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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Iustitia et Iure.
iure, sed praevio eo facto, in quo legatum consistit,
constituatur. Non enim semel, sed iterum iterum-
que eodem facto continuo utrumque legatum consti-
tuitur, perinde ut ususfructus repetitus quotidie con-
stitui dicitur
26). Modestin nimmt also das Wort
ius hier ebenfals in der oben angegebenen erstern Be-
deutung, und will soviel sagen: darum gehe das Legat
der Habitation durch etwa erfolgte Capitisdeminution
des Legatars nicht schlechterdings verlohren, weil ein
dergleichen Legat die besondere Eigenschaft habe, quod
eius dies post aditam hereditatem non simpliciter ce-
dat ipso iure, sed per factum demum habitationis, et
ex eo tempore, quo legatarius habitare incipit, id-
que ideo nec semel cedat, sed saepius.
Man sie-
het dies aus der Vergleichung, welche Modestin zwi-
schen diesem Legat der Habitation und einem legato an-
nuo vel menstruo
anstellet, welches bekanntermaßen
nicht ein einziges, sondern ein vielfaches, und zwar ein
so viel jähriges oder soviel Monathliches Legat ist, als
der Legatar erlebt. So wie nun also dieses Legat, wenn
der Legatartus etwa eine Capitisdeminution erleidet, nur
für die verfloßene Zeit, da derselbe unfähig gewesen,
das Legat zu geniessen, nicht aber für die künftige ver-
lohren gehet, vielmehr, sobald das Hinderniß gehoben,
gleichsam von neuen wieder anfängt, und seinen Fort-
gang hat 27), quia singulis annis mensibusve veluti
renascitur;
so verhalte sich's nun eben so auch mit dem
Vermächtniß der Habitation 28). Ich werde diese Er-

klärung
26) L. 1. §. 3. in fin. D. de usufr. accresc.
27) L. 1. pr. D. Quando dies ususfr. legati cedat.
28) Marcellus sagt zwar in L. 15. pr. D de usufr. legat.
legatum habitationis unum videtur legatum esse.
Allein
der Jurist redet hier von einem solchen legato habitatio-
nis
B 2

de Iuſtitia et Iure.
iure, ſed praevio eo facto, in quo legatum conſiſtit,
conſtituatur. Non enim ſemel, ſed iterum iterum-
que eodem facto continuo utrumque legatum conſti-
tuitur, perinde ut uſusfructus repetitus quotidie con-
ſtitui dicitur
26). Modeſtin nimmt alſo das Wort
ius hier ebenfals in der oben angegebenen erſtern Be-
deutung, und will ſoviel ſagen: darum gehe das Legat
der Habitation durch etwa erfolgte Capitisdeminution
des Legatars nicht ſchlechterdings verlohren, weil ein
dergleichen Legat die beſondere Eigenſchaft habe, quod
eius dies poſt aditam hereditatem non ſimpliciter ce-
dat ipſo iure, ſed per factum demum habitationis, et
ex eo tempore, quo legatarius habitare incipit, id-
que ideo nec ſemel cedat, ſed ſaepius.
Man ſie-
het dies aus der Vergleichung, welche Modeſtin zwi-
ſchen dieſem Legat der Habitation und einem legato an-
nuo vel menſtruo
anſtellet, welches bekanntermaßen
nicht ein einziges, ſondern ein vielfaches, und zwar ein
ſo viel jaͤhriges oder ſoviel Monathliches Legat iſt, als
der Legatar erlebt. So wie nun alſo dieſes Legat, wenn
der Legatartus etwa eine Capitisdeminution erleidet, nur
fuͤr die verfloßene Zeit, da derſelbe unfaͤhig geweſen,
das Legat zu genieſſen, nicht aber fuͤr die kuͤnftige ver-
lohren gehet, vielmehr, ſobald das Hinderniß gehoben,
gleichſam von neuen wieder anfaͤngt, und ſeinen Fort-
gang hat 27), quia ſingulis annis menſibusve veluti
renaſcitur;
ſo verhalte ſich’s nun eben ſo auch mit dem
Vermaͤchtniß der Habitation 28). Ich werde dieſe Er-

klaͤrung
26) L. 1. §. 3. in fin. D. de uſufr. accreſc.
27) L. 1. pr. D. Quando dies uſusfr. legati cedat.
28) Marcellus ſagt zwar in L. 15. pr. D de uſufr. legat.
legatum habitationis unum videtur legatum eſſe.
Allein
der Juriſt redet hier von einem ſolchen legato habitatio-
nis
B 2
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[19/0039] de Iuſtitia et Iure. iure, ſed praevio eo facto, in quo legatum conſiſtit, conſtituatur. Non enim ſemel, ſed iterum iterum- que eodem facto continuo utrumque legatum conſti- tuitur, perinde ut uſusfructus repetitus quotidie con- ſtitui dicitur 26). Modeſtin nimmt alſo das Wort ius hier ebenfals in der oben angegebenen erſtern Be- deutung, und will ſoviel ſagen: darum gehe das Legat der Habitation durch etwa erfolgte Capitisdeminution des Legatars nicht ſchlechterdings verlohren, weil ein dergleichen Legat die beſondere Eigenſchaft habe, quod eius dies poſt aditam hereditatem non ſimpliciter ce- dat ipſo iure, ſed per factum demum habitationis, et ex eo tempore, quo legatarius habitare incipit, id- que ideo nec ſemel cedat, ſed ſaepius. Man ſie- het dies aus der Vergleichung, welche Modeſtin zwi- ſchen dieſem Legat der Habitation und einem legato an- nuo vel menſtruo anſtellet, welches bekanntermaßen nicht ein einziges, ſondern ein vielfaches, und zwar ein ſo viel jaͤhriges oder ſoviel Monathliches Legat iſt, als der Legatar erlebt. So wie nun alſo dieſes Legat, wenn der Legatartus etwa eine Capitisdeminution erleidet, nur fuͤr die verfloßene Zeit, da derſelbe unfaͤhig geweſen, das Legat zu genieſſen, nicht aber fuͤr die kuͤnftige ver- lohren gehet, vielmehr, ſobald das Hinderniß gehoben, gleichſam von neuen wieder anfaͤngt, und ſeinen Fort- gang hat 27), quia ſingulis annis menſibusve veluti renaſcitur; ſo verhalte ſich’s nun eben ſo auch mit dem Vermaͤchtniß der Habitation 28). Ich werde dieſe Er- klaͤrung 26) L. 1. §. 3. in fin. D. de uſufr. accreſc. 27) L. 1. pr. D. Quando dies uſusfr. legati cedat. 28) Marcellus ſagt zwar in L. 15. pr. D de uſufr. legat. legatum habitationis unum videtur legatum eſſe. Allein der Juriſt redet hier von einem ſolchen legato habitatio- nis B 2

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/39>, abgerufen am 23.11.2024.