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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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1. Buch. 1. Tit.
bers nicht auf alles, was der Ausdruck unter sich be-
greift. Hier ist das Gesez einschränkend zu erklären,
und blos von denjenigen Fällen zu verstehen, worauf
der Wille des Gesezgebers unmittelbar abzielt. So
z. B. werden wir in dem Titel der Pandecten de inof-
ficioso testamento
zeigen, wie eingeschränkt das Gesez
verstanden werden muß, welches sagt: exheredatus ha-
betur pro mortuo
35). Findet sich's aber, daß die
Absicht des Gesezgebers durch die Worte genau er-
schöpft ist, so muß man bey den Worten des Gesetzes
stehen bleiben, und man darf sodann gerade nur das
zur Norm annehmen, was der Gesezgeber gesagt hat.
So z. B. gestatten die Gesetze von beneficio compe-
tentiae
keine Erweiterung, und das Verboth des Legis
commissoriae
geht blos auf Verpfändungen. Nach
dem Unterschied dieser Fälle heißt die logische Gesezaus-
legung bald eine ausdehnende, bald einschrän-
kende,
bald eine blos erklärende oder declara-
tivische,
wie der folgende §. unsers Auctors lehrt. Die
Regeln, worauf sich diese Verschiedenheit der logischen
Auslegungsart gründet, sind folgende zwey: a) Wo
der Grund des Gesetzes eintritt, da muß
auch die Vorschrift desselben beobachtet wer-
den;
im Gegentheil b) wo der Grund des Ge-
setzes nicht statt findet, da fällt auch die
Verordnung desselben hinweg
. Allein so richtig
diese beide Regeln an sich sind, so schwer ist es, sie
in jedem Falle richtig anzuwenden. Denn oft kommen
Fälle vor, wo bey einzelnen Subjecten der Grund ei-

nes
Rechtslehrers über das Recht des Prinzen von
Wallis zur Interimsregierung von Hannover
.
1789. 4.
35) L. 1. §. 5. D. de coniung. cum emancipato liberis.
Meine Opuscula Fascic. III. S. 185. u. folg.

1. Buch. 1. Tit.
bers nicht auf alles, was der Ausdruck unter ſich be-
greift. Hier iſt das Geſez einſchraͤnkend zu erklaͤren,
und blos von denjenigen Faͤllen zu verſtehen, worauf
der Wille des Geſezgebers unmittelbar abzielt. So
z. B. werden wir in dem Titel der Pandecten de inof-
ficioſo teſtamento
zeigen, wie eingeſchraͤnkt das Geſez
verſtanden werden muß, welches ſagt: exheredatus ha-
betur pro mortuo
35). Findet ſich’s aber, daß die
Abſicht des Geſezgebers durch die Worte genau er-
ſchoͤpft iſt, ſo muß man bey den Worten des Geſetzes
ſtehen bleiben, und man darf ſodann gerade nur das
zur Norm annehmen, was der Geſezgeber geſagt hat.
So z. B. geſtatten die Geſetze von beneficio compe-
tentiae
keine Erweiterung, und das Verboth des Legis
commiſſoriae
geht blos auf Verpfaͤndungen. Nach
dem Unterſchied dieſer Faͤlle heißt die logiſche Geſezaus-
legung bald eine ausdehnende, bald einſchraͤn-
kende,
bald eine blos erklaͤrende oder declara-
tiviſche,
wie der folgende §. unſers Auctors lehrt. Die
Regeln, worauf ſich dieſe Verſchiedenheit der logiſchen
Auslegungsart gruͤndet, ſind folgende zwey: a) Wo
der Grund des Geſetzes eintritt, da muß
auch die Vorſchrift deſſelben beobachtet wer-
den;
im Gegentheil b) wo der Grund des Ge-
ſetzes nicht ſtatt findet, da faͤllt auch die
Verordnung deſſelben hinweg
. Allein ſo richtig
dieſe beide Regeln an ſich ſind, ſo ſchwer iſt es, ſie
in jedem Falle richtig anzuwenden. Denn oft kommen
Faͤlle vor, wo bey einzelnen Subjecten der Grund ei-

nes
Rechtslehrers uͤber das Recht des Prinzen von
Wallis zur Interimsregierung von Hannover
.
1789. 4.
35) L. 1. §. 5. D. de coniung. cum emancipato liberis.
Meine Opuſcula Faſcic. III. S. 185. u. folg.
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[246/0266] 1. Buch. 1. Tit. bers nicht auf alles, was der Ausdruck unter ſich be- greift. Hier iſt das Geſez einſchraͤnkend zu erklaͤren, und blos von denjenigen Faͤllen zu verſtehen, worauf der Wille des Geſezgebers unmittelbar abzielt. So z. B. werden wir in dem Titel der Pandecten de inof- ficioſo teſtamento zeigen, wie eingeſchraͤnkt das Geſez verſtanden werden muß, welches ſagt: exheredatus ha- betur pro mortuo 35). Findet ſich’s aber, daß die Abſicht des Geſezgebers durch die Worte genau er- ſchoͤpft iſt, ſo muß man bey den Worten des Geſetzes ſtehen bleiben, und man darf ſodann gerade nur das zur Norm annehmen, was der Geſezgeber geſagt hat. So z. B. geſtatten die Geſetze von beneficio compe- tentiae keine Erweiterung, und das Verboth des Legis commiſſoriae geht blos auf Verpfaͤndungen. Nach dem Unterſchied dieſer Faͤlle heißt die logiſche Geſezaus- legung bald eine ausdehnende, bald einſchraͤn- kende, bald eine blos erklaͤrende oder declara- tiviſche, wie der folgende §. unſers Auctors lehrt. Die Regeln, worauf ſich dieſe Verſchiedenheit der logiſchen Auslegungsart gruͤndet, ſind folgende zwey: a) Wo der Grund des Geſetzes eintritt, da muß auch die Vorſchrift deſſelben beobachtet wer- den; im Gegentheil b) wo der Grund des Ge- ſetzes nicht ſtatt findet, da faͤllt auch die Verordnung deſſelben hinweg. Allein ſo richtig dieſe beide Regeln an ſich ſind, ſo ſchwer iſt es, ſie in jedem Falle richtig anzuwenden. Denn oft kommen Faͤlle vor, wo bey einzelnen Subjecten der Grund ei- nes 34) 35) L. 1. §. 5. D. de coniung. cum emancipato liberis. Meine Opuſcula Faſcic. III. S. 185. u. folg. 34) Rechtslehrers uͤber das Recht des Prinzen von Wallis zur Interimsregierung von Hannover. 1789. 4.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/266>, abgerufen am 25.11.2024.