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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Iustitia et Iure
turales obligationes non eo solo aestimantur, si actio
aliqua
earum nomine competit: verum etiam eo,
si soluta pecunia repeti non possit,
macht jene Theo-
rie äusserst bedenklich, wenn wir zumahl erwägen, daß
sogar gegen einen Pupillen, welcher ohne Einwilligung
des Vormunds contrahirt hat, die Klage nicht durch-
aus wegfalle, sondern, daß er bekanntlich belangt wer-
den könne, insoferne er durch den Handel rei-
cher geworden
. Naturaliter obligabitur se. pu-
pillus,
so lauten die Worte des Ulpians 15), in
quantum locupletior factus est, hinc in pupillum non
tantum tutori, verum cuivis actionem, in quantum
locupletior factus est
, dandam esse, D. Pius rescri-
psit.
Hier ist also, wie ein jeder von selbst siehet, ei-
ne natürliche, in Ansehung des gerichtlichen Effects
eingeschränkte Verbindlichkeit vorhanden, wobey jedoch
das Recht zu klagen nicht gänzlich wegfällt, son-
dern nur gewissermassen limitirt ist 16). Aus al-
lem diesem ergiebt sich nun soviel, daß wenn die rö-

mischen
Buch ad Sabinum von den Fidejussoren gehandelt, wie
man aus der Vergleichung der aus eben diesem Buche ge-
nommenen Stellen unserer Pandecten beym Abr. wie-
ling
in Iurisprud. restituta
S. 314. deutlich sie-
het, und es ist sehr wahrscheinlich, daß L. 10. zwischen
die L. 6. und 8. D. de fidejussor. seinen ehemaligen Sitz
behauptet habe. Eben dieser Meinung ist auch der be-
rühmte ehemalige ICtus Groninganus petrus de toul-
lieu
in denen von Joh. Wolbers herausgegebenen
Collectaneis iuris civilis Diss. IV. cap. 4. S.
183. u. ff.
15) L. 5. pr. D. de auctorit. tutor.
16) Eben dieses hat auch schon Ge. Christph. neller in
Diss. de obligatione praesertim naturali
(in Opusc. T. I. P. I.
S. 151. und folg.) §. X. richtig
eingesehen.

de Iuſtitia et Iure
turales obligationes non eo ſolo aeſtimantur, ſi actio
aliqua
earum nomine competit: verum etiam eo,
ſi ſoluta pecunia repeti non poſſit,
macht jene Theo-
rie aͤuſſerſt bedenklich, wenn wir zumahl erwaͤgen, daß
ſogar gegen einen Pupillen, welcher ohne Einwilligung
des Vormunds contrahirt hat, die Klage nicht durch-
aus wegfalle, ſondern, daß er bekanntlich belangt wer-
den koͤnne, inſoferne er durch den Handel rei-
cher geworden
. Naturaliter obligabitur ſe. pu-
pillus,
ſo lauten die Worte des Ulpians 15), in
quantum locupletior factus eſt, hinc in pupillum non
tantum tutori, verum cuivis actionem, in quantum
locupletior factus eſt
, dandam eſſe, D. Pius reſcri-
pſit.
Hier iſt alſo, wie ein jeder von ſelbſt ſiehet, ei-
ne natuͤrliche, in Anſehung des gerichtlichen Effects
eingeſchraͤnkte Verbindlichkeit vorhanden, wobey jedoch
das Recht zu klagen nicht gaͤnzlich wegfaͤllt, ſon-
dern nur gewiſſermaſſen limitirt iſt 16). Aus al-
lem dieſem ergiebt ſich nun ſoviel, daß wenn die roͤ-

miſchen
Buch ad Sabinum von den Fidejuſſoren gehandelt, wie
man aus der Vergleichung der aus eben dieſem Buche ge-
nommenen Stellen unſerer Pandecten beym Abr. wie-
ling
in Iurisprud. reſtituta
S. 314. deutlich ſie-
het, und es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß L. 10. zwiſchen
die L. 6. und 8. D. de fidejuſſor. ſeinen ehemaligen Sitz
behauptet habe. Eben dieſer Meinung iſt auch der be-
ruͤhmte ehemalige ICtus Groninganus petrus de toul-
lieu
in denen von Joh. Wolbers herausgegebenen
Collectaneis iuris civilis Diſſ. IV. cap. 4. S.
183. u. ff.
15) L. 5. pr. D. de auctorit. tutor.
16) Eben dieſes hat auch ſchon Ge. Chriſtph. neller in
Diſſ. de obligatione praeſertim naturali
(in Opuſc. T. I. P. I.
S. 151. und folg.) §. X. richtig
eingeſehen.
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[189/0209] de Iuſtitia et Iure turales obligationes non eo ſolo aeſtimantur, ſi actio aliqua earum nomine competit: verum etiam eo, ſi ſoluta pecunia repeti non poſſit, macht jene Theo- rie aͤuſſerſt bedenklich, wenn wir zumahl erwaͤgen, daß ſogar gegen einen Pupillen, welcher ohne Einwilligung des Vormunds contrahirt hat, die Klage nicht durch- aus wegfalle, ſondern, daß er bekanntlich belangt wer- den koͤnne, inſoferne er durch den Handel rei- cher geworden. Naturaliter obligabitur ſe. pu- pillus, ſo lauten die Worte des Ulpians 15), in quantum locupletior factus eſt, hinc in pupillum non tantum tutori, verum cuivis actionem, in quantum locupletior factus eſt, dandam eſſe, D. Pius reſcri- pſit. Hier iſt alſo, wie ein jeder von ſelbſt ſiehet, ei- ne natuͤrliche, in Anſehung des gerichtlichen Effects eingeſchraͤnkte Verbindlichkeit vorhanden, wobey jedoch das Recht zu klagen nicht gaͤnzlich wegfaͤllt, ſon- dern nur gewiſſermaſſen limitirt iſt 16). Aus al- lem dieſem ergiebt ſich nun ſoviel, daß wenn die roͤ- miſchen 14) 15) L. 5. pr. D. de auctorit. tutor. 16) Eben dieſes hat auch ſchon Ge. Chriſtph. neller in Diſſ. de obligatione praeſertim naturali (in Opuſc. T. I. P. I. S. 151. und folg.) §. X. richtig eingeſehen. 14) Buch ad Sabinum von den Fidejuſſoren gehandelt, wie man aus der Vergleichung der aus eben dieſem Buche ge- nommenen Stellen unſerer Pandecten beym Abr. wie- ling in Iurisprud. reſtituta S. 314. deutlich ſie- het, und es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß L. 10. zwiſchen die L. 6. und 8. D. de fidejuſſor. ſeinen ehemaligen Sitz behauptet habe. Eben dieſer Meinung iſt auch der be- ruͤhmte ehemalige ICtus Groninganus petrus de toul- lieu in denen von Joh. Wolbers herausgegebenen Collectaneis iuris civilis Diſſ. IV. cap. 4. S. 183. u. ff.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/209>, abgerufen am 23.11.2024.