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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Iustitia et Iure.
in die eine oder in die andere Classe zu rechnen, sey
lediglich darinn zu setzen, ob die Civilgesetze gestatten,
daß die geschehene Zahlung wieder zurückgefordert wer-
den dürfe, oder nicht? 83) So ist die gewöhnliche
Theorie der Rechtsgelehrten von der natürlichen Ver-
bindlichkeit und deren gerichtlichen Wirkung, welche nicht
nur Hellfeld in diesem §. unabgeändert vorträgt, son-
dern die wir auch eben so schon vom Accursius an
in allen Systemen und Compendien des bürgerlichen
Rechts antreffen. Allein daß diese gemeine Vorstel-
lungsart nicht nur mangelhaft, sondern auch offenbar
unrichtig sey, hat neuerlich einer unserer besten Civili-
sten 84) überzeugend dargelegt.

Mangelhaft ist sie, weil nach dieser gewöhnlichen
Lehre durchaus nicht abzusehen ist, unter welche Classe
man die Liebespflichten bringen soll. Zwar will
man sie unter diejenigen natürlichen Verbindlichkeiten
mit rangiren, denen das bürgerliche Recht die gericht-
liche Wirkung entzogen hat 85), allein eben dadurch
erhält jene Theorie ein noch mislicheres Ansehen. Denn
ist gleich nicht zu läugnen, daß die Erfüllung derselben
nicht vermittelst einer Klage gefordert werden könne,
so liegt doch der Grund-hievon keineswegs in einer Ver-

ord-
83) L. 10. D. de obligat. et action. L. 19. D. de condict.
indeb.
84) Herr Prof. Weber in seinem classischen Werke von
der natürlichen Verbindlichkeit, und deren
gerichtlichen Würkung
1. Abth. 1. Abschn. §. 42.
und folg. S. 109. ff.
85) Man findet eine solche Klassification unter andern beym
Io. Ortw. westenberg in Dissertationib. de
causis obligationum
Diss. I. Cap. IV.
§. 9. in-
gleichen beym hahn ad Wesenbeccium Tit. de obli-
gationib. et action
. N. V.
L 4

de Iuſtitia et Iure.
in die eine oder in die andere Claſſe zu rechnen, ſey
lediglich darinn zu ſetzen, ob die Civilgeſetze geſtatten,
daß die geſchehene Zahlung wieder zuruͤckgefordert wer-
den duͤrfe, oder nicht? 83) So iſt die gewoͤhnliche
Theorie der Rechtsgelehrten von der natuͤrlichen Ver-
bindlichkeit und deren gerichtlichen Wirkung, welche nicht
nur Hellfeld in dieſem §. unabgeaͤndert vortraͤgt, ſon-
dern die wir auch eben ſo ſchon vom Accurſius an
in allen Syſtemen und Compendien des buͤrgerlichen
Rechts antreffen. Allein daß dieſe gemeine Vorſtel-
lungsart nicht nur mangelhaft, ſondern auch offenbar
unrichtig ſey, hat neuerlich einer unſerer beſten Civili-
ſten 84) uͤberzeugend dargelegt.

Mangelhaft iſt ſie, weil nach dieſer gewoͤhnlichen
Lehre durchaus nicht abzuſehen iſt, unter welche Claſſe
man die Liebespflichten bringen ſoll. Zwar will
man ſie unter diejenigen natuͤrlichen Verbindlichkeiten
mit rangiren, denen das buͤrgerliche Recht die gericht-
liche Wirkung entzogen hat 85), allein eben dadurch
erhaͤlt jene Theorie ein noch mislicheres Anſehen. Denn
iſt gleich nicht zu laͤugnen, daß die Erfuͤllung derſelben
nicht vermittelſt einer Klage gefordert werden koͤnne,
ſo liegt doch der Grund-hievon keineswegs in einer Ver-

ord-
83) L. 10. D. de obligat. et action. L. 19. D. de condict.
indeb.
84) Herr Prof. Weber in ſeinem claſſiſchen Werke von
der natuͤrlichen Verbindlichkeit, und deren
gerichtlichen Wuͤrkung
1. Abth. 1. Abſchn. §. 42.
und folg. S. 109. ff.
85) Man findet eine ſolche Klaſſification unter andern beym
Io. Ortw. westenberg in Diſſertationib. de
cauſis obligationum
Diſſ. I. Cap. IV.
§. 9. in-
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gationib. et action
. N. V.
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[167/0187] de Iuſtitia et Iure. in die eine oder in die andere Claſſe zu rechnen, ſey lediglich darinn zu ſetzen, ob die Civilgeſetze geſtatten, daß die geſchehene Zahlung wieder zuruͤckgefordert wer- den duͤrfe, oder nicht? 83) So iſt die gewoͤhnliche Theorie der Rechtsgelehrten von der natuͤrlichen Ver- bindlichkeit und deren gerichtlichen Wirkung, welche nicht nur Hellfeld in dieſem §. unabgeaͤndert vortraͤgt, ſon- dern die wir auch eben ſo ſchon vom Accurſius an in allen Syſtemen und Compendien des buͤrgerlichen Rechts antreffen. Allein daß dieſe gemeine Vorſtel- lungsart nicht nur mangelhaft, ſondern auch offenbar unrichtig ſey, hat neuerlich einer unſerer beſten Civili- ſten 84) uͤberzeugend dargelegt. Mangelhaft iſt ſie, weil nach dieſer gewoͤhnlichen Lehre durchaus nicht abzuſehen iſt, unter welche Claſſe man die Liebespflichten bringen ſoll. Zwar will man ſie unter diejenigen natuͤrlichen Verbindlichkeiten mit rangiren, denen das buͤrgerliche Recht die gericht- liche Wirkung entzogen hat 85), allein eben dadurch erhaͤlt jene Theorie ein noch mislicheres Anſehen. Denn iſt gleich nicht zu laͤugnen, daß die Erfuͤllung derſelben nicht vermittelſt einer Klage gefordert werden koͤnne, ſo liegt doch der Grund-hievon keineswegs in einer Ver- ord- 83) L. 10. D. de obligat. et action. L. 19. D. de condict. indeb. 84) Herr Prof. Weber in ſeinem claſſiſchen Werke von der natuͤrlichen Verbindlichkeit, und deren gerichtlichen Wuͤrkung 1. Abth. 1. Abſchn. §. 42. und folg. S. 109. ff. 85) Man findet eine ſolche Klaſſification unter andern beym Io. Ortw. westenberg in Diſſertationib. de cauſis obligationum Diſſ. I. Cap. IV. §. 9. in- gleichen beym hahn ad Weſenbeccium Tit. de obli- gationib. et action. N. V. L 4

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/187>, abgerufen am 21.11.2024.