Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.1. Buch 1. Tit. ex proprio quodam iure et variis causarum figurisihre Entstehung herleiten, vornehmlich diejenigen verstan- den zu haben, die sowohl unmittelbar aus Gesetzen, als welche quasi ex contractu oder quasi ex delicto her- rühren. Schon Anton Schulting in notis ad Gaii institut. L. II. Tit. 9. Iurisprud. Antejust. pag. 144. edit. Ayrer. erklärte sich diese Worte des Gajus also: Sub illis, quae proprio quodam iure ex variis causarum figuris nascuntur, comprehendere vi- detur, tam quae quasi ex contractu vel quasi ex de- licto sunt, quam quae ex lege, edicto, vel alio simili iure nascuntur. Und Herr Prof. Weber hat diese Erklärung in seinem klassischen Werk von der natür- lichen Verbindlichkeit 1. Abtheil. §. 22. S. 55. aus der Verbindung der Fragmente des Gajus, worin derselbe von dem Entstehungsgrund der Verbindlichkeiten handelt, und welche in den Pandecten 40) nach eben der Reihe und Folge geordnet sind, wie man sie in seinen Schriften selbst angetroffen, so einleuchtend bewiesen, daß ich ihm hierin beyzutreten, kein Bedenken finde. Denn wenn der Jurist zuförderst (princ. cit. Leg.) die Haupt- quellen der Verbindlichkeiten in allgemeinen angiebt; nehmlich den Contract, das Verbrechen, und das- jenige besondere Fundament, so er unter dem proprio iure 40) Vergleiche L. 1. 4. et 5. D. de obligat. et act. Alle die-
se Fragmente sind aus des gaii libris Aureorum ge- nommen, wie die Inscription derselben lehrt, und zwar L. 1. ex lib. 2. Aureorum; L. 4. und 5. aber ex lib. 3. Aureor. die Ueberschrift des L. 4. heißt gaivs lib. 3. Rerum Quotidianarum, sive Aureorum. Vermuthlich gab Gajus seinem Buch diesen Titul, weil gemeinnützige Sa- chen darinn enthalten, so in foro täglich vorkommen, und welche eben deßwegen besonders schätzbar waren. S. Franc. Car. conradi de Caii libris Rer. Quotid. sive Aurcorum in Parergis Lib. 1. n. VII. p. 113. 1. Buch 1. Tit. ex proprio quodam iure et variis cauſarum figurisihre Entſtehung herleiten, vornehmlich diejenigen verſtan- den zu haben, die ſowohl unmittelbar aus Geſetzen, als welche quaſi ex contractu oder quaſi ex delicto her- ruͤhren. Schon Anton Schulting in notis ad Gaii inſtitut. L. II. Tit. 9. Iurisprud. Antejuſt. pag. 144. edit. Ayrer. erklaͤrte ſich dieſe Worte des Gajus alſo: Sub illis, quae proprio quodam iure ex variis cauſarum figuris naſcuntur, comprehendere vi- detur, tam quae quaſi ex contractu vel quaſi ex de- licto ſunt, quam quae ex lege, edicto, vel alio ſimili iure naſcuntur. Und Herr Prof. Weber hat dieſe Erklaͤrung in ſeinem klaſſiſchen Werk von der natuͤr- lichen Verbindlichkeit 1. Abtheil. §. 22. S. 55. aus der Verbindung der Fragmente des Gajus, worin derſelbe von dem Entſtehungsgrund der Verbindlichkeiten handelt, und welche in den Pandecten 40) nach eben der Reihe und Folge geordnet ſind, wie man ſie in ſeinen Schriften ſelbſt angetroffen, ſo einleuchtend bewieſen, daß ich ihm hierin beyzutreten, kein Bedenken finde. Denn wenn der Juriſt zufoͤrderſt (princ. cit. Leg.) die Haupt- quellen der Verbindlichkeiten in allgemeinen angiebt; nehmlich den Contract, das Verbrechen, und das- jenige beſondere Fundament, ſo er unter dem proprio iure 40) Vergleiche L. 1. 4. et 5. D. de obligat. et act. Alle die-
ſe Fragmente ſind aus des gaii libris Aureorum ge- nommen, wie die Inſcription derſelben lehrt, und zwar L. 1. ex lib. 2. Aureorum; L. 4. und 5. aber ex lib. 3. Aureor. die Ueberſchrift des L. 4. heißt gaivs lib. 3. Rerum Quotidianarum, ſive Aureorum. Vermuthlich gab Gajus ſeinem Buch dieſen Titul, weil gemeinnuͤtzige Sa- chen darinn enthalten, ſo in foro taͤglich vorkommen, und welche eben deßwegen beſonders ſchaͤtzbar waren. S. Franc. Car. conradi de Caii libris Rer. Quotid. ſive Aurcorum in Parergis Lib. 1. n. VII. p. 113. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0050" n="30"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">1. Buch 1. Tit.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">ex proprio quodam iure et variis cauſarum figuris</hi><lb/> ihre Entſtehung herleiten, vornehmlich diejenigen verſtan-<lb/> den zu haben, die ſowohl unmittelbar aus Geſetzen, als<lb/> welche <hi rendition="#aq">quaſi ex contractu</hi> oder <hi rendition="#aq">quaſi ex delicto</hi> her-<lb/> ruͤhren. Schon <hi rendition="#g">Anton</hi> <hi rendition="#fr">Schulting</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">in notis ad<lb/> Gaii inſtitut.</hi> L. II. Tit. 9. <hi rendition="#i">Iurisprud. Antejuſt.