Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.de Iustitia et Iure. Gemählde vorgestellet wird. Sie entlehnt alle Zügevon der Wahrheit, und verfolgt ihren Gang, wie der Schatten den Cörper 65). Daher die Regel zu erklären: fictio idem operatur in casu ficto, quod veritas in casu vero. Dergleichen Fälle, wo die Gesetze etwas fingiren, sind übrigens sehr viel im römischen Rechte anzutreffen. So z. B. gründet sich die Lehre von der Annehmung an Kindesstatt, von dem Recht des Postliminiums, das Kornelische Gesez, die alte Querela inofficiosi u. s. w. auf Fictionen 66). Man hüte sich jedoch vor dem Feh- ler, Fictionen zu fingiren, in welchen diejenigen verfallen, welche Fictionen annehmen, von denen doch kein deutliches Gesez angegeben werden kann 67). Endlich muß auch 4) durch Gutachten der Kunstverständigen zu- weilen die Wahrheit herausgebracht werden, wenn nehmlich die Beurtheilung derselben nach den Regeln einer besondern Kunst oder Wissenschaft geschehen muß. Dahin gehört, wenn über den wahren Werth einer Sache, oder über die Grenzen zweier bey ein- ander liegender Aecker, oder über vorgegebene Schwangerschaft, und dergleichen Streitigkeiten ent- stehen. Besonders ist auch in peinlichen Fällen das Gut- 65) Gemeinnüzige iurist. Beobachtungen und Rechtsfälle. 2. Band N. XVI. §. 125. 66) A. D. alteserra Tr. de fictionibus iuris Paris 1659. und Christ. gmelin oder vielmehr D. Christ. Iac. zahn Diss. de fictionibus iuris romani. Tubingae 1787. 67) Joh. Jae. Prehns Untersuchung der Frage:
ob die Legitimation ausser der Ehe gebohr- ner Kinder sich in einer römischen Erdich- tung gründe? Rostok 1777. 4. de Iuſtitia et Iure. Gemaͤhlde vorgeſtellet wird. Sie entlehnt alle Zuͤgevon der Wahrheit, und verfolgt ihren Gang, wie der Schatten den Coͤrper 65). Daher die Regel zu erklaͤren: fictio idem operatur in caſu ficto, quod veritas in caſu vero. Dergleichen Faͤlle, wo die Geſetze etwas fingiren, ſind uͤbrigens ſehr viel im roͤmiſchen Rechte anzutreffen. So z. B. gruͤndet ſich die Lehre von der Annehmung an Kindesſtatt, von dem Recht des Poſtliminiums, das Korneliſche Geſez, die alte Querela inofficioſi u. ſ. w. auf Fictionen 66). Man huͤte ſich jedoch vor dem Feh- ler, Fictionen zu fingiren, in welchen diejenigen verfallen, welche Fictionen annehmen, von denen doch kein deutliches Geſez angegeben werden kann 67). Endlich muß auch 4) durch Gutachten der Kunſtverſtaͤndigen zu- weilen die Wahrheit herausgebracht werden, wenn nehmlich die Beurtheilung derſelben nach den Regeln einer beſondern Kunſt oder Wiſſenſchaft geſchehen muß. Dahin gehoͤrt, wenn uͤber den wahren Werth einer Sache, oder uͤber die Grenzen zweier bey ein- ander liegender Aecker, oder uͤber vorgegebene Schwangerſchaft, und dergleichen Streitigkeiten ent- ſtehen. Beſonders iſt auch in peinlichen Faͤllen das Gut- 65) Gemeinnuͤzige iuriſt. Beobachtungen und Rechtsfaͤlle. 2. Band N. XVI. §. 125. 66) A. D. alteserra Tr. de fictionibus iuris Paris 1659. und Chriſt. gmelin oder vielmehr D. Chriſt. Iac. zahn Diſſ. de fictionibus iuris romani. Tubingae 1787. 67) Joh. Jae. Prehns Unterſuchung der Frage:
ob die Legitimation auſſer der Ehe gebohr- ner Kinder ſich in einer roͤmiſchen Erdich- tung gruͤnde? Roſtok 1777. 4. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <list> <item> <list> <item><pb facs="#f0287" n="267"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">de Iuſtitia et Iure.</hi></fw><lb/> Gemaͤhlde vorgeſtellet wird. Sie entlehnt alle Zuͤge<lb/> von der Wahrheit, und verfolgt ihren Gang, wie<lb/> der Schatten den Coͤrper <note place="foot" n="65)"><hi rendition="#g">Gemeinnuͤzige iuriſt. Beobachtungen und<lb/> Rechtsfaͤlle</hi>. 2. Band <hi rendition="#aq">N. XVI.</hi> §. 125.