Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.1. Buch. 4. Tit. che zum Vortheil oder Nachtheil des Dispensirten ge-reichen 23). Zur letzten Gattung gehört, wenn der Lan- desherr einem gewissen Delinquenten, um ein Exempel zu statuiren, eine härtere Strafe dictirt, als die in den Gesetzen bestimmte ist, wie z. B. Kaiser Hadrian der Umbriciä, welcher er der an ihren Mägden verübten Grau- samkeit halber fünfjährige Landesverweisung zuerkannte 24). Hier ist jedoch die Strafe nur auf einen Fall einge- schränkt, und hat ein Ende, wenn sie einmal vollstreckt ist; allein bey verhaßten Privilegien äussert sich die Wirkung der Strafe in mehreren zukünftigen Fällen, so oft andere Unterthanen nach dem gemeinen Recht be- handelt werden, und die Vertheile desselben geniessen, wie die oben angeführten Beyspiele zu erkennen geben. Die günstigen Dispensationen können von mit 23) §. 6. I. de I. N. G. et C. L. 1. §. 2. D. h. t. 24) L. 2. D. de bis, qui sunt sui vel alieni iuris. Ein anders
Beyspiel vom K. claudius erzählt suetonius in eius vita cap. 14. 1. Buch. 4. Tit. che zum Vortheil oder Nachtheil des Dispenſirten ge-reichen 23). Zur letzten Gattung gehoͤrt, wenn der Lan- desherr einem gewiſſen Delinquenten, um ein Exempel zu ſtatuiren, eine haͤrtere Strafe dictirt, als die in den Geſetzen beſtimmte iſt, wie z. B. Kaiſer Hadrian der Umbriciaͤ, welcher er der an ihren Maͤgden veruͤbten Grau- ſamkeit halber fuͤnfjaͤhrige Landesverweiſung zuerkannte 24). Hier iſt jedoch die Strafe nur auf einen Fall einge- ſchraͤnkt, und hat ein Ende, wenn ſie einmal vollſtreckt iſt; allein bey verhaßten Privilegien aͤuſſert ſich die Wirkung der Strafe in mehreren zukuͤnftigen Faͤllen, ſo oft andere Unterthanen nach dem gemeinen Recht be- handelt werden, und die Vertheile deſſelben genieſſen, wie die oben angefuͤhrten Beyſpiele zu erkennen geben. Die guͤnſtigen Dispenſationen koͤnnen von mit 23) §. 6. I. de I. N. G. et C. L. 1. §. 2. D. h. t. 24) L. 2. D. de bis, qui ſunt ſui vel alieni iuris. Ein anders
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1. Buch. 4. Tit.
che zum Vortheil oder Nachtheil des Dispenſirten ge-
reichen 23). Zur letzten Gattung gehoͤrt, wenn der Lan-
desherr einem gewiſſen Delinquenten, um ein Exempel
zu ſtatuiren, eine haͤrtere Strafe dictirt, als die in den
Geſetzen beſtimmte iſt, wie z. B. Kaiſer Hadrian der
Umbriciaͤ, welcher er der an ihren Maͤgden veruͤbten Grau-
ſamkeit halber fuͤnfjaͤhrige Landesverweiſung zuerkannte 24).
Hier iſt jedoch die Strafe nur auf einen Fall einge-
ſchraͤnkt, und hat ein Ende, wenn ſie einmal vollſtreckt
iſt; allein bey verhaßten Privilegien aͤuſſert ſich
die Wirkung der Strafe in mehreren zukuͤnftigen Faͤllen,
ſo oft andere Unterthanen nach dem gemeinen Recht be-
handelt werden, und die Vertheile deſſelben genieſſen, wie
die oben angefuͤhrten Beyſpiele zu erkennen geben.
Die guͤnſtigen Dispenſationen koͤnnen von
mancherley Art ſeyn. Sie gehen entweder auf eine noch
zukuͤnftige Handlung, oder auf eine ſchon geſchehene
Handlung. Im erſtern Fall heißt eine ſolche Verord-
nung, wodurch ein Unterthan die Erlaubniß erhaͤlt, eine
in den Geſetzen ſonſt vorgeſchriebene und befohlne Hand-
lung unterlaſſen, oder eine ſonſt verbotene Handlung un-
ternehmen zu duͤrfen, eine Dispenſation im eigent-
ſten Verſtande. Z. B. die Erlaubniß, daß Einer ſich
trauen laſſen darf ohne vorhergehendes Aufgebot, oder in
der ſogenannten geſchloſſenen Zeit, z. B. unter waͤhren-
der Adventszeit, oder daß Einer ſich darf von einem in-
kompetenten Pfarrer auſſer der Parochie kopuliren laſſen,
oder daß Jemand ſonſt eine in den Geſetzen verbotene Ehe
mit
23) §. 6. I. de I. N. G. et C. L. 1. §. 2. D. h. t.
24) L. 2. D. de bis, qui ſunt ſui vel alieni iuris. Ein anders
Beyſpiel vom K. claudius erzaͤhlt suetonius in eius vita
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