Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.1. Buch 1. Tit. Wir kommen nun zweitens auf die Wirkungen 1) Daß das Gesez in der Regel gleich von dem Au- genblick die Unterthanen verbindet, als es ihnen be- kannt gemacht worden ist. Es sind zwar verschiedene Rechtsgelehrten 25) der Meinung, daß ein neues Gesez erst nach Ablauf zweier Monathe seine Gül- tigkeit erlange, und Stryk 26) hat nicht nur be- merkt, daß in foro diese Regel überall beobachtet werde, sondern es fehlt auch nicht an Beispielen, daß, besonders in peinlichen Fällen, wirklich darnach gesprochen worden ist 27). Allein demohngeachtet ist doch jene Meinung völlig irrig, und daher mit Grund von andern Rechtsgelehrten verworfen wor- den 28). Denn die Nov. 66. c. 1. enthält keine all- gemeine Regel, sondern schränkt sich lediglich auf die- jenigen Verordnungen Justinians ein, welche die Te- stamente betreffen; und selbst in Ansehung dieser soll es bey der Regel bleiben, wie die Anfangsworte des 1sten Capitels deutlich beweisen: Sancimus, ut ex illo tempore constitutiones nostrae de testamentis va- leant, 25) S. lauterbach in Colleg. Theor. pr. Pand. T. I. Lib. I. Tit. 3. §. 20. I. H. boehmer in doctr. Digestor. Lib. I. Tit. 3. §. 12. n. d. 26) in Usu Mod. Pandect. tit.d de LL. §. 15. 27) S. de wernher T. I. P. IV. Obs. 201. in Supplem. nov. 28) leyser Meditat. ad Pandect. Spec. VII. med. 8.
reinharth select. Observat. ad Christinaeum Vol. I. Obs. 33. gaertner Meditat. pract. med. 11. westenberg in Digestis tit. de LL. §. 12. hofa- cker in Princip. iuris civ. Rom. Germ. T. I. §. 86. u. a. m. 1. Buch 1. Tit. Wir kommen nun zweitens auf die Wirkungen 1) Daß das Geſez in der Regel gleich von dem Au- genblick die Unterthanen verbindet, als es ihnen be- kannt gemacht worden iſt. Es ſind zwar verſchiedene Rechtsgelehrten 25) der Meinung, daß ein neues Geſez erſt nach Ablauf zweier Monathe ſeine Guͤl- tigkeit erlange, und Stryk 26) hat nicht nur be- merkt, daß in foro dieſe Regel uͤberall beobachtet werde, ſondern es fehlt auch nicht an Beiſpielen, daß, beſonders in peinlichen Faͤllen, wirklich darnach geſprochen worden iſt 27). Allein demohngeachtet iſt doch jene Meinung voͤllig irrig, und daher mit Grund von andern Rechtsgelehrten verworfen wor- den 28). Denn die Nov. 66. c. 1. enthaͤlt keine all- gemeine Regel, ſondern ſchraͤnkt ſich lediglich auf die- jenigen Verordnungen Juſtinians ein, welche die Te- ſtamente betreffen; und ſelbſt in Anſehung dieſer ſoll es bey der Regel bleiben, wie die Anfangsworte des 1ſten Capitels deutlich beweiſen: Sancimus, ut ex illo tempore conſtitutiones noſtrae de teſtamentis va- leant, 25) S. lauterbach in Colleg. Theor. pr. Pand. T. I. Lib. I. Tit. 3. §. 20. I. H. boehmer in doctr. Digeſtor. Lib. I. Tit. 3. §. 12. n. δ. 26) in Uſu Mod. Pandect. tit.δ de LL. §. 15. 27) S. de wernher T. I. P. IV. Obſ. 201. in Supplem. nov. 28) leyser Meditat. ad Pandect. Spec. VII. med. 8.