</hi><lb/> pag. 144. edit. <hi rendition="#i">Ayrer.</hi></hi> erklaͤrte ſich dieſe Worte des<lb/><hi rendition="#fr">Gajus</hi> alſo: <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Sub illis, quae proprio quodam iure ex<lb/> variis cauſarum figuris naſcuntur, comprehendere vi-<lb/> detur, tam quae quaſi ex contractu vel quaſi ex de-<lb/> licto ſunt, quam quae ex lege, edicto, vel alio ſimili<lb/> iure naſcuntur.</hi></hi> Und Herr Prof. <hi rendition="#fr">Weber</hi> hat dieſe<lb/> Erklaͤrung in ſeinem klaſſiſchen Werk <hi rendition="#g">von der natuͤr-<lb/> lichen Verbindlichkeit</hi> 1. Abtheil. §. 22. S. 55.<lb/> aus der Verbindung der Fragmente des <hi rendition="#fr">Gajus,</hi> worin<lb/> derſelbe von dem Entſtehungsgrund der Verbindlichkeiten<lb/> handelt, und welche in den Pandecten <note place="foot" n="40)">Vergleiche <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">L. 1. 4. et 5. D. de obligat. et act.</hi></hi> Alle die-<lb/> ſe Fragmente ſind aus des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">gaii</hi></hi><hi rendition="#i">libris Aureorum</hi></hi> ge-<lb/> nommen, wie die Inſcription derſelben lehrt, und zwar<lb/><hi rendition="#aq">L. 1. ex lib. 2. Aureorum; L.</hi> 4. und 5. aber <hi rendition="#aq">ex lib. 3.<lb/> Aureor.</hi> die Ueberſchrift des <hi rendition="#aq">L.</hi> 4. heißt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">gaivs</hi></hi><hi rendition="#i">lib. 3.<lb/> Rerum Quotidianarum, ſive Aureorum.</hi></hi> Vermuthlich gab<lb/> Gajus ſeinem Buch dieſen Titul, weil gemeinnuͤtzige Sa-<lb/> chen darinn enthalten, ſo in <hi rendition="#aq">foro</hi> taͤglich vorkommen,<lb/> und welche eben deßwegen beſonders ſchaͤtzbar waren. S.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Franc. Car.</hi><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">conradi</hi></hi><hi rendition="#i">de Caii libris Rer. Quotid. ſive<lb/> Aurcorum</hi> in Parergis Lib. 1. n. VII. p.</hi> 113.</note> nach eben der<lb/> Reihe und Folge geordnet ſind, wie man ſie in ſeinen<lb/> Schriften ſelbſt angetroffen, ſo einleuchtend bewieſen, daß<lb/> ich ihm hierin beyzutreten, kein Bedenken finde. Denn<lb/> wenn der Juriſt zufoͤrderſt (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">princ. cit. Leg.</hi></hi>) die Haupt-<lb/> quellen der Verbindlichkeiten in allgemeinen angiebt;<lb/> nehmlich den <hi rendition="#g">Contract,</hi> das <hi rendition="#g">Verbrechen,</hi> und das-<lb/> jenige beſondere Fundament, ſo er unter dem <hi rendition="#aq">proprio</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">iure</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0050]
1. Buch 1. Tit.
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ihre Entſtehung herleiten, vornehmlich diejenigen verſtan-
den zu haben, die ſowohl unmittelbar aus Geſetzen, als
welche quaſi ex contractu oder quaſi ex delicto her-
ruͤhren. Schon Anton Schulting in notis ad
Gaii inſtitut. L. II. Tit. 9. Iurisprud. Antejuſt.
pag. 144. edit. Ayrer. erklaͤrte ſich dieſe Worte des
Gajus alſo: Sub illis, quae proprio quodam iure ex
variis cauſarum figuris naſcuntur, comprehendere vi-
detur, tam quae quaſi ex contractu vel quaſi ex de-
licto ſunt, quam quae ex lege, edicto, vel alio ſimili
iure naſcuntur. Und Herr Prof. Weber hat dieſe
Erklaͤrung in ſeinem klaſſiſchen Werk von der natuͤr-
lichen Verbindlichkeit 1. Abtheil. §. 22. S. 55.
aus der Verbindung der Fragmente des Gajus, worin
derſelbe von dem Entſtehungsgrund der Verbindlichkeiten
handelt, und welche in den Pandecten 40) nach eben der
Reihe und Folge geordnet ſind, wie man ſie in ſeinen
Schriften ſelbſt angetroffen, ſo einleuchtend bewieſen, daß
ich ihm hierin beyzutreten, kein Bedenken finde. Denn
wenn der Juriſt zufoͤrderſt (princ. cit. Leg.) die Haupt-
quellen der Verbindlichkeiten in allgemeinen angiebt;
nehmlich den Contract, das Verbrechen, und das-
jenige beſondere Fundament, ſo er unter dem proprio
iure
40) Vergleiche L. 1. 4. et 5. D. de obligat. et act. Alle die-
ſe Fragmente ſind aus des gaii libris Aureorum ge-
nommen, wie die Inſcription derſelben lehrt, und zwar
L. 1. ex lib. 2. Aureorum; L. 4. und 5. aber ex lib. 3.
Aureor. die Ueberſchrift des L. 4. heißt gaivs lib. 3.
Rerum Quotidianarum, ſive Aureorum. Vermuthlich gab
Gajus ſeinem Buch dieſen Titul, weil gemeinnuͤtzige Sa-
chen darinn enthalten, ſo in foro taͤglich vorkommen,
und welche eben deßwegen beſonders ſchaͤtzbar waren. S.
Franc. Car. conradi de Caii libris Rer. Quotid. ſive
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