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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Iustitia et Iure.
aus dem Sinn der Civilgesetze dergleichen entspringt
aus der blosen natürlichen Billigkeit zugelassen werden,
so wird hierbey vorausgesezt, a) daß die Billigkeit
nicht wider ein ausdrückliches und noch gel.
tendes Gesez anlaufe;
b) daß sie in einem
unläugbaren Grundsatze des natürlichen
Rechts gegründet sey;
und c) ein Zwangs-
recht zum Grunde habe
.

Ich wende mich nun zu der Ausnahme von der Re-
gel, oder zu denjenigen beyden Fällen, worauf man ge-
wöhnlich das Verhältnis aller natürlichen Verbindlich-
keiten, die in den Civilgesetzen nicht wiederholt bestät-
tiget worden sind, in Absicht der gerichtlichen Wirkung
zu reduciren pflegt. Natürliche Verbindlichkeiten kön-
nen nehmlich im Staat entweder gönzlich reprobirt,
und durch positive Gesetze schlechterdings aufgehoben,
oder auch nur der gerichtlichen Wirkung nach einge-
schränkt
seyn. Im erstern Fall cessirt nicht nur alle
gerichtliche Wirkung derselben, sondern es hört auch
auf Seiten des Schuldners selbst die natürliche Zwangs-
pflicht dergestalt auf, daß dasjenige, was vermöge ei-
ner solchen gänzlich destruirten Verbindlichkeit dennoch
aus Irrthum, ja unterweilen auch wissentlich, in.
debite
gezahlet worden, wieder zurückgetordert werden
kann. Ehe wir jedoch hierüber weiter ins Detail gehen
können, wird es nöthig seyn, diejenigen Fälle ausein-

ander
iur. civ. sec. ord. Institut. §. 320. not. *) wider
den L 48. D. de Rei Vind. u. L 33. D de condict in-
deb.
heut zu Tage mit Recht die Klage nach der natürli-
lichen Billigkeit (actionem in factum) demjemgen, wel-
cher auf fremden Grund und Boden gebauet hat. Stehe
auch Höpfner im Commentar über die Institut.
§ 320.
Glücks Erläut, d. Pand. 1. Th. M

de Iuſtitia et Iure.
aus dem Sinn der Civilgeſetze dergleichen entſpringt
aus der bloſen natuͤrlichen Billigkeit zugelaſſen werden,
ſo wird hierbey vorausgeſezt, a) daß die Billigkeit
nicht wider ein ausdruͤckliches und noch gel.
tendes Geſez anlaufe;
b) daß ſie in einem
unlaͤugbaren Grundſatze des natuͤrlichen
Rechts gegruͤndet ſey;
und c) ein Zwangs-
recht zum Grunde habe
.

Ich wende mich nun zu der Ausnahme von der Re-
gel, oder zu denjenigen beyden Faͤllen, worauf man ge-
woͤhnlich das Verhaͤltnis aller natuͤrlichen Verbindlich-
keiten, die in den Civilgeſetzen nicht wiederholt beſtaͤt-
tiget worden ſind, in Abſicht der gerichtlichen Wirkung
zu reduciren pflegt. Natuͤrliche Verbindlichkeiten koͤn-
nen nehmlich im Staat entweder goͤnzlich reprobirt,
und durch poſitive Geſetze ſchlechterdings aufgehoben,
oder auch nur der gerichtlichen Wirkung nach einge-
ſchraͤnkt
ſeyn. Im erſtern Fall ceſſirt nicht nur alle
gerichtliche Wirkung derſelben, ſondern es hoͤrt auch
auf Seiten des Schuldners ſelbſt die natuͤrliche Zwangs-
pflicht dergeſtalt auf, daß dasjenige, was vermoͤge ei-
ner ſolchen gaͤnzlich deſtruirten Verbindlichkeit dennoch
aus Irrthum, ja unterweilen auch wiſſentlich, in.
debite
gezahlet worden, wieder zuruͤckgetordert werden
kann. Ehe wir jedoch hieruͤber weiter ins Detail gehen
koͤnnen, wird es noͤthig ſeyn, diejenigen Faͤlle ausein-

ander
iur. civ. ſec. ord. Inſtitut. §. 320. not. *) wider
den L 48. D. de Rei Vind. u. L 33. D de condict in-
deb.
heut zu Tage mit Recht die Klage nach der natuͤrli-
lichen Billigkeit (actionem in factum) demjemgen, wel-
cher auf fremden Grund und Boden gebauet hat. Stehe
auch Hoͤpfner im Commentar uͤber die Inſtitut.
§ 320.
Gluͤcks Erlaͤut, d. Pand. 1. Th. M
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[177/0197] de Iuſtitia et Iure. aus dem Sinn der Civilgeſetze dergleichen entſpringt aus der bloſen natuͤrlichen Billigkeit zugelaſſen werden, ſo wird hierbey vorausgeſezt, a) daß die Billigkeit nicht wider ein ausdruͤckliches und noch gel. tendes Geſez anlaufe; b) daß ſie in einem unlaͤugbaren Grundſatze des natuͤrlichen Rechts gegruͤndet ſey; und c) ein Zwangs- recht zum Grunde habe. Ich wende mich nun zu der Ausnahme von der Re- gel, oder zu denjenigen beyden Faͤllen, worauf man ge- woͤhnlich das Verhaͤltnis aller natuͤrlichen Verbindlich- keiten, die in den Civilgeſetzen nicht wiederholt beſtaͤt- tiget worden ſind, in Abſicht der gerichtlichen Wirkung zu reduciren pflegt. Natuͤrliche Verbindlichkeiten koͤn- nen nehmlich im Staat entweder goͤnzlich reprobirt, und durch poſitive Geſetze ſchlechterdings aufgehoben, oder auch nur der gerichtlichen Wirkung nach einge- ſchraͤnkt ſeyn. Im erſtern Fall ceſſirt nicht nur alle gerichtliche Wirkung derſelben, ſondern es hoͤrt auch auf Seiten des Schuldners ſelbſt die natuͤrliche Zwangs- pflicht dergeſtalt auf, daß dasjenige, was vermoͤge ei- ner ſolchen gaͤnzlich deſtruirten Verbindlichkeit dennoch aus Irrthum, ja unterweilen auch wiſſentlich, in. debite gezahlet worden, wieder zuruͤckgetordert werden kann. Ehe wir jedoch hieruͤber weiter ins Detail gehen koͤnnen, wird es noͤthig ſeyn, diejenigen Faͤlle ausein- ander 98) 98) iur. civ. ſec. ord. Inſtitut. §. 320. not. *) wider den L 48. D. de Rei Vind. u. L 33. D de condict in- deb. heut zu Tage mit Recht die Klage nach der natuͤrli- lichen Billigkeit (actionem in factum) demjemgen, wel- cher auf fremden Grund und Boden gebauet hat. Stehe auch Hoͤpfner im Commentar uͤber die Inſtitut. § 320. Gluͤcks Erlaͤut, d. Pand. 1. Th. M

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/197>, abgerufen am 24.11.2024.