reinharth ſelect. Obſervat. ad Chriſtinaeum Vol. I. Obſ. 33. gaertner Meditat. pract. med. 11. westenberg in Digeſtis tit. de LL. §. 12. hofa- cker in Princip. iuris civ. Rom. Germ. T. I. §. 86. u. a. m. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0154" n="134"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">1. Buch 1. Tit.</hi> </fw><lb/> <p>Wir kommen nun <hi rendition="#g">zweitens</hi> auf die Wirkungen<lb/> einer auf die gehoͤrige Art geſchehenen Promulgation;<lb/> dieſe beſtehen darinn:</p><lb/> <list> <item>1) Daß das Geſez in der Regel gleich von dem Au-<lb/> genblick die Unterthanen verbindet, als es ihnen be-<lb/> kannt gemacht worden iſt. Es ſind zwar verſchiedene<lb/> Rechtsgelehrten <note place="foot" n="25)">S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">lauterbach</hi> in <hi rendition="#g">Colleg. Theor. pr. Pand</hi>.<lb/> T. I. Lib. I. Tit. 3. §. 20. <hi rendition="#i">I. H.</hi> <hi rendition="#k">boehmer</hi> in <hi rendition="#g">doctr.<lb/> Digeſtor</hi>. Lib. I. Tit. 3. §. 12. n.</hi> δ.</note> der Meinung, daß ein neues<lb/> Geſez erſt nach Ablauf zweier Monathe ſeine Guͤl-<lb/> tigkeit erlange, und <hi rendition="#fr">Stryk</hi> <note place="foot" n="26)"><hi rendition="#aq">in <hi rendition="#g">Uſu Mod. Pandect. tit.</hi>δ <hi rendition="#i">de LL.</hi></hi> §. 15.</note> hat nicht nur be-<lb/> merkt, daß in <hi rendition="#aq">foro</hi> dieſe Regel uͤberall beobachtet<lb/> werde, ſondern es fehlt auch nicht an Beiſpielen,<lb/> daß, beſonders in peinlichen Faͤllen, wirklich darnach<lb/> geſprochen worden iſt <note place="foot" n="27)">S. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">de</hi><hi rendition="#k">wernher</hi> T. I. P. IV. Obſ. 201. <hi rendition="#i">in Supplem.<lb/> nov.</hi></hi></note>. Allein demohngeachtet iſt<lb/> doch jene Meinung voͤllig irrig, und daher mit<lb/> Grund von andern Rechtsgelehrten verworfen wor-<lb/> den <note place="foot" n="28)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">leyser</hi><hi rendition="#g">Meditat. ad Pandect</hi>. Spec. VII. med. 8.<lb/><hi rendition="#k">reinharth</hi><hi rendition="#g">ſelect. Obſervat. ad Chriſtinaeum</hi><lb/> Vol. I. Obſ. 33. <hi rendition="#k">gaertner</hi> <hi rendition="#g">Meditat. pract</hi>. med. 11.<lb/><hi rendition="#k">westenberg</hi> in <hi rendition="#g">Digeſtis</hi> tit. <hi rendition="#i">de LL.</hi> §. 12. <hi rendition="#k">hofa-<lb/> cker</hi> in <hi rendition="#g">Princip. iuris civ. Rom. Germ</hi>. T. I.<lb/> §. 86.</hi> u. a. m.</note>. Denn die <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Nov. 66. c. 1.</hi></hi> enthaͤlt keine all-<lb/> gemeine Regel, ſondern ſchraͤnkt ſich lediglich auf die-<lb/> jenigen Verordnungen Juſtinians ein, welche die Te-<lb/> ſtamente betreffen; und ſelbſt in Anſehung dieſer ſoll<lb/> es bey der Regel bleiben, wie die Anfangsworte des<lb/> 1ſten Capitels deutlich beweiſen: <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Sancimus, ut ex<lb/> illo tempore conſtitutiones noſtrae de teſtamentis va-</hi></hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">leant,</hi></hi></fw><lb/></item> </list> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [134/0154]
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dieſe beſtehen darinn:
1) Daß das Geſez in der Regel gleich von dem Au-
genblick die Unterthanen verbindet, als es ihnen be-
kannt gemacht worden iſt. Es ſind zwar verſchiedene
Rechtsgelehrten 25) der Meinung, daß ein neues
Geſez erſt nach Ablauf zweier Monathe ſeine Guͤl-
tigkeit erlange, und Stryk 26) hat nicht nur be-
merkt, daß in foro dieſe Regel uͤberall beobachtet
werde, ſondern es fehlt auch nicht an Beiſpielen,
daß, beſonders in peinlichen Faͤllen, wirklich darnach
geſprochen worden iſt 27). Allein demohngeachtet iſt
doch jene Meinung voͤllig irrig, und daher mit
Grund von andern Rechtsgelehrten verworfen wor-
den 28). Denn die Nov. 66. c. 1. enthaͤlt keine all-
gemeine Regel, ſondern ſchraͤnkt ſich lediglich auf die-
jenigen Verordnungen Juſtinians ein, welche die Te-
ſtamente betreffen; und ſelbſt in Anſehung dieſer ſoll
es bey der Regel bleiben, wie die Anfangsworte des
1ſten Capitels deutlich beweiſen: Sancimus, ut ex
illo tempore conſtitutiones noſtrae de teſtamentis va-
leant,
25) S. lauterbach in Colleg. Theor. pr. Pand.
T. I. Lib. I. Tit. 3. §. 20. I. H. boehmer in doctr.
Digeſtor. Lib. I. Tit. 3. §. 12. n. δ.
26) in Uſu Mod. Pandect. tit.δ de LL. §. 15.
27) S. de wernher T. I. P. IV. Obſ. 201. in Supplem.
nov.
28) leyser Meditat. ad Pandect. Spec. VII. med. 8.
reinharth ſelect. Obſervat. ad Chriſtinaeum
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Zitationshilfe: | Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/154>, abgerufen am 16.02.2025. |