Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Berlin, [1744].Und oft sah ich, verwundernd, Wie sie sich selber putzten. Sie brannten still und sicher, Bis Lun[en]s stolzer Schimmer Den Abgrund heller machte; Schnell waren von der Menge Die kleinsten ausgelöschet. Ich rief dem Mond entgegen: So dulde doch, Tiranne, Bei deinem grossen Schimmer, Die kleinen Himmelslichter! Allein der Sternbeseher Beseufzte meine Dumheit, Und rief beim letzten Seufzer: Du Dummer, steh doch stille! Ich stand; er rief: Steh veste! Und legt auf meine Schulter Ein Rohr, als wollt er schiessen. Ich bat ihn um mein Leben, Allein ich muß ietzt lachen, Es
Und oft ſah ich, verwundernd, Wie ſie ſich ſelber putzten. Sie brannten ſtill und ſicher, Bis Lun[en]s ſtolzer Schimmer Den Abgrund heller machte; Schnell waren von der Menge Die kleinſten ausgeloͤſchet. Ich rief dem Mond entgegen: So dulde doch, Tiranne, Bei deinem groſſen Schimmer, Die kleinen Himmelslichter! Allein der Sternbeſeher Beſeufzte meine Dumheit, Und rief beim letzten Seufzer: Du Dummer, ſteh doch ſtille! Ich ſtand; er rief: Steh veſte! Und legt auf meine Schulter Ein Rohr, als wollt er ſchieſſen. Ich bat ihn um mein Leben, Allein ich muß ietzt lachen, Es
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0062" n="50"/> <l>Und oft ſah ich, verwundernd,</l><lb/> <l>Wie ſie ſich ſelber putzten.</l><lb/> <l>Sie brannten ſtill und ſicher,</l><lb/> <l>Bis Lun<supplied>en</supplied>s ſtolzer Schimmer</l><lb/> <l>Den Abgrund heller machte;</l><lb/> <l>Schnell waren von der Menge</l><lb/> <l>Die kleinſten ausgeloͤſchet.</l><lb/> <l>Ich rief dem Mond entgegen:</l><lb/> <l>So dulde doch, Tiranne,</l><lb/> <l>Bei deinem groſſen Schimmer,</l><lb/> <l>Die kleinen Himmelslichter!</l><lb/> <l>Allein der Sternbeſeher</l><lb/> <l>Beſeufzte meine Dumheit,</l><lb/> <l>Und rief beim letzten Seufzer:</l><lb/> <l>Du Dummer, ſteh doch ſtille!</l><lb/> <l>Ich ſtand; er rief: Steh veſte!</l><lb/> <l>Und legt auf meine Schulter</l><lb/> <l>Ein Rohr, als wollt er ſchieſſen.</l><lb/> <l>Ich bat ihn um mein Leben,</l><lb/> <l>Allein ich muß ietzt lachen,</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [50/0062]
Und oft ſah ich, verwundernd,
Wie ſie ſich ſelber putzten.
Sie brannten ſtill und ſicher,
Bis Lunens ſtolzer Schimmer
Den Abgrund heller machte;
Schnell waren von der Menge
Die kleinſten ausgeloͤſchet.
Ich rief dem Mond entgegen:
So dulde doch, Tiranne,
Bei deinem groſſen Schimmer,
Die kleinen Himmelslichter!
Allein der Sternbeſeher
Beſeufzte meine Dumheit,
Und rief beim letzten Seufzer:
Du Dummer, ſteh doch ſtille!
Ich ſtand; er rief: Steh veſte!
Und legt auf meine Schulter
Ein Rohr, als wollt er ſchieſſen.
Ich bat ihn um mein Leben,
Allein ich muß ietzt lachen,
Es
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |