſpruch verſchwinden werde, ſi quis ſubtili animo diverſitatis rationes excutiet. Zum Beyſpiel koͤnnen die L. 41. D. de pign. act. und L. 22. D. de pign. et hyp. 21) ferner die L. ult. D. de condict. cauſ. data cauſ. n. ſec. und L. 5. §. 1. D. de praeſcr. verb. 22) dienen, deren Widerſpruch auf ſolche Art gar leicht gehoben werden kann, wie ich zu ſeiner Zeit dar- thun werde. S. 412. Z. 15. ſtatt Richtſchnuren, lies: Normen. Z. 16. hinter Rechtsanalogie ſetze ein? S. 413. 19) nettelbladt Syſtem. elem. iurisprud. poſitivae Germ. gen. Lib. I. Sect. III. §. 180 nr. 1. pag. 104. und hofacker Prin- cip. iur. civ. Tom. I. §. 142. in fin. 20) eckhard Hermenevt. iur. Lib. I. cap. 7. §. 238. und walch ad Eundem. 21) sammet Quaeſtion. for. Qu. 3. in Opuſc. pag. 254. 22) Siehe den 4. Band dieſes Commentars §. 326 b. Not. 59. S. 384.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01verbesserungen_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01verbesserungen_1798/103
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Verbesserungen und Zusätze zum ersten Bande des Glückischen Kommentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1798, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01verbesserungen_1798/103>, abgerufen am 28.11.2024.