Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite
Liebster, sprach ich, liebster Amor,
Komst du ietzt von meinem Mädchen?
Aber er verschwieg die Antwort,
Und ergrif den Stab im Zelte,
Der die Leinwand unterstützet,
Und der Stab ward weis wie Silber,
Und das Zelt fing an zu fallen,
Und er trieb mich, mit dem Stabe,
Aus dem Zelt und aus dem Lager.
Hätten Krieger zugesehen,
Als mich Amor, mit dem Stabe,
Zornig aus dem Lager iagte;
O wie hätten sie gelachet!
Doch, es läßt der Gott der Liebe
Sich von keinem Krieger sehen.
[Abbildung]
Liebſter, ſprach ich, liebſter Amor,
Komſt du ietzt von meinem Mädchen?
Aber er verſchwieg die Antwort,
Und ergrif den Stab im Zelte,
Der die Leinwand unterſtützet,
Und der Stab ward weis wie Silber,
Und das Zelt fing an zu fallen,
Und er trieb mich, mit dem Stabe,
Aus dem Zelt und aus dem Lager.
Hätten Krieger zugeſehen,
Als mich Amor, mit dem Stabe,
Zornig aus dem Lager iagte;
O wie hätten ſie gelachet!
Doch, es läßt der Gott der Liebe
Sich von keinem Krieger ſehen.
[Abbildung]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0106" n="80"/>
        <lg xml:id="pj2" prev="#pj1" type="poem">
          <l>Lieb&#x017F;ter, &#x017F;prach ich, lieb&#x017F;ter Amor,</l><lb/>
          <l>Kom&#x017F;t du ietzt von meinem Mädchen?</l><lb/>
          <l>Aber er ver&#x017F;chwieg die Antwort,</l><lb/>
          <l>Und ergrif den Stab im Zelte,</l><lb/>
          <l>Der die Leinwand unter&#x017F;tützet,</l><lb/>
          <l>Und der Stab ward weis wie Silber,</l><lb/>
          <l>Und das Zelt fing an zu fallen,</l><lb/>
          <l>Und er trieb mich, mit dem Stabe,</l><lb/>
          <l>Aus dem Zelt und aus dem Lager.</l><lb/>
          <l>Hätten Krieger zuge&#x017F;ehen,</l><lb/>
          <l>Als mich Amor, mit dem Stabe,</l><lb/>
          <l>Zornig aus dem Lager iagte;</l><lb/>
          <l>O wie hätten &#x017F;ie gelachet!</l><lb/>
          <l>Doch, es läßt der Gott der Liebe</l><lb/>
          <l>Sich von keinem Krieger &#x017F;ehen.</l>
        </lg><lb/>
        <figure/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0106] Liebſter, ſprach ich, liebſter Amor, Komſt du ietzt von meinem Mädchen? Aber er verſchwieg die Antwort, Und ergrif den Stab im Zelte, Der die Leinwand unterſtützet, Und der Stab ward weis wie Silber, Und das Zelt fing an zu fallen, Und er trieb mich, mit dem Stabe, Aus dem Zelt und aus dem Lager. Hätten Krieger zugeſehen, Als mich Amor, mit dem Stabe, Zornig aus dem Lager iagte; O wie hätten ſie gelachet! Doch, es läßt der Gott der Liebe Sich von keinem Krieger ſehen. [Abbildung]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch02_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch02_1745/106
Zitationshilfe: Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch02_1745/106>, abgerufen am 24.11.2024.