Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Buch. 2. Tit.
ältern Juristen, des Neratius und Pomponius aller-
dings vorgezogen werden muß 41). Hieraus aber erhel-
let auch zugleich, wie nothwendig es sey, die Chronolo-
gie der römischen Rechtsgelehrten zu studieren 42).

Von den Gesetzen der Pandecten muß ich hier
noch ferner anmerken, daß einige derselben ursprünglich
in griechischer Sprache abgefaßt gewesen, welche jedoch
in denen gemeinen Ausgaben der Pandecten ins Latei-
nische übersezt, gröstentheils mit Hinweglassung des
griechischen Textes, angetroffen werden. Hierher gehö-
ren z. B. die aus des herennii modestini libris
sex Excusationum
excerpirte Stellen. Man ist nicht
einig, wer der lateinische Interpres sey; indem einige
den bulgarus, andere einen gewissen Pisanischen
Rechtsgelehrten mit Nahmen burgundio, oder, wie
ihn andere nennen, burgundius, noch andere den
gandinus oder bandinus, auch einen Pisaner, dafür
halten wollen. Es mag jedoch derselbe seyn, wer er
will, so ist soviel gewiß, daß seine Uebersetzung zum
Theil sehr schlecht gerathen, und oft den wahren Sinn
des römischen Juristen nicht ausdrückt, wie ein neuerer

berühm-
41) S. püttmann Probabil. iuris civ. Lib. II. c. 3.
pag. 25. sqq.
42) Ausser des schon oben angeführten mercerii Conci-
liator
führe ich hier nur noch an Ios. Mar. schneidt
Dissert. sistens artem conciliandi leges in sy-
stema redactam.
Wirceb.
1776. Die übrige hierher
gehörige Schriften findet man in lipenius und Supple-
ment.
schottii v. Antinomia.
Ich bemerke übrigens
noch dieses, daß sich Dionys Gothofredus in seinen
Ausgaben der Pandecten ein vorzüglichs Verdienst ge-
macht, die widersprechenden Gesetze an jedem Orte an-
zuführen.

1. Buch. 2. Tit.
aͤltern Juriſten, des Neratius und Pomponius aller-
dings vorgezogen werden muß 41). Hieraus aber erhel-
let auch zugleich, wie nothwendig es ſey, die Chronolo-
gie der roͤmiſchen Rechtsgelehrten zu ſtudieren 42).

Von den Geſetzen der Pandecten muß ich hier
noch ferner anmerken, daß einige derſelben urſpruͤnglich
in griechiſcher Sprache abgefaßt geweſen, welche jedoch
in denen gemeinen Ausgaben der Pandecten ins Latei-
niſche uͤberſezt, groͤſtentheils mit Hinweglaſſung des
griechiſchen Textes, angetroffen werden. Hierher gehoͤ-
ren z. B. die aus des herennii modestini libris
ſex Excuſationum
excerpirte Stellen. Man iſt nicht
einig, wer der lateiniſche Interpres ſey; indem einige
den bulgarus, andere einen gewiſſen Piſaniſchen
Rechtsgelehrten mit Nahmen burgundio, oder, wie
ihn andere nennen, burgundius, noch andere den
gandinus oder bandinus, auch einen Piſaner, dafuͤr
halten wollen. Es mag jedoch derſelbe ſeyn, wer er
will, ſo iſt ſoviel gewiß, daß ſeine Ueberſetzung zum
Theil ſehr ſchlecht gerathen, und oft den wahren Sinn
des roͤmiſchen Juriſten nicht ausdruͤckt, wie ein neuerer

