Stürme aus Nord- oder Südwesten sehr tief oder nur flach übersandet werden.
Ohne aber hiervon der in der Naturgeschichte längst bekannten Unterschiede des Sandes zu geden- ken, so finden sie sich größtentheils in der Churmark wie bey dessen Nachbaren, und die traurigen Versan- dungen durch den Flugsand, mit sogenannten Brenn- flächen, oder Flächen im todten Sande; von dem ohne allen Schutz und Bedeckung freygelegenen Höhen entstehen dergleichen, in der Churmark auf vorbesagte Weise, wie bey ihren Nachbaren, ohne daß sie eben allgemein wären oder sich schlechterdings ereignen müssen! Derjenige zerstöhrende Zufall, der dem un- terliegenden Sande seiner Decke plötzlich mit Ge- walt oder auch allmählich beraubet, an welcher sonst die Natur fast beständig arbeitet, er habe nun Ursa- chen welche er wolle, so verursachet dergleichen trau- rige Verwüstungen. Dadurch werden die ehedem fruchtbar gewesenen Feldmarken, Weiden, Wiesen, und selbst Torfbrücher dergestalt begraben, daß man darunter die Lagen von Torf, Thon- und Wiesenerde antreffen kann. Auf den sogenannten wüsten Sand- schollen werden nicht unbeträchtliche Hügel durch Anhäufung des Flugsandes um die Steine und Bäu- me gebildet. Wie oft entstehen nicht dergleichen ein- zelne Sandberge von verschiedener Gestalt und Höhe, in welchen ein junger Birkenaufschlag allmählich über- sandet ist, daß eine oder mehrere Birken zusammen bis an die Spitzen völlig begraben worden sind, dabey ihre äußere jungen Zweige jährlich fortwachsen und blühen. Das Ansehn solcher Flugsandhügel, die zu- weilen mit der Zeit mit einem schlechten Rasen über- zogen werden, unterscheidet sie von weitem dadurch, daß man gedachte Hügel, vor einem ganz jungen Bir- kenaufschlag halten sollte, wenn man statt deren nicht
einzelne
F 2
Stuͤrme aus Nord- oder Suͤdweſten ſehr tief oder nur flach uͤberſandet werden.
Ohne aber hiervon der in der Naturgeſchichte laͤngſt bekannten Unterſchiede des Sandes zu geden- ken, ſo finden ſie ſich groͤßtentheils in der Churmark wie bey deſſen Nachbaren, und die traurigen Verſan- dungen durch den Flugſand, mit ſogenannten Brenn- flaͤchen, oder Flaͤchen im todten Sande; von dem ohne allen Schutz und Bedeckung freygelegenen Hoͤhen entſtehen dergleichen, in der Churmark auf vorbeſagte Weiſe, wie bey ihren Nachbaren, ohne daß ſie eben allgemein waͤren oder ſich ſchlechterdings ereignen muͤſſen! Derjenige zerſtoͤhrende Zufall, der dem un- terliegenden Sande ſeiner Decke ploͤtzlich mit Ge- walt oder auch allmaͤhlich beraubet, an welcher ſonſt die Natur faſt beſtaͤndig arbeitet, er habe nun Urſa- chen welche er wolle, ſo verurſachet dergleichen trau- rige Verwuͤſtungen. Dadurch werden die ehedem fruchtbar geweſenen Feldmarken, Weiden, Wieſen, und ſelbſt Torfbruͤcher dergeſtalt begraben, daß man darunter die Lagen von Torf, Thon- und Wieſenerde antreffen kann. Auf den ſogenannten wuͤſten Sand- ſchollen werden nicht unbetraͤchtliche Huͤgel durch Anhaͤufung des Flugſandes um die Steine und Baͤu- me gebildet. Wie oft