Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.1. Buch. 1. Tit. wo die Handlung nicht blos gewissen Persohnen, son-dern allgemein verbothen ist, weil die uneingeschränkte Freiheit, sie zu unternehmen, mit nachtheiligen Folgen für den Staat verknüpft seyn kann. Hierher gehören die Hazardspiele 58), der unerlaubte Zinswucher (usu- raria pravitas) 59), der commissorische Vertrag bey Verpfändungen 60), der Vergleich, wodurch künftigen Alimenten, ohne richterlichen Consens, entsaget wird 61), die Verabredung, daß statt der auf einen Proceß vor- geschossenen Kosten und gesezmäsigen Zinsen davon, ein Theil des gewonnenen Vermögens gezahlt werden solle (pactum de quota litis) 62), die Schenkung einer Summe, welche sich über 500 Solidos beläuft, ohne gerichtliche Insinuation 63), u. d. m. Im leztern Fall, wenn die bürgerlichen Gesetze blos gewissen Persohnen, die Befugniß, rechtliche Handlungen einzugehen, ge- nommen haben, (ius prohibitivum positivum subie- ctive tale) lassen sich wieder zwey Fälle annehmen. Einige Persohnen schliessen die verbietende Positivgesetze zu ihrem eigenen Besten von allen oder einigen rechtlichen Handlungen aus, weil sie annehmen, daß ih- nen die gehörige Einsicht, Ueberlegung und Freiheit des Willens abgehe, oder sie doch wenigstens der Ueberei- lung, und ungebührlicher Verleitung vorzüglich ausge- gesezt sind, dahin gehören z. B. die Bürgschaften und sonstigen Intercessionen der Frauenspersohnen, deßglei- chen 58) L. 3. C. de Aleator. 59) Ref. Polic. Ordn. von 1530. tit. 26. von 1548. tit. 17. und 1577. tit. 17. 60) L. ult. C. de pact. pign. 61) L. 8. pr. D. et L. 8. C. de transact. 62) L. 53. D. de pactis. L. 5. C. de postul. 63) L. 36. §. ult. Cod. de donat.
1. Buch. 1. Tit. wo die Handlung nicht blos gewiſſen Perſohnen, ſon-dern allgemein verbothen iſt, weil die uneingeſchraͤnkte Freiheit, ſie zu unternehmen, mit nachtheiligen Folgen fuͤr den Staat verknuͤpft ſeyn kann. Hierher gehoͤren die Hazardſpiele 58), der unerlaubte Zinswucher (uſu- raria pravitas) 59), der commiſſoriſche Vertrag bey Verpfaͤndungen 60), der Vergleich, wodurch kuͤnftigen Alimenten, ohne richterlichen Conſens, entſaget wird 61), die Verabredung, daß ſtatt der auf einen Proceß vor- geſchoſſenen Koſten und geſezmaͤſigen Zinſen davon, ein Theil des gewonnenen Vermoͤgens gezahlt werden ſolle (pactum de quota litis) 62), die Schenkung einer Summe, welche ſich uͤber 500 Solidos belaͤuft, ohne gerichtliche Inſinuation 63), u. d. m. Im leztern Fall, wenn die buͤrgerlichen Geſetze blos gewiſſen Perſohnen, die Befugniß, rechtliche Handlungen einzugehen, ge- nommen haben, (ius prohibitivum poſitivum ſubie- ctive tale) laſſen ſich wieder zwey Faͤlle annehmen. Einige Perſohnen ſchlieſſen die verbietende Poſitivgeſetze zu ihrem eigenen Beſten von allen oder einigen rechtlichen Handlungen aus, weil ſie annehmen, daß ih- nen die gehoͤrige Einſicht, Ueberlegung und Freiheit des Willens abgehe, oder ſie doch wenigſtens der Ueberei- lung, und ungebuͤhrlicher Verleitung vorzuͤglich ausge- geſezt ſind, dahin gehoͤren z. B. die Buͤrgſchaften und ſonſtigen Interceſſionen der Frauensperſohnen, deßglei- chen 58) L. 3. C. de Aleator. 59) Ref. Polic. Ordn. von 1530. tit. 26. von 1548. tit. 17. und 1577. tit. 17. 60) L. ult. C. de pact. pign. 61) L. 8. pr. D. et L. 8. C. de tranſact. 62) L. 53. D. de pactis. L. 5. C. de poſtul. 63) L. 36. §. ult. Cod. de donat.
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1. Buch. 1. Tit.
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dern allgemein verbothen iſt, weil die uneingeſchraͤnkte
Freiheit, ſie zu unternehmen, mit nachtheiligen Folgen
fuͤr den Staat verknuͤpft ſeyn kann. Hierher gehoͤren
die Hazardſpiele 58), der unerlaubte Zinswucher (uſu-
raria pravitas) 59), der commiſſoriſche Vertrag bey
Verpfaͤndungen 60), der Vergleich, wodurch kuͤnftigen
Alimenten, ohne richterlichen Conſens, entſaget wird 61),
die Verabredung, daß ſtatt der auf einen Proceß vor-
geſchoſſenen Koſten und geſezmaͤſigen Zinſen davon, ein
Theil des gewonnenen Vermoͤgens gezahlt werden ſolle
(pactum de quota litis) 62), die Schenkung einer
Summe, welche ſich uͤber 500 Solidos belaͤuft, ohne
gerichtliche Inſinuation 63), u. d. m. Im leztern Fall,
wenn die buͤrgerlichen Geſetze blos gewiſſen Perſohnen,
die Befugniß, rechtliche Handlungen einzugehen, ge-
nommen haben, (ius prohibitivum poſitivum ſubie-
ctive tale) laſſen ſich wieder zwey Faͤlle annehmen.
Einige Perſohnen ſchlieſſen die verbietende Poſitivgeſetze
zu ihrem eigenen Beſten von allen oder einigen
rechtlichen Handlungen aus, weil ſie annehmen, daß ih-
nen die gehoͤrige Einſicht, Ueberlegung und Freiheit des
Willens abgehe, oder ſie doch wenigſtens der Ueberei-
lung, und ungebuͤhrlicher Verleitung vorzuͤglich ausge-
geſezt ſind, dahin gehoͤren z. B. die Buͤrgſchaften und
ſonſtigen Interceſſionen der Frauensperſohnen, deßglei-
chen
58) L. 3. C. de Aleator.
59) Ref. Polic. Ordn. von 1530. tit. 26. von 1548.
tit. 17. und 1577. tit. 17.
60) L. ult. C. de pact. pign.
61) L. 8. pr. D. et L. 8. C. de tranſact.
62) L. 53. D. de pactis. L. 5. C. de poſtul.
63) L. 36. §. ult. Cod. de donat.
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