Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Berlin, [1744].

Bild:
<< vorherige Seite
An Herrn von Kleist,
Wie lieblich sprudelt diese Quelle!
Wie sanft küßt mich der West im Gaukeln!
Wie reitzend schwebt das Laub im Schatten!
Wie fruchtbar blüht die Lind am Ufer!
Wie munter steht das Thal voll Blumen!
Hier, Freund! Hier ist das Land des Friedens,
Hier ist es gut, hier laß uns wohnen,
Hier laß uns, fern von Stolz und Zeptern,
Die kurze Lebenszeit verlängern;
Hier soll sie, frei von niedern Sorgen,
So sanft, wie dieser Bach, verfliessen.
Hier darf kein Gold vor Narren glänzen,
Hier hört man keinen Muffel seufzen,
Hier läuft kein Kramer mit Gewichten,
Hier rast kein Menzel mit Husaren,
Hier wafnet sich kein Held zum Morden,
Hier soll uns kein erzürnter Priester
Kein Freigeist und kein Quaker ärgern.
Hier sind wir einsam, fromm und stille,
Hier
A 2
An Herrn von Kleiſt,
Wie lieblich ſprudelt dieſe Quelle!
Wie ſanft kuͤßt mich der Weſt im Gaukeln!
Wie reitzend ſchwebt das Laub im Schatten!
Wie fruchtbar bluͤht die Lind am Ufer!
Wie munter ſteht das Thal voll Blumen!
Hier, Freund! Hier iſt das Land des Friedens,
Hier iſt es gut, hier laß uns wohnen,
Hier laß uns, fern von Stolz und Zeptern,
Die kurze Lebenszeit verlaͤngern;
Hier ſoll ſie, frei von niedern Sorgen,
So ſanft, wie dieſer Bach, verflieſſen.
Hier darf kein Gold vor Narren glaͤnzen,
Hier hoͤrt man keinen Muffel ſeufzen,
Hier laͤuft kein Kramer mit Gewichten,
Hier raſt kein Menzel mit Huſaren,
Hier wafnet ſich kein Held zum Morden,
Hier ſoll uns kein erzuͤrnter Prieſter
Kein Freigeiſt und kein Quaker aͤrgern.
Hier ſind wir einſam, fromm und ſtille,
Hier
A 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0015" n="3"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">An Herrn von Klei&#x017F;t,</hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">W</hi>ie lieblich &#x017F;prudelt die&#x017F;e Quelle!</l><lb/>
          <l>Wie &#x017F;anft ku&#x0364;ßt mich der We&#x017F;t im Gaukeln!</l><lb/>
          <l>Wie reitzend &#x017F;chwebt das Laub im Schatten!</l><lb/>
          <l>Wie fruchtbar blu&#x0364;ht die Lind am Ufer!</l><lb/>
          <l>Wie munter &#x017F;teht das Thal voll Blumen!</l><lb/>
          <l>Hier, Freund! Hier i&#x017F;t das Land des Friedens,</l><lb/>
          <l>Hier i&#x017F;t es gut, hier laß uns wohnen,</l><lb/>
          <l>Hier laß uns, fern von Stolz und Zeptern,</l><lb/>
          <l>Die kurze Lebenszeit verla&#x0364;ngern;</l><lb/>
          <l>Hier &#x017F;oll &#x017F;ie, frei von niedern Sorgen,</l><lb/>
          <l>So &#x017F;anft, wie die&#x017F;er Bach, verflie&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Hier darf kein Gold vor Narren gla&#x0364;nzen,</l><lb/>
          <l>Hier ho&#x0364;rt man keinen Muffel &#x017F;eufzen,</l><lb/>
          <l>Hier la&#x0364;uft kein Kramer mit Gewichten,</l><lb/>
          <l>Hier ra&#x017F;t kein Menzel mit Hu&#x017F;aren,</l><lb/>
          <l>Hier wafnet &#x017F;ich kein Held zum Morden,</l><lb/>
          <l>Hier &#x017F;oll uns kein erzu&#x0364;rnter Prie&#x017F;ter</l><lb/>
          <l>Kein Freigei&#x017F;t und kein Quaker a&#x0364;rgern.</l><lb/>
          <l>Hier &#x017F;ind wir ein&#x017F;am, fromm und &#x017F;tille,</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">A 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Hier</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0015] An Herrn von Kleiſt, Wie lieblich ſprudelt dieſe Quelle! Wie ſanft kuͤßt mich der Weſt im Gaukeln! Wie reitzend ſchwebt das Laub im Schatten! Wie fruchtbar bluͤht die Lind am Ufer! Wie munter ſteht das Thal voll Blumen! Hier, Freund! Hier iſt das Land des Friedens, Hier iſt es gut, hier laß uns wohnen, Hier laß uns, fern von Stolz und Zeptern, Die kurze Lebenszeit verlaͤngern; Hier ſoll ſie, frei von niedern Sorgen, So ſanft, wie dieſer Bach, verflieſſen. Hier darf kein Gold vor Narren glaͤnzen, Hier hoͤrt man keinen Muffel ſeufzen, Hier laͤuft kein Kramer mit Gewichten, Hier raſt kein Menzel mit Huſaren, Hier wafnet ſich kein Held zum Morden, Hier ſoll uns kein erzuͤrnter Prieſter Kein Freigeiſt und kein Quaker aͤrgern. Hier ſind wir einſam, fromm und ſtille, Hier A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch01_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch01_1744/15
Zitationshilfe: Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Berlin, [1744], S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch01_1744/15>, abgerufen am 03.12.2024.