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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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stand, der schon zu einen ziemlichen Grad der Probabili-
tät gebracht worden ist, durch diesen Eid völlig ausser
Zweifel zu setzen, so kann allerdings darauf erkannt wer-
den 55).

Hiermit beschließt nun unser Autor diese wichtige
Materie vom Gewohnheitsrecht, wenn nun gleich in an-
dern Systemen und Commentarien ausser den vorgetrage-
nen Sätzen auch noch von der Wirkung und Auslegung
eines Gewohnheitsrechts gehandelt zu werden pflegt, so
erfordern doch diese Puncte keine weitläuftige Erörterung,
sondern lassen sich daraus, daß die rechtlichen Gewohnhei-
ten die Gesetze nachahmen 56) und mit ihnen gleiche Kraft
und Wirkung behaupten 57), von selbst herleiten. Durch
gewohnheiten werden daher nicht nur neue Gesetze einge-
führt 58), und den dunklen Gesetzen ein bestimmter Sinn
gegeben 59), sondern es können sogar geschriebene Gesetze
durch neue Gewohnheitsrechte ihre Kraft verlieren 60).
Die Frage, ob Gewohnheitsrechte nur allein stricte zu
erklären, wird zwar insgemein bejahet 61), allein andere

lassen
55) malblanc doctr. de iureiurando S. 276. kemmerich
a. a. O. §. XVII. S. 84.
56) §. 9. I. de I. N. G. et C. diuturni mores consensu uten-
tium comprobati, legem imitantur.
57) L. 32. 33. 35. 36. u. 38. D. h. t. S. Tob. Iac. rein-
harth
Diss. de iuris non scripti extra territorium efficientia.
Goett.
1737.
58) L. 32. pr. D. h. t.
59) L. 37. D. h. t. Optima est Legum interpres consuetudo.
60) L. 32. §. 1. D. h. t. Diesem ist L. 2. C. quae sit longa
consuet.
nicht entgegen, wie ich ad §. 93. zeigen werde.
61) S. gaertner Meditat, pract. ad Pandect. h. t. med. 15.

1. Buch. 3. Tit.
ſtand, der ſchon zu einen ziemlichen Grad der Probabili-
taͤt gebracht worden iſt, durch dieſen Eid voͤllig auſſer
Zweifel zu ſetzen, ſo kann allerdings darauf erkannt wer-
den 55).

Hiermit beſchließt nun unſer Autor dieſe wichtige
Materie vom Gewohnheitsrecht, wenn nun gleich in an-
dern Syſtemen und Commentarien auſſer den vorgetrage-
nen Saͤtzen auch noch von der Wirkung und Auslegung
eines Gewohnheitsrechts gehandelt zu werden pflegt, ſo
erfordern doch dieſe Puncte keine weitlaͤuftige Eroͤrterung,
ſondern laſſen ſich daraus, daß die rechtlichen Gewohnhei-
ten die Geſetze nachahmen 56) und mit ihnen gleiche Kraft
und Wirkung behaupten 57), von ſelbſt herleiten. Durch
gewohnheiten werden daher nicht nur neue Geſetze einge-
fuͤhrt 58), und den dunklen Geſetzen ein beſtimmter Sinn
gegeben 59), ſondern es koͤnnen ſogar geſchriebene Geſetze
durch neue Gewohnheitsrechte ihre Kraft verlieren 60).
Die Frage, ob Gewohnheitsrechte nur allein ſtricte zu
erklaͤren, wird zwar insgemein bejahet 61), allein andere

laſſen
55) malblanc doctr. de iureiurando S. 276. kemmerich
a. a. O. §. XVII. S. 84.
56) §. 9. I. de I. N. G. et C. diuturni mores conſenſu uten-
tium comprobati, legem imitantur.
57) L. 32. 33. 35. 36. u. 38. D. h. t. S. Tob. Iac. rein-
harth
Diſſ. de iuris non ſcripti extra territorium efficientia.
Goett.
1737.
58) L. 32. pr. D. h. t.
59) L. 37. D. h. t. Optima eſt Legum interpres conſuetudo.
60) L. 32. §. 1. D. h. t. Dieſem iſt L. 2. C. quae ſit longa
conſuet.
nicht entgegen, wie ich ad §. 93. zeigen werde.
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[478/0498] 1. Buch. 3. Tit. ſtand, der ſchon zu einen ziemlichen Grad der Probabili- taͤt gebracht worden iſt, durch dieſen Eid voͤllig auſſer Zweifel zu ſetzen, ſo kann allerdings darauf erkannt wer- den 55). Hiermit beſchließt nun unſer Autor dieſe wichtige Materie vom Gewohnheitsrecht, wenn nun gleich in an- dern Syſtemen und Commentarien auſſer den vorgetrage- nen Saͤtzen auch noch von der Wirkung und Auslegung eines Gewohnheitsrechts gehandelt zu werden pflegt, ſo erfordern doch dieſe Puncte keine weitlaͤuftige Eroͤrterung, ſondern laſſen ſich daraus, daß die rechtlichen Gewohnhei- ten die Geſetze nachahmen 56) und mit ihnen gleiche Kraft und Wirkung behaupten 57), von ſelbſt herleiten. Durch gewohnheiten werden daher nicht nur neue Geſetze einge- fuͤhrt 58), und den dunklen Geſetzen ein beſtimmter Sinn gegeben 59), ſondern es koͤnnen ſogar geſchriebene Geſetze durch neue Gewohnheitsrechte ihre Kraft verlieren 60). Die Frage, ob Gewohnheitsrechte nur allein ſtricte zu erklaͤren, wird zwar insgemein bejahet 61), allein andere laſſen 55) malblanc doctr. de iureiurando S. 276. kemmerich a. a. O. §. XVII. S. 84. 56) §. 9. I. de I. N. G. et C. diuturni mores conſenſu uten- tium comprobati, legem imitantur. 57) L. 32. 33. 35. 36. u. 38. D. h. t. S. Tob. Iac. rein- harth Diſſ. de iuris non ſcripti extra territorium efficientia. Goett. 1737. 58) L. 32. pr. D. h. t. 59) L. 37. D. h. t. Optima eſt Legum interpres conſuetudo. 60) L. 32. §. 1. D. h. t. Dieſem iſt L. 2. C. quae ſit longa conſuet. nicht entgegen, wie ich ad §. 93. zeigen werde. 61) S. gaertner Meditat, pract. ad Pandect. h. t. med. 15.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/498>, abgerufen am 25.11.2024.