Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

de Legibus, Senatusconsultis et longa consuet.
setzt, die vom Landesherrn zu Erreichung eines gemein-
schaftlichen Endzwecks ist bestätiget, oder gestiftet wor-
den; so giebt es nun so mancherley Gattungen solcher
moralischer Personen, so verschieden diese gesellschaftliche
Verbindungen unter den Menschen in Absicht ihres End-
zwecks, ihrer Mitglieder und ihrer innern Verfassung
seyn können. Der Zweck, wozu Collegien oder Gemein-
heiten gestiftet sind, kann entweder ein geistlicher, --
Gottesverehrung, oder ein weltlicher seyn, der auf
die Regierung des Staats, oder auf die Erleichterung
gewisser Erwerbungsmittel, oder auf die Beförderung
eines andern Nutzens, abzielt; im ersten Fall werden
sie kirchliche oder religiöse 67), z. B. Kirchen,
Stifter, Klöster; im zweyten aber weltliche Gemein-
heiten oder Collegien genennt, z. B. Landesregierungen,
Städte, Dörfer, Innungen und Zünfte der Handwer-
ker etc. Schulen und Academien werden jedoch bekann-
ten Rechten nach zu denen universitatibus ecclesiasticis,
auch selbst unter den Protestanten gerechnet; auf was
für Gründen aber diese Einrichtung beruhet, dieses aus-
einander zu setzen, gehört nicht hierher 68). Ferner un-
terscheiden sich universitates personarum auch in An-
sehung ihrer Glieder von einander, je nachdem diese
entweder individual- oder moralische Personen sind. Im
erstern Fall werden sie Collegien; im zweyten aber
Corpora im eigentlichen Verstande genennt. Mehrere

Collegia
67) Daß in den kanonischen Rechten universitates ecclesiasticae,
und congregationes religiosae von einander verschieden sind,
ist bekannt, denn letztere haben ein religiöses Ordensleben
zum Endzweck. S. G. L. boehmer Princip. iur. canon.
Lib. III. Sect. III.
S. 309.
68) S. G. L. boehmer Princip. iur. canon. Lib. III. Sect. III.
Tit.
6. §. 455. u. 456.
H h 2

de Legibus, Senatusconſultis et longa conſuet.
ſetzt, die vom Landesherrn zu Erreichung eines gemein-
ſchaftlichen Endzwecks iſt beſtaͤtiget, oder geſtiftet wor-
den; ſo giebt es nun ſo mancherley Gattungen ſolcher
moraliſcher Perſonen, ſo verſchieden dieſe geſellſchaftliche
Verbindungen unter den Menſchen in Abſicht ihres End-
zwecks, ihrer Mitglieder und ihrer innern Verfaſſung
ſeyn koͤnnen. Der Zweck, wozu Collegien oder Gemein-
heiten geſtiftet ſind, kann entweder ein geiſtlicher, —
Gottesverehrung, oder ein weltlicher ſeyn, der auf
die Regierung des Staats, oder auf die Erleichterung
gewiſſer Erwerbungsmittel, oder auf die Befoͤrderung
eines andern Nutzens, abzielt; im erſten Fall werden
ſie kirchliche oder religioͤſe 67), z. B. Kirchen,
Stifter, Kloͤſter; im zweyten aber weltliche Gemein-
heiten oder Collegien genennt, z. B. Landesregierungen,
Staͤdte, Doͤrfer, Innungen und Zuͤnfte der Handwer-
ker ꝛc. Schulen und Academien werden jedoch bekann-
ten Rechten nach zu denen univerſitatibus eccleſiaſticis,
auch ſelbſt unter den Proteſtanten gerechnet; auf was
fuͤr Gruͤnden aber dieſe Einrichtung beruhet, dieſes aus-
einander zu ſetzen, gehoͤrt nicht hierher 68). Ferner un-
terſcheiden ſich univerſitates perſonarum auch in An-
ſehung ihrer Glieder von einander, je nachdem dieſe
entweder individual- oder moraliſche Perſonen ſind. Im
erſtern Fall werden ſie Collegien; im zweyten aber
Corpora im eigentlichen Verſtande genennt. Mehrere

