Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.1. Buch. 2. Tit. ner darin einverstanden, daß dieses Justinianeische Rechtals ein gemeines geschriebenes Recht in Teutsch- land gelte, dessen Reception in einzelnen Fällen, wo man sich darauf beruft, nie erwiesen werden dürfe, viel- mehr derjenige, welcher sich darin gründet, jederzeit fun- datam intentionem, wie man zu sagen pflegt, für sich habe 83). Frägt man jedoch weiter, in wiefern das Justinianeische Recht in Teutschland ein- geführet sey? so kann, wenn gleich ohne allen Zwei- fel ist, daß dasselbe in complexu suo recipirt sey (Aut. §. 78.), dennoch, ohne sich den gröbsten Irrthü- mern Preis zu geben, nicht behauptet werden, daß alles, was wirklich Justinianeischen Rechtens ist, auch ebenfalls bey uns gelte; sondern es ist vielmehr der heutige Gebrauch desselben behutsam und nach folgenden Regeln zu beurtheilen 84). Erste Regel: Wenn über den heutigen Ge- pten, zur gesezlichen Kraft gediehen sey? in Dessel- ben Beyträgen zum teutschen Staats- und Fürstenrechte. II. Th. N. 23. S. 30. folgg. 83) hartleben Meditat. ad Pandect. Vol. I. Part. I. Spec. VI. med. 1. 2. 84) Vorzüglich verdienen hier empfohlen zu werden Herrn
Prof. D. Webers Reflexionen zur Beförderung einer gründlichen Theorie vom heutigen Ge- brauch des römischen Rechts. Schwerin, Wis- mar und Bützow. 1782. 8. 1. Buch. 2. Tit. ner darin einverſtanden, daß dieſes Juſtinianeiſche Rechtals ein gemeines geſchriebenes Recht in Teutſch- land gelte, deſſen Reception in einzelnen Faͤllen, wo man ſich darauf beruft, nie erwieſen werden duͤrfe, viel- mehr derjenige, welcher ſich darin gruͤndet, jederzeit fun- datam intentionem, wie man zu ſagen pflegt, fuͤr ſich habe 83). Fraͤgt man jedoch weiter, in wiefern das Juſtinianeiſche Recht in Teutſchland ein- gefuͤhret ſey? ſo kann, wenn gleich ohne allen Zwei- fel iſt, daß daſſelbe in complexu ſuo recipirt ſey (Aut. §. 78.), dennoch, ohne ſich den groͤbſten Irrthuͤ- mern Preis zu geben, nicht behauptet werden, daß alles, was wirklich Juſtinianeiſchen Rechtens iſt, auch ebenfalls bey uns gelte; ſondern es iſt vielmehr der heutige Gebrauch deſſelben behutſam und nach folgenden Regeln zu beurtheilen 84). Erſte Regel: Wenn uͤber den heutigen Ge- pten, zur geſezlichen Kraft gediehen ſey? in Deſſel- ben Beytraͤgen zum teutſchen Staats- und Fuͤrſtenrechte. II. Th. N. 23. S. 30. folgg. 83) hartleben Meditat. ad Pandect. Vol. I. Part. I. Spec. VI. med. 1. 2. 84) Vorzuͤglich verdienen hier empfohlen zu werden Herrn
Prof. D. Webers Reflexionen zur Befoͤrderung einer gruͤndlichen Theorie vom heutigen Ge- brauch des roͤmiſchen Rechts. Schwerin, Wis- mar und Buͤtzow. 1782. 8. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0362" n="342"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">1. Buch. 2. Tit.</hi></fw><lb/> ner darin einverſtanden, daß dieſes Juſtinianeiſche Recht<lb/> als ein <hi rendition="#g">gemeines geſchriebenes Recht</hi> in Teutſch-<lb/> land gelte, deſſen Reception in einzelnen Faͤllen, wo<lb/> man ſich darauf beruft, nie erwieſen werden duͤrfe, viel-<lb/> mehr derjenige, welcher ſich darin gruͤndet, jederzeit <hi rendition="#aq">fun-<lb/> datam intentionem,</hi> wie man zu ſagen pflegt, fuͤr ſich<lb/> habe <note place="foot" n="83)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">hartleben</hi><hi rendition="#g">Meditat. ad Pandect</hi>. Vol. I. Part. I.<lb/> Spec. VI. med.</hi> 1. 2.</note>. Fraͤgt man jedoch weiter, <hi rendition="#g">in wiefern<lb/> das Juſtinianeiſche Recht in Teutſchland ein-<lb/> gefuͤhret ſey?</hi> ſo kann, wenn gleich ohne allen Zwei-<lb/> fel iſt, daß daſſelbe <hi rendition="#aq">in complexu ſuo</hi> recipirt ſey<lb/> (Aut. §. 78.), dennoch, ohne ſich den groͤbſten Irrthuͤ-<lb/> mern Preis zu geben, nicht behauptet werden, daß<lb/> alles, was wirklich Juſtinianeiſchen Rechtens iſt, auch<lb/> ebenfalls bey uns gelte; ſondern es iſt vielmehr der<lb/> heutige Gebrauch deſſelben behutſam und nach folgenden<lb/> Regeln zu beurtheilen <note place="foot" n="84)">Vorzuͤglich verdienen hier empfohlen zu werden Herrn<lb/> Prof. <hi rendition="#aq">D.</hi> Webers <hi rendition="#g">Reflexionen zur Befoͤrderung<lb/> einer gruͤndlichen Theorie vom heutigen Ge-<lb/> brauch des roͤmiſchen Rechts</hi>. Schwerin, Wis-<lb/> mar und Buͤtzow. 1782. 8.</note>.</p><lb/> <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Erſte Regel:</hi> <hi rendition="#g">Wenn uͤber den heutigen Ge-<lb/> brauch einer Stelle des Juſtinianeiſchen<lb/> Rechts die Frage entſtehet, ſo hat man<lb/> vor allen Dingen darauf zu ſehen, ob<lb/> dieſelbe gloſſirt ſey oder nicht; indem<lb/> alle diejenigen Theile und Stuͤcke des<lb/> Juſtinianeiſchen Rechtskoͤrpers in Teutſch-<lb/> land kein gerichtliches Anſehen behau-</hi> </hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">pten</hi>,</fw><lb/> <note xml:id="seg2pn_49_2" prev="#seg2pn_49_1" place="foot" n="82)"><hi rendition="#g">zur geſezlichen Kraft gediehen ſey?</hi> in Deſſel-<lb/> ben Beytraͤgen zum teutſchen Staats- und Fuͤrſtenrechte.<lb/><hi rendition="#aq">II.</hi> Th. <hi rendition="#aq">N.</hi> 23. S. 30. folgg.</note><lb/> </p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [342/0362]
1. Buch. 2. Tit.
ner darin einverſtanden, daß dieſes Juſtinianeiſche Recht
als ein gemeines geſchriebenes Recht in Teutſch-
land gelte, deſſen Reception in einzelnen Faͤllen, wo
man ſich darauf beruft, nie erwieſen werden duͤrfe, viel-
mehr derjenige, welcher ſich darin gruͤndet, jederzeit fun-
datam intentionem, wie man zu ſagen pflegt, fuͤr ſich
habe 83). Fraͤgt man jedoch weiter, in wiefern
das Juſtinianeiſche Recht in Teutſchland ein-
gefuͤhret ſey? ſo kann, wenn gleich ohne allen Zwei-
fel iſt, daß daſſelbe in complexu ſuo recipirt ſey
(Aut. §. 78.), dennoch, ohne ſich den groͤbſten Irrthuͤ-
mern Preis zu geben, nicht behauptet werden, daß
alles, was wirklich Juſtinianeiſchen Rechtens iſt, auch
ebenfalls bey uns gelte; ſondern es iſt vielmehr der
heutige Gebrauch deſſelben behutſam und nach folgenden
Regeln zu beurtheilen 84).
Erſte Regel: Wenn uͤber den heutigen Ge-
brauch einer Stelle des Juſtinianeiſchen
Rechts die Frage entſtehet, ſo hat man
vor allen Dingen darauf zu ſehen, ob
dieſelbe gloſſirt ſey oder nicht; indem
alle diejenigen Theile und Stuͤcke des
Juſtinianeiſchen Rechtskoͤrpers in Teutſch-
land kein gerichtliches Anſehen behau-
pten,
82)
83) hartleben Meditat. ad Pandect. Vol. I. Part. I.
Spec. VI. med. 1. 2.
84) Vorzuͤglich verdienen hier empfohlen zu werden Herrn
Prof. D. Webers Reflexionen zur Befoͤrderung
einer gruͤndlichen Theorie vom heutigen Ge-
brauch des roͤmiſchen Rechts. Schwerin, Wis-
mar und Buͤtzow. 1782. 8.
82) zur geſezlichen Kraft gediehen ſey? in Deſſel-
ben Beytraͤgen zum teutſchen Staats- und Fuͤrſtenrechte.
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