beruͤhm-
41) S. püttmann Probabil. iuris civ. Lib. II. c. 3.
pag. 25. ſqq.
42) Auſſer des ſchon oben angefuͤhrten mercerii Conci-
liator
fuͤhre ich hier nur noch an Ioſ. Mar. schneidt
Diſſert. ſiſtens artem conciliandi leges in ſy-
ſtema redactam.
Wirceb.
1776. Die uͤbrige hierher
gehoͤrige Schriften findet man in lipenius und Supple-
ment.
schottii v. Antinomia.
Ich bemerke uͤbrigens
noch dieſes, daß ſich Dionyſ Gothofredus in ſeinen
Ausgaben der Pandecten ein vorzuͤglichs Verdienſt ge-
macht, die widerſprechenden Geſetze an jedem Orte an-
zufuͤhren.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0334" n="314"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">1. Buch. 2. Tit.</hi></fw><lb/>
a&#x0364;ltern Juri&#x017F;ten, des <hi rendition="#fr">Neratius</hi> und <hi rendition="#fr">Pomponius</hi> aller-<lb/>
dings vorgezogen werden muß <note place="foot" n="41)">S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">püttmann</hi><hi rendition="#g">Probabil. iuris civ.</hi> Lib. II. c. 3.<lb/>
pag. 25. &#x017F;qq.</hi></note>. Hieraus aber erhel-<lb/>
let auch zugleich, wie nothwendig es &#x017F;ey, die Chronolo-<lb/>
gie der ro&#x0364;mi&#x017F;chen Rechtsgelehrten zu &#x017F;tudieren <note place="foot" n="42)">Au&#x017F;&#x017F;er des &#x017F;chon oben angefu&#x0364;hrten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">mercerii</hi><hi rendition="#g">Conci-<lb/>
liator</hi></hi> fu&#x0364;hre ich hier nur noch an <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Io&#x017F;. Mar.</hi><hi rendition="#k">schneidt</hi><lb/>
Di&#x017F;&#x017F;ert. &#x017F;i&#x017F;tens <hi rendition="#g">artem conciliandi leges in &#x017F;y-<lb/>
&#x017F;tema redactam.</hi> <hi rendition="#i">Wirceb.</hi></hi> 1776. Die u&#x0364;brige hierher<lb/>
geho&#x0364;rige Schriften findet man in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">lipenius</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Supple-<lb/>
ment.</hi><hi rendition="#k">schottii</hi> v. <hi rendition="#g">Antinomia.</hi></hi> Ich bemerke u&#x0364;brigens<lb/>
noch die&#x017F;es, daß &#x017F;ich <hi rendition="#fr">Diony&#x017F; Gothofredus</hi> in &#x017F;einen<lb/>
Ausgaben der Pandecten ein vorzu&#x0364;glichs Verdien&#x017F;t ge-<lb/>
macht, die wider&#x017F;prechenden Ge&#x017F;etze an jedem Orte an-<lb/>
zufu&#x0364;hren.</note>.</p><lb/>
                <p>Von den Ge&#x017F;etzen der Pandecten muß ich hier<lb/>
noch ferner anmerken, daß einige der&#x017F;elben ur&#x017F;pru&#x0364;nglich<lb/>
in griechi&#x017F;cher Sprache abgefaßt gewe&#x017F;en, welche jedoch<lb/>
in denen gemeinen Ausgaben der Pandecten ins Latei-<lb/>
ni&#x017F;che u&#x0364;ber&#x017F;ezt, gro&#x0364;&#x017F;tentheils mit Hinwegla&#x017F;&#x017F;ung des<lb/>
griechi&#x017F;chen Textes, angetroffen werden. Hierher geho&#x0364;-<lb/>
ren z. B. die aus des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">herennii modestini</hi><hi rendition="#i">libris<lb/>
&#x017F;ex Excu&#x017F;ationum</hi></hi> excerpirte Stellen. Man i&#x017F;t nicht<lb/>
einig, wer der lateini&#x017F;che Interpres &#x017F;ey; indem einige<lb/>
den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">bulgarus,</hi></hi> andere einen gewi&#x017F;&#x017F;en Pi&#x017F;ani&#x017F;chen<lb/>
Rechtsgelehrten mit Nahmen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">burgundio,</hi></hi> oder, wie<lb/>
ihn andere nennen, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">burgundius,</hi></hi> noch andere den<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">gandinus</hi></hi> oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">bandinus,</hi></hi> auch einen Pi&#x017F;aner, dafu&#x0364;r<lb/>
halten wollen. Es mag jedoch der&#x017F;elbe &#x017F;eyn, wer er<lb/>
will, &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;oviel gewiß, daß &#x017F;eine Ueber&#x017F;etzung zum<lb/>
Theil &#x017F;ehr &#x017F;chlecht gerathen, und oft den wahren Sinn<lb/>
des ro&#x0364;mi&#x017F;chen Juri&#x017F;ten nicht ausdru&#x0364;ckt, wie ein neuerer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">beru&#x0364;hm-</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[314/0334] 1. Buch. 2. Tit. aͤltern Juriſten, des Neratius und Pomponius aller- dings vorgezogen werden muß 41). Hieraus aber erhel- let auch zugleich, wie nothwendig es ſey, die Chronolo- gie der roͤmiſchen Rechtsgelehrten zu ſtudieren 42). Von den Geſetzen der Pandecten muß ich hier noch ferner anmerken, daß einige derſelben urſpruͤnglich in griechiſcher Sprache abgefaßt geweſen, welche jedoch in denen gemeinen Ausgaben der Pandecten ins Latei- niſche uͤberſezt, groͤſtentheils mit Hinweglaſſung des griechiſchen Textes, angetroffen werden. Hierher gehoͤ- ren z. B. die aus des herennii modestini libris ſex Excuſationum excerpirte Stellen. Man iſt nicht einig, wer der lateiniſche Interpres ſey; indem einige den bulgarus, andere einen gewiſſen Piſaniſchen Rechtsgelehrten mit Nahmen burgundio, oder, wie ihn andere nennen, burgundius, noch andere den gandinus oder bandinus, auch einen Piſaner, dafuͤr halten wollen. Es mag jedoch derſelbe ſeyn, wer er will, ſo iſt ſoviel gewiß, daß ſeine Ueberſetzung zum Theil ſehr ſchlecht gerathen, und oft den wahren Sinn des roͤmiſchen Juriſten nicht ausdruͤckt, wie ein neuerer beruͤhm- 41) S. püttmann Probabil. iuris civ. Lib. II. c. 3. pag. 25. ſqq. 42) Auſſer des ſchon oben angefuͤhrten mercerii Conci- liator fuͤhre ich hier nur noch an Ioſ. Mar. schneidt Diſſert. ſiſtens artem conciliandi leges in ſy- ſtema redactam. Wirceb. 1776. Die uͤbrige hierher gehoͤrige Schriften findet man in lipenius und Supple- ment. schottii v. Antinomia. Ich bemerke uͤbrigens noch dieſes, daß ſich Dionyſ Gothofredus in ſeinen Ausgaben der Pandecten ein vorzuͤglichs Verdienſt ge- macht, die widerſprechenden Geſetze an jedem Orte an- zufuͤhren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/334
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/334>, abgerufen am 22.11.2024.