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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Legibus, Senatusconsultis et longa consuet.
heit auch diejenige Regel selbst, welche aus der Gleich-
förmigkeit freyer Handlungen entstanden ist. So z. B.
wollen die Gesetze 46), daß bey vorkommender Undeut-
lichkeit lezter Willensverordnungen auf die Gewohnheit
des Erblassers (consuetudo patrisfamilias) d. i. auf die
ihm eigene Art sich auszudrucken, und in dergleichen
Fall, wovon die Rede ist, zu handeln, vor allen Dingen
Rücksicht genommen werden solle. Auch schon im gemei-
nen Redegebrauch pflegt man es eine Gewohnheit zu
nennen, wenn man freye Handlungen schon seit gerau-
mer Zeit nach einer gewißen Regel thut, und die teut-
schen Reichsgesetze 47) bestättigen diese Bedeutung, wenn
selbige zum öftern alte Gebräuche und gute Gewohn-
heiten beobachtet wissen wollen. Es ist jedoch nicht jede
Regel, welche aus einer Reihe gleichförmiger Handlungen
entstanden, gleich für verbindlich zu halten, sondern es
ist ein Unterschied zu machen, ob diese Regel nur von
einem, oder mehrern einzelnen Persohnen, oder ob sie
von allen ist beobachtet worden. Im erstern Falle ver-
bindet dieselbe weder dieienigen, die sie freywillig beob-
achten, cum nemo eam sibi possit legem dicere, a
qua ei recedere non liceat
48); noch auch andere,
nam inter alios gesta, quorum ex voluntate valent,

aliis
46) L. 21. §. 1. D. Qui testam. fac. poss. L. 50. §. ult. D. de
legat.
1. L. 14. D. de ann. legat. L. 23. §. 1. D. de pecul.
legato.
47) Cammergerichtsordn. von 1495. Tit. I. §.4. Reichs-
abschied
von 1570. §. 76. u. N. R. A. §. 105. K. Carls V.
Vorrede zur P. Gerichtsordn. und deren Art. 116. Instr.
Pac. Osnabr.
art. VIII.
§. 4. Kaiserl. Wahlcapitula-
tion
art. I. §. 9. u. a. m.
48) L. 22. pr. D. de legat. 3.
E e 2

de Legibus, Senatusconſultis et longa conſuet.
heit auch diejenige Regel ſelbſt, welche aus der Gleich-
foͤrmigkeit freyer Handlungen entſtanden iſt. So z. B.
wollen die Geſetze 46), daß bey vorkommender Undeut-
lichkeit lezter Willensverordnungen auf die Gewohnheit
des Erblaſſers (conſuetudo patrisfamilias) d. i. auf die
ihm eigene Art ſich auszudrucken, und in dergleichen
Fall, wovon die Rede iſt, zu handeln, vor allen Dingen
Ruͤckſicht genommen werden ſolle. Auch ſchon im gemei-
nen Redegebrauch pflegt man es eine Gewohnheit zu
nennen, wenn man freye Handlungen ſchon ſeit gerau-
mer Zeit nach einer gewißen Regel thut, und die teut-
ſchen Reichsgeſetze 47) beſtaͤttigen dieſe Bedeutung, wenn
ſelbige zum oͤftern alte Gebraͤuche und gute Gewohn-
heiten beobachtet wiſſen wollen. Es iſt jedoch nicht jede
Regel, welche aus einer Reihe gleichfoͤrmiger Handlungen
entſtanden, gleich fuͤr verbindlich zu halten, ſondern es
iſt ein Unterſchied zu machen, ob dieſe Regel nur von
einem, oder mehrern einzelnen Perſohnen, oder ob ſie
von allen iſt beobachtet worden. Im erſtern Falle ver-
bindet dieſelbe weder dieienigen, die ſie freywillig beob-
achten, cum nemo eam ſibi poſſit legem dicere, a
qua ei recedere non liceat
48); noch auch andere,
nam inter alios geſta, quorum ex voluntate valent,

aliis
46) L. 21. §. 1. D. Qui teſtam. fac. poſſ. L. 50. §. ult. D. de
legat.
1. L. 14. D. de ann. legat. L. 23. §. 1. D. de pecul.
legato.
47) Cammergerichtsordn. von 1495. Tit. I. §.4. Reichs-
abſchied
von 1570. §. 76. u. N. R. A. §. 105. K. Carls V.
Vorrede zur P. Gerichtsordn. und deren Art. 116. Inſtr.
Pac. Oſnabr.
art. VIII.
§. 4. Kaiſerl. Wahlcapitula-
tion
art. I. §. 9. u. a. m.
48) L. 22. pr. D. de legat. 3.
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[433/0453] de Legibus, Senatusconſultis et longa conſuet. heit auch diejenige Regel ſelbſt, welche aus der Gleich- foͤrmigkeit freyer Handlungen entſtanden iſt. So z. B. wollen die Geſetze 46), daß bey vorkommender Undeut- lichkeit lezter Willensverordnungen auf die Gewohnheit des Erblaſſers (conſuetudo patrisfamilias) d. i. auf die ihm eigene Art ſich auszudrucken, und in dergleichen Fall, wovon die Rede iſt, zu handeln, vor allen Dingen Ruͤckſicht genommen werden ſolle. Auch ſchon im gemei- nen Redegebrauch pflegt man es eine Gewohnheit zu nennen, wenn man freye Handlungen ſchon ſeit gerau- mer Zeit nach einer gewißen Regel thut, und die teut- ſchen Reichsgeſetze 47) beſtaͤttigen dieſe Bedeutung, wenn ſelbige zum oͤftern alte Gebraͤuche und gute Gewohn- heiten beobachtet wiſſen wollen. Es iſt jedoch nicht jede Regel, welche aus einer Reihe gleichfoͤrmiger Handlungen entſtanden, gleich fuͤr verbindlich zu halten, ſondern es iſt ein Unterſchied zu machen, ob dieſe Regel nur von einem, oder mehrern einzelnen Perſohnen, oder ob ſie von allen iſt beobachtet worden. Im erſtern Falle ver- bindet dieſelbe weder dieienigen, die ſie freywillig beob- achten, cum nemo eam ſibi poſſit legem dicere, a qua ei recedere non liceat 48); noch auch andere, nam inter alios geſta, quorum ex voluntate valent, aliis 46) L. 21. §. 1. D. Qui teſtam. fac. poſſ. L. 50. §. ult. D. de legat. 1. L. 14. D. de ann. legat. L. 23. §. 1. D. de pecul. legato. 47) Cammergerichtsordn. von 1495. Tit. I. §.4. Reichs- abſchied von 1570. §. 76. u. N. R. A. §. 105. K. Carls V. Vorrede zur P. Gerichtsordn. und deren Art. 116. Inſtr. Pac. Oſnabr. art. VIII. §. 4. Kaiſerl. Wahlcapitula- tion art. I. §. 9. u. a. m. 48) L. 22. pr. D. de legat. 3. E e 2

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/453>, abgerufen am 22.11.2024.