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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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1. Buch. 4. Tit.
Namen der Kinder ordentlicherweise die Kindes-
Kinder
nicht, und noch weniger entferntere De-
scendenten,
verstanden werden, so lange nicht die
Umstände einen andern Willen des Ertheilers zu erken-
nen geben. Zweytens: ist das Privilegium dem Privi-
legirten für seine Person, Kinder und Nachkommen
ertheilet worden, so ist im Zweifel nie zu vermuthen, daß
solches nur auf diejenigen Nachkommen gehen solle, wel-
che von männlicher Linie herstammen, wenn nicht entweder
die Gesetze dieses ausdrücklich verordnen 65), oder solches
durch die in dem Privilegium gebrauchte Ausdrücke:
Nachkommen vom Stamm und Namen des
Erwerbers,
oder Nachkommen in der Familie,
zu erkennen gegeben worden ist. In solchen Fällen kön-
nen freylich dergleichen Privilegien auf die Töchter des
Erwerbers, welche durch Verheyrathung aus der Fami-
lie desselben heraus gegangen sind, und deren Descendenz,
da diese den Namen des Erwerbers nicht führt, keines-
weges erstrecket werden. Ich komme nun auf die Real-
privilegien,
deren Wesen darin bestehet, daß sie ei-
ner gewissen Sache verliehen sind, und allen Besitzern
derselben zustehen 66). Solche Realprivilegien sind von
dreyerley Art; entweder sie sind einem gewissen Grund-
stücke
ertheilet, z. B. Steuerfreyheit, Jagdgerechtigkeit,
u. dergl. oder sie sind mit dem Besitz eines gewissen Amts

oder
65) Ein Beispiel enthalten die L. 13. D. de muner. et honorib.
und L. 1. D. de iure immunitat. vermöge welchen die Einem
für seine Person, Kinder und Nachkommen er-
theilte Befreyung von gemeinen Beschwerden blos auf die-
jenigen Descendenten sich erstrecken soll, welche von Manns-
personen abstammen.
66) L. 1. §. 43. D. de aqua quotid. et aestiva. L. 3. §. 1. D. de
Censib.

1. Buch. 4. Tit.
Namen der Kinder ordentlicherweiſe die Kindes-
Kinder
nicht, und noch weniger entferntere De-
ſcendenten,
verſtanden werden, ſo lange nicht die
Umſtaͤnde einen andern Willen des Ertheilers zu erken-
nen geben. Zweytens: iſt das Privilegium dem Privi-
legirten fuͤr ſeine Perſon, Kinder und Nachkommen
ertheilet worden, ſo iſt im Zweifel nie zu vermuthen, daß
ſolches nur auf diejenigen Nachkommen gehen ſolle, wel-
che von maͤnnlicher Linie herſtammen, wenn nicht entweder
die Geſetze dieſes ausdruͤcklich verordnen 65), oder ſolches
durch die in dem Privilegium gebrauchte Ausdruͤcke:
Nachkommen vom Stamm und Namen des
Erwerbers,
oder Nachkommen in der Familie,
zu erkennen gegeben worden iſt. In ſolchen Faͤllen koͤn-
nen freylich dergleichen Privilegien auf die Toͤchter des
Erwerbers, welche durch Verheyrathung aus der Fami-
lie deſſelben heraus gegangen ſind, und deren Deſcendenz,
da dieſe den Namen des Erwerbers nicht fuͤhrt, keines-
weges erſtrecket werden. Ich komme nun auf die Real-
privilegien,
deren Weſen darin beſtehet, daß ſie ei-
ner gewiſſen Sache verliehen ſind, und allen Beſitzern
derſelben zuſtehen 66). Solche Realprivilegien ſind von
dreyerley Art; entweder ſie ſind einem gewiſſen Grund-
ſtuͤcke
ertheilet, z. B. Steuerfreyheit, Jagdgerechtigkeit,
u. dergl. oder ſie ſind mit dem Beſitz eines gewiſſen Amts

oder
65) Ein Beiſpiel enthalten die L. 13. D. de muner. et honorib.
und L. 1. D. de iure immunitat. vermoͤge welchen die Einem
fuͤr ſeine Perſon, Kinder und Nachkommen er-
theilte Befreyung von gemeinen Beſchwerden blos auf die-
jenigen Deſcendenten ſich erſtrecken ſoll, welche von Manns-
perſonen abſtammen.
66) L. 1. §. 43. D. de aqua quotid. et aeſtiva. L. 3. §. 1. D. de
Cenſib.
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[556/0576] 1. Buch. 4. Tit. Namen der Kinder ordentlicherweiſe die Kindes- Kinder nicht, und noch weniger entferntere De- ſcendenten, verſtanden werden, ſo lange nicht die Umſtaͤnde einen andern Willen des Ertheilers zu erken- nen geben. Zweytens: iſt das Privilegium dem Privi- legirten fuͤr ſeine Perſon, Kinder und Nachkommen ertheilet worden, ſo iſt im Zweifel nie zu vermuthen, daß ſolches nur auf diejenigen Nachkommen gehen ſolle, wel- che von maͤnnlicher Linie herſtammen, wenn nicht entweder die Geſetze dieſes ausdruͤcklich verordnen 65), oder ſolches durch die in dem Privilegium gebrauchte Ausdruͤcke: Nachkommen vom Stamm und Namen des Erwerbers, oder Nachkommen in der Familie, zu erkennen gegeben worden iſt. In ſolchen Faͤllen koͤn- nen freylich dergleichen Privilegien auf die Toͤchter des Erwerbers, welche durch Verheyrathung aus der Fami- lie deſſelben heraus gegangen ſind, und deren Deſcendenz, da dieſe den Namen des Erwerbers nicht fuͤhrt, keines- weges erſtrecket werden. Ich komme nun auf die Real- privilegien, deren Weſen darin beſtehet, daß ſie ei- ner gewiſſen Sache verliehen ſind, und allen Beſitzern derſelben zuſtehen 66). Solche Realprivilegien ſind von dreyerley Art; entweder ſie ſind einem gewiſſen Grund- ſtuͤcke ertheilet, z. B. Steuerfreyheit, Jagdgerechtigkeit, u. dergl. oder ſie ſind mit dem Beſitz eines gewiſſen Amts oder 65) Ein Beiſpiel enthalten die L. 13. D. de muner. et honorib. und L. 1. D. de iure immunitat. vermoͤge welchen die Einem fuͤr ſeine Perſon, Kinder und Nachkommen er- theilte Befreyung von gemeinen Beſchwerden blos auf die- jenigen Deſcendenten ſich erſtrecken ſoll, welche von Manns- perſonen abſtammen. 66) L. 1. §. 43. D. de aqua quotid. et aeſtiva. L. 3. §. 1. D. de Cenſib.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/576>, abgerufen am 22.11.2024.