Collegia
67) Daß in den kanoniſchen Rechten univerſitates eccleſiaſticae,
und congregationes religioſae von einander verſchieden ſind,
iſt bekannt, denn letztere haben ein religioͤſes Ordensleben
zum Endzweck. S. G. L. boehmer Princip. iur. canon.
Lib. III. Sect. III.
S. 309.
68) S. G. L. boehmer Princip. iur. canon. Lib. III. Sect. III.
Tit.
6. §. 455. u. 456.
H h 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0501" n="481"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">de Legibus, Senatuscon&#x017F;ultis et longa con&#x017F;uet.</hi></fw><lb/>
&#x017F;etzt, die vom Landesherrn zu Erreichung eines gemein-<lb/>
&#x017F;chaftlichen Endzwecks i&#x017F;t be&#x017F;ta&#x0364;tiget, oder ge&#x017F;tiftet wor-<lb/>
den; &#x017F;o giebt es nun &#x017F;o mancherley Gattungen &#x017F;olcher<lb/>
morali&#x017F;cher Per&#x017F;onen, &#x017F;o ver&#x017F;chieden die&#x017F;e ge&#x017F;ell&#x017F;chaftliche<lb/>
Verbindungen unter den Men&#x017F;chen in Ab&#x017F;icht ihres End-<lb/>
zwecks, ihrer Mitglieder und ihrer innern Verfa&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
&#x017F;eyn ko&#x0364;nnen. Der <hi rendition="#g">Zweck</hi>, wozu Collegien oder Gemein-<lb/>
heiten ge&#x017F;tiftet &#x017F;ind, kann entweder ein <hi rendition="#g">gei&#x017F;tlicher</hi>, &#x2014;<lb/>
Gottesverehrung, oder ein <hi rendition="#g">weltlicher</hi> &#x017F;eyn, der auf<lb/>
die Regierung des Staats, oder auf die Erleichterung<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;er Erwerbungsmittel, oder auf die Befo&#x0364;rderung<lb/>
eines andern Nutzens, abzielt; im er&#x017F;ten Fall werden<lb/>
&#x017F;ie <hi rendition="#g">kirchliche</hi> oder <hi rendition="#g">religio&#x0364;&#x017F;e</hi> <note place="foot" n="67)">Daß in den kanoni&#x017F;chen Rechten <hi rendition="#aq">univer&#x017F;itates eccle&#x017F;ia&#x017F;ticae,</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">congregationes religio&#x017F;ae</hi> von einander ver&#x017F;chieden &#x017F;ind,<lb/>
i&#x017F;t bekannt, denn letztere haben ein religio&#x0364;&#x017F;es Ordensleben<lb/>
zum Endzweck. S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">G. L.</hi><hi rendition="#k">boehmer</hi> Princip. iur. canon.<lb/>
Lib. III. Sect. III.</hi> S. 309.</note>, z. B. Kirchen,<lb/>
Stifter, Klo&#x0364;&#x017F;ter; im zweyten aber <hi rendition="#g">weltliche</hi> Gemein-<lb/>
heiten oder Collegien genennt, z. B. Landesregierungen,<lb/>
Sta&#x0364;dte, Do&#x0364;rfer, Innungen und Zu&#x0364;nfte der Handwer-<lb/>
ker &#xA75B;c. Schulen und Academien werden jedoch bekann-<lb/>
ten Rechten nach zu denen <hi rendition="#aq">univer&#x017F;itatibus eccle&#x017F;ia&#x017F;ticis,</hi><lb/>
auch &#x017F;elb&#x017F;t unter den Prote&#x017F;tanten gerechnet; auf was<lb/>
fu&#x0364;r Gru&#x0364;nden aber die&#x017F;e Einrichtung beruhet, die&#x017F;es aus-<lb/>
einander zu &#x017F;etzen, geho&#x0364;rt nicht hierher <note place="foot" n="68)">S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">G. L.</hi><hi rendition="#k">boehmer</hi> Princip. iur. canon. Lib. III. Sect. III.<lb/>
Tit.</hi> 6. §. 455. u. 456.</note>. Ferner un-<lb/>
ter&#x017F;cheiden &#x017F;ich <hi rendition="#aq">univer&#x017F;itates per&#x017F;onarum</hi> auch in An-<lb/>
&#x017F;ehung ihrer <hi rendition="#g">Glieder</hi> von einander, je nachdem die&#x017F;e<lb/>
entweder individual- oder morali&#x017F;che Per&#x017F;onen &#x017F;ind. Im<lb/>
er&#x017F;tern Fall werden &#x017F;ie <hi rendition="#g">Collegien</hi>; im zweyten aber<lb/><hi rendition="#g">Corpora</hi> im eigentlichen Ver&#x017F;tande genennt. Mehrere<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Collegia</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[481/0501] de Legibus, Senatusconſultis et longa conſuet. ſetzt, die vom Landesherrn zu Erreichung eines gemein- ſchaftlichen Endzwecks iſt beſtaͤtiget, oder geſtiftet wor- den; ſo giebt es nun ſo mancherley Gattungen ſolcher moraliſcher Perſonen, ſo verſchieden dieſe geſellſchaftliche Verbindungen unter den Menſchen in Abſicht ihres End- zwecks, ihrer Mitglieder und ihrer innern Verfaſſung ſeyn koͤnnen. Der Zweck, wozu Collegien oder Gemein- heiten geſtiftet ſind, kann entweder ein geiſtlicher, — Gottesverehrung, oder ein weltlicher ſeyn, der auf die Regierung des Staats, oder auf die Erleichterung gewiſſer Erwerbungsmittel, oder auf die Befoͤrderung eines andern Nutzens, abzielt; im erſten Fall werden ſie kirchliche oder religioͤſe 67), z. B. Kirchen, Stifter, Kloͤſter; im zweyten aber weltliche Gemein- heiten oder Collegien genennt, z. B. Landesregierungen, Staͤdte, Doͤrfer, Innungen und Zuͤnfte der Handwer- ker ꝛc. Schulen und Academien werden jedoch bekann- ten Rechten nach zu denen univerſitatibus eccleſiaſticis, auch ſelbſt unter den Proteſtanten gerechnet; auf was fuͤr Gruͤnden aber dieſe Einrichtung beruhet, dieſes aus- einander zu ſetzen, gehoͤrt nicht hierher 68). Ferner un- terſcheiden ſich univerſitates perſonarum auch in An- ſehung ihrer Glieder von einander, je nachdem dieſe entweder individual- oder moraliſche Perſonen ſind. Im erſtern Fall werden ſie Collegien; im zweyten aber Corpora im eigentlichen Verſtande genennt. Mehrere Collegia 67) Daß in den kanoniſchen Rechten univerſitates eccleſiaſticae, und congregationes religioſae von einander verſchieden ſind, iſt bekannt, denn letztere haben ein religioͤſes Ordensleben zum Endzweck. S. G. L. boehmer Princip. iur. canon. Lib. III. Sect. III. S. 309. 68) S. G. L. boehmer Princip. iur. canon. Lib. III. Sect. III. Tit. 6. §. 455. u. 456. H h 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/501
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/501>, abgerufen am 25.11.2024.