Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.1. Buch. 1. Tit. Textes und Verbesserung desselben sind theils al-te glaubwürdige Handschriften 15), theils Ausga- ben 15) Von vorzüglichem Werthe ist zwar die sehr alte Hand-
schrift der Florentinischen Pandecten, doch kann sie nicht in jedem Fall bey Bestimmung der richtigen Leseart zur Norm dienen, weil es entschieden ist, daß sie auch hin und wieder Fehler hat. Es sind daher auch andere alte Handschriften zu Hülfe zu nehmen. Von solchen Handschriften nicht allein der Pandecten, sondern auch der übrigen Just. Gesezbücher handelt sehr ausführlich der ge- lehrte Herr Hofr. walch ad Eckhardum Lib. I. c. 2. §. 83. S. 100. ff. und S. 123. ff. S. 135. ff. und S. 140. Auch besizt unsere Erlanger Universitätsbiblio- thek einen alten Codex vom Digesto vetere, welcher sehr gute Lesearten enthält; z. B. in L. 34. §. 4. D. de iure- iur. ließt unser Codex: hoc iusiurandum de calumnia aeque patrono parentibusque remittitur: wo selbst Codex Florentinus die unrichtige Leseart neque patrono neque parentibus hat, welche mit andern Stellen unserer Pan- decten als L. 8. §. 5. D. Qui satisdare cog. L. 7. §. 3. de obseq. parent. et patron. praest. in offenbaren Wi- derspruch stehet. Da die alten Codices meist sehr unle- serlich geschrieben sind, und besonders viel Abkürzungen enthalten, so ist zum Gebranch solcher alter Handschrif- ten dem critischen Rechtsausleger die Diplomatic un- umgänglich nöthig. Die mancherley Arten der Hand- schriften nach denen Zügen der Buchstaben lernt man aus baring Clavi diplomatica. Hanov. 1754. 4. auch ma- billonius de rediplomatica kennen. Unter den ver- schiedenen Abkürzungsarten ist, was die Florentinische Handschrift der Pandecten anbetrift, besonders diejenige sehr gewöhnlich, welche man Geminatio nennt. Sie be- stehet darin, daß, wenn Buchstaben, oder Sylben, oder auch Worte unmittelbar auf einander folgten, wel- che einerley lauteten, die Abschreiber solche nur einmahl hinsezten, und die übrigen Buchstaben oder Sylben weg- war- 1. Buch. 1. Tit. Textes und Verbeſſerung deſſelben ſind theils al-te glaubwuͤrdige Handſchriften 15), theils Ausga- ben 15) Von vorzuͤglichem Werthe iſt zwar die ſehr alte Hand-
ſchrift der Florentiniſchen Pandecten, doch kann ſie nicht in jedem Fall bey Beſtimmung der richtigen Leſeart zur Norm dienen, weil es entſchieden iſt, daß ſie auch hin und wieder Fehler hat. Es ſind daher auch andere alte Handſchriften zu Huͤlfe zu nehmen. Von ſolchen Handſchriften nicht allein der Pandecten, ſondern auch der uͤbrigen Juſt. Geſezbuͤcher handelt ſehr ausfuͤhrlich der ge- lehrte Herr Hofr. walch ad Eckhardum Lib. I. c. 2. §. 83. S. 100. ff. und S. 123. ff. S. 135. ff. und S. 140. Auch beſizt unſere Erlanger Univerſitaͤtsbiblio- thek einen alten Codex vom Digeſto vetere, welcher ſehr gute Leſearten enthaͤlt; z. B. in L. 34. §. 4. D. de iure- iur. ließt unſer Codex: hoc iusiurandum de calumnia aeque patrono parentibusque remittitur: wo ſelbſt Codex Florentinus die unrichtige Leſeart neque patrono neque parentibus hat, welche mit andern Stellen unſerer Pan- decten als L. 8. §. 5. D. Qui ſatisdare cog. L. 7. §. 3. de obſeq. parent. et patron. praeſt. in offenbaren Wi- derſpruch ſtehet. Da die alten Codices meiſt ſehr unle- ſerlich geſchrieben ſind, und beſonders viel Abkuͤrzungen enthalten, ſo iſt zum Gebranch ſolcher alter Handſchrif- ten dem critiſchen Rechtsausleger die Diplomatic un- umgaͤnglich noͤthig. Die mancherley Arten der Hand- ſchriften nach denen Zuͤgen der Buchſtaben lernt man aus baring Clavi diplomatica. Hanov. 1754. 