</note>. Daher die Regel zu<lb/> erklaͤren: <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">fictio idem operatur in caſu ficto, quod<lb/> veritas in caſu vero.</hi></hi> Dergleichen Faͤlle, wo die<lb/> Geſetze etwas fingiren, ſind uͤbrigens ſehr viel im<lb/> roͤmiſchen Rechte anzutreffen. So z. B. gruͤndet<lb/> ſich die Lehre von der Annehmung an Kindesſtatt,<lb/> von dem Recht des Poſtliminiums, das Korneliſche<lb/> Geſez, die alte <hi rendition="#aq">Querela inofficioſi</hi> u. ſ. w. auf<lb/> Fictionen <note place="foot" n="66)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A. D.</hi><hi rendition="#k">alteserra</hi><hi rendition="#g">Tr. de fictionibus iuris</hi><lb/> Paris</hi> 1659. und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Chriſt</hi>. <hi rendition="#k">gmelin</hi></hi> oder vielmehr <hi rendition="#aq">D. <hi rendition="#i">Chriſt.<lb/> Iac.</hi> <hi rendition="#k">zahn</hi> Diſſ. <hi rendition="#g">de fictionibus iuris romani</hi>.<lb/><hi rendition="#i">Tubingae</hi></hi> 1787.</note>. Man huͤte ſich jedoch vor dem Feh-<lb/> ler, Fictionen zu fingiren, in welchen diejenigen<lb/> verfallen, welche Fictionen annehmen, von denen<lb/> doch kein deutliches Geſez angegeben werden kann <note place="foot" n="67)">Joh. Jae. Prehns <hi rendition="#g">Unterſuchung der Frage:<lb/> ob die Legitimation auſſer der Ehe gebohr-<lb/> ner Kinder ſich in einer roͤmiſchen Erdich-<lb/> tung gruͤnde?</hi> Roſtok 1777. 4.</note>.<lb/> Endlich muß auch</item><lb/> <item>4) durch <hi rendition="#g">Gutachten der Kunſtverſtaͤndigen</hi> zu-<lb/> weilen die Wahrheit herausgebracht werden, wenn<lb/> nehmlich die Beurtheilung derſelben nach den Regeln<lb/> einer beſondern Kunſt oder Wiſſenſchaft geſchehen<lb/> muß. Dahin gehoͤrt, wenn uͤber den wahren Werth<lb/> einer Sache, oder uͤber die Grenzen zweier bey ein-<lb/> ander liegender Aecker, oder uͤber vorgegebene<lb/> Schwangerſchaft, und dergleichen Streitigkeiten ent-<lb/> ſtehen. Beſonders iſt auch in peinlichen Faͤllen das<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Gut-</fw><lb/></item> </list> </item> </list> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [267/0287]
de Iuſtitia et Iure.
Gemaͤhlde vorgeſtellet wird. Sie entlehnt alle Zuͤge
von der Wahrheit, und verfolgt ihren Gang, wie
der Schatten den Coͤrper 65). Daher die Regel zu
erklaͤren: fictio idem operatur in caſu ficto, quod
veritas in caſu vero. Dergleichen Faͤlle, wo die
Geſetze etwas fingiren, ſind uͤbrigens ſehr viel im
roͤmiſchen Rechte anzutreffen. So z. B. gruͤndet
ſich die Lehre von der Annehmung an Kindesſtatt,
von dem Recht des Poſtliminiums, das Korneliſche
Geſez, die alte Querela inofficioſi u. ſ. w. auf
Fictionen 66). Man huͤte ſich jedoch vor dem Feh-
ler, Fictionen zu fingiren, in welchen diejenigen
verfallen, welche Fictionen annehmen, von denen
doch kein deutliches Geſez angegeben werden kann 67).
Endlich muß auch
4) durch Gutachten der Kunſtverſtaͤndigen zu-
weilen die Wahrheit herausgebracht werden, wenn
nehmlich die Beurtheilung derſelben nach den Regeln
einer beſondern Kunſt oder Wiſſenſchaft geſchehen
muß. Dahin gehoͤrt, wenn uͤber den wahren Werth
einer Sache, oder uͤber die Grenzen zweier bey ein-
ander liegender Aecker, oder uͤber vorgegebene
Schwangerſchaft, und dergleichen Streitigkeiten ent-
ſtehen. Beſonders iſt auch in peinlichen Faͤllen das
Gut-
65) Gemeinnuͤzige iuriſt. Beobachtungen und
Rechtsfaͤlle. 2. Band N. XVI. §. 125.
66) A. D. alteserra Tr. de fictionibus iuris
Paris 1659. und Chriſt. gmelin oder vielmehr D. Chriſt.
Iac. zahn Diſſ. de fictionibus iuris romani.
Tubingae 1787.
67) Joh. Jae. Prehns Unterſuchung der Frage:
ob die Legitimation auſſer der Ehe gebohr-
ner Kinder ſich in einer roͤmiſchen Erdich-
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