Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.de Constitutionibus Principum. mit einer Person eingehen darf, ist alles eigentliche Dis-pensation 25). Hier folgt die Handlung erst auf die ge- schehene Ausnahme. Allein es kann zuweilen das Factum vor der Ausnahme vorausgehen, und letztere nur dazu dienen sollen, nachtheilige Wirkungen desselben abzuwenden. Diese bekommen ihre besondere Benennungen -- Abo- lition und Aggratiation (restitutio gratiae). Je- ne geschiehet noch vor dem Endurtheil, und bestehet darin, wenn der wider eine Person angestellte peinliche Pro- ceß nicht bis zum Endurtheil fortgesetzt, sondern die Un- tersuchung aus landesherrlicher Gnade aufgehoben, und das Andenken des Verbrechens in Ansehung der peinli- chen Wirkungen gänzlich ausgetilgt wird 26). Letztere erfolgt erst nach dem Endurtheil, und bestehet in einer aus 25) S. I. H. boehmer Exercit. acad. de sublimi Principum ac statuum evangelicorum dispensandi iure in causis et negotiis tam sacris quam profanis. Halae 1722. Auch verdient noch eine andere Schrift bemerkt zu werden: Wem steht in der katholischen Kirche das Recht zu, in geist- lichen Sachen zu dispensiren. Ein Versuch von einem Deutschen. 1787. 8. In vielen Ländern haben die Landesherrn das Recht, dergleichen Dispensation zu er- theilen, unter gewissen Einschränkungen den Consistorien oder Regierungen überlassen. S. Schotts Einleitung in das Eherecht. §. 161. S. 339. Hr. GJR. Böhmer Princip. iur. canon. §. 355. not. d. 26) Ich rede hier von der Abolition im Sinne des heutigen
peinlichen Rechts. Denn mit der Abolition im Sinne des römischen Eriminalrechts hatte es eine ganz andere Be- schaffenheit. Es wird davon im 48. Buch Tit. XVI. gehan- delt werden. Den Unterschied zwischen der heutigen und römischen Abolition haben am besten auseinander gesetzet Quistorp in den Grundsätzen des teutschen peinl. Rechts. 2. Th. 12. Abschn. 2. Kap. §. 850 u. 851. und Ioh. Theoph[.] seger in Diss. de abolitione veteri et hodierna. Lipsiae 1778. de Conſtitutionibus Principum. mit einer Perſon eingehen darf, iſt alles eigentliche Dis-penſation 25). Hier folgt die Handlung erſt auf die ge- ſchehene Ausnahme. Allein es kann zuweilen das Factum vor der Ausnahme vorausgehen, und letztere nur dazu dienen ſollen, nachtheilige Wirkungen deſſelben abzuwenden. Dieſe bekommen ihre beſondere Benennungen — Abo- lition und Aggratiation (reſtitutio gratiae). Je- ne geſchiehet noch vor dem Endurtheil, und beſtehet darin, wenn der wider eine Perſon angeſtellte peinliche Pro- ceß nicht bis zum Endurtheil fortgeſetzt, ſondern die Un- terſuchung aus landesherrlicher Gnade aufgehoben, und das Andenken des Verbrechens in Anſehung der peinli- chen Wirkungen gaͤnzlich ausgetilgt wird 26). Letztere erfolgt erſt nach dem Endurtheil, und beſtehet in einer aus 25) S. I. H. boehmer Exercit. acad. de ſublimi Principum ac ſtatuum evangelicorum diſpenſandi iure in cauſis et negotiis tam ſacris quam profanis. Halae 1722. Auch verdient noch eine andere Schrift bemerkt zu werden: Wem ſteht in der katholiſchen Kirche das Recht zu, in geiſt- lichen Sachen zu diſpenſiren. Ein Verſuch von einem Deutſchen. 1787. 8. In vielen Laͤndern haben die Landesherrn das Recht, dergleichen Diſpenſation zu er- theilen, unter gewiſſen Einſchraͤnkungen den Conſiſtorien oder Regierungen uͤberlaſſen. S. Schotts Einleitung in das Eherecht. §. 161. S. 339. Hr. GJR. Boͤhmer Princip. iur. canon. §. 355. not. d. 26) Ich rede hier von der Abolition im Sinne des heutigen
peinlichen Rechts. Denn mit der Abolition im Sinne des roͤmiſchen Eriminalrechts hatte es eine ganz andere Be- ſchaffenheit. Es wird davon im 48. Buch Tit. XVI. gehan- delt werden. Den Unterſchied zwiſchen der heutigen und roͤmiſchen Abolition haben am beſten auseinander geſetzet Quiſtorp in den Grundſaͤtzen des teutſchen peinl. Rechts. 2. Th. 12. Abſchn. 2. Kap. §. 850 u. 851. und Ioh. Theoph[.] seger in Diſſ. de abolitione veteri et hodierna. Lipſiae 1778. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0561" n="541"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">de Conſtitutionibus Principum.