4. auch ma- billonius de rediplomatica kennen. Unter den ver- ſchiedenen Abkuͤrzungsarten iſt, was die Florentiniſche Handſchrift der Pandecten anbetrift, beſonders diejenige ſehr gewoͤhnlich, welche man Geminatio nennt. Sie be- ſtehet darin, daß, wenn Buchſtaben, oder Sylben, oder auch Worte unmittelbar auf einander folgten, wel- che einerley lauteten, die Abſchreiber ſolche nur einmahl hinſezten, und die uͤbrigen Buchſtaben oder Sylben weg- war- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <list> <item><pb facs="#f0256" n="236"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">1. Buch. 1. Tit.</hi></fw><lb/> Textes und Verbeſſerung deſſelben ſind theils al-<lb/> te glaubwuͤrdige Handſchriften <note xml:id="seg2pn_32_1" next="#seg2pn_32_2" place="foot" n="15)">Von vorzuͤglichem Werthe iſt zwar die ſehr alte Hand-<lb/> ſchrift der Florentiniſchen Pandecten, doch kann ſie nicht<lb/> in jedem Fall bey Beſtimmung der richtigen Leſeart zur<lb/> Norm dienen, weil es entſchieden iſt, daß ſie auch hin<lb/> und wieder Fehler hat. Es ſind daher auch andere<lb/> alte Handſchriften zu Huͤlfe zu nehmen. Von ſolchen<lb/> Handſchriften nicht allein der Pandecten, ſondern auch der<lb/> uͤbrigen Juſt. Geſezbuͤcher handelt ſehr ausfuͤhrlich der ge-<lb/> lehrte Herr Hofr. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">walch</hi> ad Eckhardum</hi> Lib. I.<lb/> c.</hi> 2. §. 83. S. 100. ff. und S. 123. ff. S. 135. ff. und<lb/> S. 140. Auch beſizt unſere Erlanger Univerſitaͤtsbiblio-<lb/> thek einen alten Codex vom <hi rendition="#aq">Digeſto vetere,</hi> welcher ſehr<lb/> gute Leſearten enthaͤlt; z. B. in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L. 34.</hi> §. 4. <hi rendition="#i">D. de iure-<lb/> iur.</hi></hi> ließt unſer Codex: <hi rendition="#aq">hoc iusiurandum de calumnia<lb/><hi rendition="#i">aeque patrono parentibusque</hi> remittitur:</hi> wo ſelbſt <hi rendition="#aq">Codex<lb/> Florentinus</hi> die unrichtige Leſeart <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">neque patrono neque<lb/> parentibus</hi></hi> hat, welche mit andern Stellen unſerer Pan-<lb/> decten als <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">L. 8. §. 5. D. Qui ſatisdare cog. L. 7. §. 3.<lb/> de obſeq. parent. et patron. praeſt.</hi></hi> in offenbaren Wi-<lb/> derſpruch ſtehet. Da die alten Codices meiſt ſehr unle-<lb/> ſerlich geſchrieben ſind, und beſonders viel Abkuͤrzungen<lb/> enthalten, ſo iſt zum Gebranch ſolcher alter Handſchrif-<lb/> ten dem critiſchen Rechtsausleger die <hi rendition="#g">Diplomatic</hi> un-<lb/> umgaͤnglich noͤthig. Die mancherley Arten der Hand-<lb/> ſchriften nach denen Zuͤgen der Buchſtaben lernt man aus<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">baring</hi><hi rendition="#g">Clavi diplomatica</hi>. <hi rendition="#i">Hanov.</hi></hi> 1754. 4. auch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">ma-<lb/> billonius</hi><hi rendition="#g">de rediplomatica</hi></hi> kennen. Unter den ver-<lb/> ſchiedenen Abkuͤrzungsarten iſt, was die Florentiniſche<lb/> Handſchrift der Pandecten anbetrift, beſonders diejenige<lb/> ſehr gewoͤhnlich, welche man <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Geminatio</hi></hi> nennt. Sie be-<lb/> ſtehet darin, daß, wenn Buchſtaben, oder Sylben,<lb/> oder auch Worte unmittelbar auf einander folgten, wel-<lb/> che einerley lauteten, die Abſchreiber ſolche nur einmahl<lb/> hinſezten, und die uͤbrigen Buchſtaben oder Sylben weg-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">war-</fw></note>, theils Ausga-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ben</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [236/0256]
