Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.1. Buch. 1. Tit. nisgründen verfahren werden, damit man nicht Em-blemata zu finden vermeinet, wo doch dergleichen wirklich nicht vorhanden sind 12). Hierzu wird nun freylich eine genaue Kenntniß von der Chronologie der römischen Rechtsgelahrtheit, und fleißige Ver- gleichung der Quellen, aus denen die Compilatoren geschöpft haben, vorzüglich der Fragmente des An- tejustinianeischen römischen Rechts, d. i. der Ueber- bleibsel, die wir noch von einigen Schriften der äl- tern römischen Rechtsgelehrten, desgleichen vom Gregorianischen, Hermogenianischen und Theodosia- nischen Codex haben, erfordert, um zu beurtheilen, ob das Recht, was uns unter der Aufschrift eines röm. Rechtsgelehrten, oder eines Kaisers vorgetra- gen wird, wirklich dazumahl üblich gewesen sey. Die Pflicht des Kritikers ist weiter, 3) mit Hülfe der Inscriptionen, welche über den ein- zelnen Gesetzen der Pandecten und des Codex befind- lich sind, sowohl die von den Compilatoren zerrisse- ne Stellen wieder zusammen zu fügen suchen, und hierdurch den Zusammenhang der Rede herzustellen, als auch denen sogenannten Legibus fugitivis ihren rechten Plaz anzuweisen, aus welchen die Compila- toren sie verdrängt haben 13). Nicht weniger 4) die Justinians Zeiten diese Fiducia aufgehoben war, so ver- wandelte tribonian die Worte si non fiduciae credi- toris: in si non in usu creditoris. S. Io. van de wa- ter Observat. iur. Rom. Lib. I. cap. 10. 12) So hat man z. B. in L. 1. D. de Legat. 1. ein der- gleichen emblema Triboniani zu finden geglaubt; allein ohne genugsamen Grund, wie Walch ad Eckhardum §. 240. S. 431. gezeigt hat. 13) Z. B. L. 6. D. de Transact. stehet ganz am unrechten
Orte, und gehört vielmehr zum L. 1. D. Testam. quem- adm. 1. Buch. 1. Tit. nisgruͤnden verfahren werden, damit man nicht Em-blemata zu finden vermeinet, wo doch dergleichen wirklich nicht vorhanden ſind 12). Hierzu wird nun freylich eine genaue Kenntniß von der Chronologie der roͤmiſchen Rechtsgelahrtheit, und fleißige Ver- gleichung der Quellen, aus denen die Compilatoren geſchoͤpft haben, vorzuͤglich der Fragmente des An- tejuſtinianeiſchen roͤmiſchen Rechts, d. i. der Ueber- bleibſel, die wir noch von einigen Schriften der aͤl- tern roͤmiſchen Rechtsgelehrten, desgleichen vom Gregorianiſchen, Hermogenianiſchen und Theodoſia- niſchen Codex haben, erfordert, um zu beurtheilen, ob das Recht, was uns unter der Aufſchrift eines roͤm. Rechtsgelehrten, oder eines Kaiſers vorgetra- gen wird, wirklich dazumahl uͤblich geweſen ſey. Die Pflicht des Kritikers iſt weiter, 3) mit Huͤlfe der Inſcriptionen, welche uͤber den ein- zelnen Geſetzen der Pandecten und des Codex befind- lich ſind, ſowohl die von den Compilatoren zerriſſe- ne Stellen wieder zuſammen zu fuͤgen ſuchen, und hierdurch den Zuſammenhang der Rede herzuſtellen, als auch denen ſogenannten Legibus fugitivis ihren rechten Plaz anzuweiſen, aus welchen die Compila- toren ſie verdraͤngt haben 13). Nicht weniger 4) die Juſtinians Zeiten dieſe Fiducia aufgehoben war, ſo ver- wandelte tribonian die Worte ſi non fiduciae credi- toris: in ſi non in uſu creditoris. S. Io. van de wa- ter Obſervat. iur. Rom. Lib. I. cap. 10. 12) So hat man z. B. in L. 1. D. de Legat. 1. ein der- gleichen emblema Triboniani zu finden geglaubt; allein ohne genugſamen Grund, wie Walch ad Eckhardum §. 240. S. 431. gezeigt hat. 13) Z. B. L. 6. D. de Transact. ſtehet ganz am unrechten
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1. Buch. 1. Tit.
nisgruͤnden verfahren werden, damit man nicht Em-
blemata zu finden vermeinet, wo doch dergleichen
wirklich nicht vorhanden ſind 12). Hierzu wird nun
freylich eine genaue Kenntniß von der Chronologie
der roͤmiſchen Rechtsgelahrtheit, und fleißige Ver-
gleichung der Quellen, aus denen die Compilatoren
geſchoͤpft haben, vorzuͤglich der Fragmente des An-
tejuſtinianeiſchen roͤmiſchen Rechts, d. i. der Ueber-
bleibſel, die wir noch von einigen Schriften der aͤl-
tern roͤmiſchen Rechtsgelehrten, desgleichen vom
Gregorianiſchen, Hermogenianiſchen und Theodoſia-
niſchen Codex haben, erfordert, um zu beurtheilen,
ob das Recht, was uns unter der Aufſchrift eines
roͤm. Rechtsgelehrten, oder eines Kaiſers vorgetra-
gen wird, wirklich dazumahl uͤblich geweſen ſey.
Die Pflicht des Kritikers iſt weiter,
3) mit Huͤlfe der Inſcriptionen, welche uͤber den ein-
zelnen Geſetzen der Pandecten und des Codex befind-
lich ſind, ſowohl die von den Compilatoren zerriſſe-
ne Stellen wieder zuſammen zu fuͤgen ſuchen, und
hierdurch den Zuſammenhang der Rede herzuſtellen,
als auch denen ſogenannten Legibus fugitivis ihren
rechten Plaz anzuweiſen, aus welchen die Compila-
toren ſie verdraͤngt haben 13). Nicht weniger
4) die
11)
12) So hat man z. B. in L. 1. D. de Legat. 1. ein der-
gleichen emblema Triboniani zu finden geglaubt; allein
ohne genugſamen Grund, wie Walch ad Eckhardum
§. 240. S. 431. gezeigt hat.
13) Z. B. L. 6. D. de Transact. ſtehet ganz am unrechten
Orte, und gehoͤrt vielmehr zum L. 1. D. Teſtam. quem-
adm.
11) Juſtinians Zeiten dieſe Fiducia aufgehoben war, ſo ver-
wandelte tribonian die Worte ſi non fiduciae credi-
toris: in ſi non in uſu creditoris. S. Io. van de wa-
ter Obſervat. iur. Rom. Lib. I. cap. 10.
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