</hi></fw><lb/> mit einer Perſon eingehen darf, iſt alles eigentliche Dis-<lb/> penſation <note place="foot" n="25)">S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">I. H</hi>. <hi rendition="#k">boehmer</hi> Exercit. acad. de ſublimi Principum ac<lb/> ſtatuum evangelicorum diſpenſandi iure in cauſis et negotiis<lb/> tam ſacris quam profanis. Halae</hi> 1722. Auch verdient noch<lb/> eine andere Schrift bemerkt zu werden: <hi rendition="#g">Wem ſteht in<lb/> der katholiſchen Kirche das Recht zu, in geiſt-<lb/> lichen Sachen zu diſpenſiren. Ein Verſuch von<lb/> einem Deutſchen</hi>. 1787. 8. In vielen Laͤndern haben<lb/> die Landesherrn das Recht, dergleichen Diſpenſation zu er-<lb/> theilen, unter gewiſſen Einſchraͤnkungen den Conſiſtorien oder<lb/> Regierungen uͤberlaſſen. S. <hi rendition="#g">Schotts</hi> Einleitung in das<lb/> Eherecht. §. 161. S. 339. Hr. GJR. <hi rendition="#g">Boͤhmer</hi> <hi rendition="#aq">Princip.<lb/> iur. canon. §. 355. not. d.</hi></note>. Hier folgt die Handlung erſt auf die ge-<lb/> ſchehene Ausnahme. Allein es kann zuweilen das Factum<lb/> vor der Ausnahme vorausgehen, und letztere nur dazu<lb/> dienen ſollen, nachtheilige Wirkungen deſſelben abzuwenden.<lb/> Dieſe bekommen ihre beſondere Benennungen — <hi rendition="#g">Abo-<lb/> lition</hi> und <hi rendition="#g">Aggratiation</hi> (<hi rendition="#aq">reſtitutio gratiae</hi>). Je-<lb/> ne geſchiehet noch vor dem Endurtheil, und beſtehet darin,<lb/> wenn der wider eine Perſon angeſtellte peinliche Pro-<lb/> ceß nicht bis zum Endurtheil fortgeſetzt, ſondern die Un-<lb/> terſuchung aus landesherrlicher Gnade aufgehoben, und<lb/> das Andenken des Verbrechens in Anſehung der peinli-<lb/> chen Wirkungen gaͤnzlich ausgetilgt wird <note place="foot" n="26)">Ich rede hier von der <hi rendition="#g">Abolition</hi> im Sinne des heutigen<lb/> peinlichen Rechts. Denn mit der <hi rendition="#g">Abolition</hi> im Sinne<lb/> des roͤmiſchen Eriminalrechts hatte es eine ganz andere Be-<lb/> ſchaffenheit. Es wird davon im 48. Buch <hi rendition="#aq">Tit. XVI.</hi> gehan-<lb/> delt werden. Den Unterſchied zwiſchen der <hi rendition="#g">heutigen</hi> und<lb/><hi rendition="#g">roͤmiſchen</hi> Abolition haben am beſten auseinander geſetzet<lb/><hi rendition="#g">Quiſtorp</hi> in den Grundſaͤtzen des teutſchen peinl. Rechts.<lb/> 2. Th. 12. Abſchn. 2. Kap. §. 850 u. 851. und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ioh. Theoph<supplied>.</supplied></hi><lb/><hi rendition="#k">seger</hi> in Diſſ. de abolitione veteri et hodierna. <hi rendition="#i">Lipſiae</hi></hi> 1778.</note>. Letztere<lb/> erfolgt erſt nach dem Endurtheil, und beſtehet in einer<lb/> <fw place="bottom" type="catch">aus</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [541/0561]
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vor der Ausnahme vorausgehen, und letztere nur dazu
dienen ſollen, nachtheilige Wirkungen deſſelben abzuwenden.
Dieſe bekommen ihre beſondere Benennungen — Abo-
lition und Aggratiation (reſtitutio gratiae). Je-
ne geſchiehet noch vor dem Endurtheil, und beſtehet darin,
wenn der wider eine Perſon angeſtellte peinliche Pro-
ceß nicht bis zum Endurtheil fortgeſetzt, ſondern die Un-
terſuchung aus landesherrlicher Gnade aufgehoben, und
das Andenken des Verbrechens in Anſehung der peinli-
chen Wirkungen gaͤnzlich ausgetilgt wird 26). Letztere
erfolgt erſt nach dem Endurtheil, und beſtehet in einer
aus
25) S. I. H. boehmer Exercit. acad. de ſublimi Principum ac
ſtatuum evangelicorum diſpenſandi iure in cauſis et negotiis
tam ſacris quam profanis. Halae 1722. Auch verdient noch
eine andere Schrift bemerkt zu werden: Wem ſteht in
der katholiſchen Kirche das Recht zu, in geiſt-
lichen Sachen zu diſpenſiren. Ein Verſuch von
einem Deutſchen. 1787. 8. In vielen Laͤndern haben
die Landesherrn das Recht, dergleichen Diſpenſation zu er-
theilen, unter gewiſſen Einſchraͤnkungen den Conſiſtorien oder
Regierungen uͤberlaſſen. S. Schotts Einleitung in das
Eherecht. §. 161. S. 339. Hr. GJR. Boͤhmer Princip.
iur. canon. §. 355. not. d.
26) Ich rede hier von der Abolition im Sinne des heutigen
peinlichen Rechts. Denn mit der Abolition im Sinne
des roͤmiſchen Eriminalrechts hatte es eine ganz andere Be-
ſchaffenheit. Es wird davon im 48. Buch Tit. XVI. gehan-
delt werden. Den Unterſchied zwiſchen der heutigen und
roͤmiſchen Abolition haben am beſten auseinander geſetzet
Quiſtorp in den Grundſaͤtzen des teutſchen peinl. Rechts.
2. Th. 12. Abſchn. 2. Kap. §. 850 u. 851. und Ioh. Theoph.
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