1. Buch. 1. Tit.
Textes und Verbeſſerung deſſelben ſind theils al-
te glaubwuͤrdige Handſchriften 15), theils Ausga-
ben
15) Von vorzuͤglichem Werthe iſt zwar die ſehr alte Hand-
ſchrift der Florentiniſchen Pandecten, doch kann ſie nicht
in jedem Fall bey Beſtimmung der richtigen Leſeart zur
Norm dienen, weil es entſchieden iſt, daß ſie auch hin
und wieder Fehler hat. Es ſind daher auch andere
alte Handſchriften zu Huͤlfe zu nehmen. Von ſolchen
Handſchriften nicht allein der Pandecten, ſondern auch der
uͤbrigen Juſt. Geſezbuͤcher handelt ſehr ausfuͤhrlich der ge-
lehrte Herr Hofr. walch ad Eckhardum Lib. I.
c. 2. §. 83. S. 100. ff. und S. 123. ff. S. 135. ff. und
S. 140. Auch beſizt unſere Erlanger Univerſitaͤtsbiblio-
thek einen alten Codex vom Digeſto vetere, welcher ſehr
gute Leſearten enthaͤlt; z. B. in L. 34. §. 4. D. de iure-
iur. ließt unſer Codex: hoc iusiurandum de calumnia
aeque patrono parentibusque remittitur: wo ſelbſt Codex
Florentinus die unrichtige Leſeart neque patrono neque
parentibus hat, welche mit andern Stellen unſerer Pan-
decten als L. 8. §. 5. D. Qui ſatisdare cog. L. 7. §. 3.
de obſeq. parent. et patron. praeſt. in offenbaren Wi-
derſpruch ſtehet. Da die alten Codices meiſt ſehr unle-
ſerlich geſchrieben ſind, und beſonders viel Abkuͤrzungen
enthalten, ſo iſt zum Gebranch ſolcher alter Handſchrif-
ten dem critiſchen Rechtsausleger die Diplomatic un-
umgaͤnglich noͤthig. Die mancherley Arten der Hand-
ſchriften nach denen Zuͤgen der Buchſtaben lernt man aus
baring Clavi diplomatica. Hanov. 1754. 4. auch ma-
billonius de rediplomatica kennen. Unter den ver-
ſchiedenen Abkuͤrzungsarten iſt, was die Florentiniſche
Handſchrift der Pandecten anbetrift, beſonders diejenige
ſehr gewoͤhnlich, welche man Geminatio nennt. Sie be-
ſtehet darin, daß, wenn Buchſtaben, oder Sylben,
oder auch Worte unmittelbar auf einander folgten, wel-
che einerley lauteten, die Abſchreiber ſolche nur einmahl
hinſezten, und die uͤbrigen Buchſtaben oder Sylben weg-
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