Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745.den Anakreon abzuholen, und ihn nach seiner Re- Können die Lieblinge ruhmwürdiger Prinzen Er (*) S. den Versuch in scherzh. Lied. Bl. 12.
den Anakreon abzuholen, und ihn nach ſeiner Re- Können die Lieblinge ruhmwürdiger Prinzen Er (*) S. den Verſuch in ſcherzh. Lied. Bl. 12.
<TEI> <text> <front> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0020" n="XVIII"/> den Anakreon abzuholen, und ihn nach ſeiner Re-<lb/> ſidenz Athen zu führen, wo unter dem weiſen Be-<lb/> herrſcher, der gute Geſchmakk herrſchte, der den<lb/> Verfaſſern witziger Werke Bewunderer zu ver-<lb/> ſchaffen pflegt. Dis iſt die Nachricht des Plato,<lb/> eines Weltweiſen, der ſo wenig lügen kan, als<lb/> Doris, <note place="foot" n="(*)">S. den Verſuch in ſcherzh. Lied. Bl. 12.</note> und ſie betrift einen Prinzen, dem<lb/> die Geſchichtſchreiber das Lob eines Tugendhaf-<lb/> ten gegeben haben. Wie vorteilhaft iſt dieſer<lb/> Umſtand für den Lehrer meines Geliebten! Das<lb/> Lob des Fürſten von Athen iſt das Lob des<lb/> Anakreon.</p><lb/> <p>Können die Lieblinge ruhmwürdiger Prinzen<lb/> laſterhaft ſeyn? Und kan ein Dichter, allein mit<lb/> der Wiſſenſchaft der Trinklieder und der Liebes-<lb/> briefe, die Gnade erlauchter Fürſten verdienen?<lb/> Dieſe Uberlegung, und die Nachricht, welche von<lb/> mehr als einem Griechen beſtätiget iſt, daß Po-<lb/> lykrates, der Fürſt zu Samos, den Anakreon an<lb/> ſeinen Hof gezogen, und ihn auch ſogar als dann<lb/> um ſich gehabt habe, wenn er mit den Abge-<lb/> ſandten der Prinzen die Geheimniſſe der Völker<lb/> überleget hat, überzeugt mich völlig, daß die Er-<lb/> findung ſcharfſinniger Werke das geringſte Ver-<lb/> dienſt geweſen ſei, welches ihm die Gunſt der<lb/> Groſſen erworben.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Er</fw><lb/> </div> </front> </text> </TEI> [XVIII/0020]
den Anakreon abzuholen, und ihn nach ſeiner Re-
ſidenz Athen zu führen, wo unter dem weiſen Be-
herrſcher, der gute Geſchmakk herrſchte, der den
Verfaſſern witziger Werke Bewunderer zu ver-
ſchaffen pflegt. Dis iſt die Nachricht des Plato,
eines Weltweiſen, der ſo wenig lügen kan, als
Doris, (*) und ſie betrift einen Prinzen, dem
die Geſchichtſchreiber das Lob eines Tugendhaf-
ten gegeben haben. Wie vorteilhaft iſt dieſer
Umſtand für den Lehrer meines Geliebten! Das
Lob des Fürſten von Athen iſt das Lob des
Anakreon.
Können die Lieblinge ruhmwürdiger Prinzen
laſterhaft ſeyn? Und kan ein Dichter, allein mit
der Wiſſenſchaft der Trinklieder und der Liebes-
briefe, die Gnade erlauchter Fürſten verdienen?
Dieſe Uberlegung, und die Nachricht, welche von
mehr als einem Griechen beſtätiget iſt, daß Po-
lykrates, der Fürſt zu Samos, den Anakreon an
ſeinen Hof gezogen, und ihn auch ſogar als dann
um ſich gehabt habe, wenn er mit den Abge-
ſandten der Prinzen die Geheimniſſe der Völker
überleget hat, überzeugt mich völlig, daß die Er-
findung ſcharfſinniger Werke das geringſte Ver-
dienſt geweſen ſei, welches ihm die Gunſt der
Groſſen erworben.
Er
(*) S. den Verſuch in ſcherzh. Lied. Bl. 12.
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