entſtehen nicht dergleichen ein- zelne Sandberge von verſchiedener Geſtalt und Hoͤhe, in welchen ein junger Birkenaufſchlag allmaͤhlich uͤber- ſandet iſt, daß eine oder mehrere Birken zuſammen bis an die Spitzen voͤllig begraben worden ſind, dabey ihre aͤußere jungen Zweige jaͤhrlich fortwachſen und bluͤhen. Das Anſehn ſolcher Flugſandhuͤgel, die zu- weilen mit der Zeit mit einem ſchlechten Raſen uͤber- zogen werden, unterſcheidet ſie von weitem dadurch, daß man gedachte Huͤgel, vor einem ganz jungen Bir- kenaufſchlag halten ſollte, wenn man ſtatt deren nicht
einzelne
F 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0093"n="83"/>
Stuͤrme aus Nord- oder Suͤdweſten ſehr tief oder nur<lb/>
flach uͤberſandet werden.</p><lb/><p>Ohne aber hiervon der in der Naturgeſchichte<lb/>
laͤngſt bekannten Unterſchiede des Sandes zu geden-<lb/>
ken, ſo finden ſie ſich groͤßtentheils in der Churmark<lb/>
wie bey deſſen Nachbaren, und die traurigen Verſan-<lb/>
dungen durch den Flugſand, mit ſogenannten Brenn-<lb/>
flaͤchen, oder Flaͤchen im todten Sande; von dem<lb/>
ohne allen Schutz und Bedeckung freygelegenen Hoͤhen<lb/>
entſtehen dergleichen, in der Churmark auf vorbeſagte<lb/>
Weiſe, wie bey ihren Nachbaren, ohne daß ſie eben<lb/>
allgemein waͤren oder ſich ſchlechterdings ereignen<lb/>
muͤſſen! Derjenige zerſtoͤhrende Zufall, der dem un-<lb/>
terliegenden Sande ſeiner Decke ploͤtzlich mit Ge-<lb/>
walt oder auch allmaͤhlich beraubet, an welcher ſonſt<lb/>
die Natur faſt beſtaͤndig arbeitet, er habe nun Urſa-<lb/>
chen welche er wolle, ſo verurſachet dergleichen trau-<lb/>
rige Verwuͤſtungen. Dadurch werden die ehedem<lb/>
fruchtbar geweſenen Feldmarken, Weiden, Wieſen,<lb/>
und ſelbſt Torfbruͤcher dergeſtalt begraben, daß man<lb/>
darunter die Lagen von Torf, Thon- und Wieſenerde<lb/>
antreffen kann. Auf den ſogenannten wuͤſten Sand-<lb/>ſchollen werden nicht unbetraͤchtliche Huͤgel durch<lb/>
Anhaͤufung des Flugſandes um die Steine und Baͤu-<lb/>
me gebildet. Wie oft entſtehen nicht dergleichen ein-<lb/>
zelne Sandberge von verſchiedener Geſtalt und Hoͤhe,<lb/>
in welchen ein junger Birkenaufſchlag allmaͤhlich uͤber-<lb/>ſandet iſt, daß eine oder mehrere Birken zuſammen<lb/>
bis an die Spitzen voͤllig begraben worden ſind, dabey<lb/>
ihre aͤußere jungen Zweige jaͤhrlich fortwachſen und<lb/>
bluͤhen. Das Anſehn ſolcher Flugſandhuͤgel, die zu-<lb/>
weilen mit der Zeit mit einem ſchlechten Raſen uͤber-<lb/>
zogen werden, unterſcheidet ſie von weitem dadurch,<lb/>
daß man gedachte Huͤgel, vor einem ganz jungen Bir-<lb/>
kenaufſchlag halten ſollte, wenn man ſtatt deren nicht<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">einzelne</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[83/0093]
Stuͤrme aus Nord- oder Suͤdweſten ſehr tief oder nur
flach uͤberſandet werden.
Ohne aber hiervon der in der Naturgeſchichte
laͤngſt bekannten Unterſchiede des Sandes zu geden-
ken, ſo finden ſie ſich groͤßtentheils in der Churmark
wie bey deſſen Nachbaren, und die traurigen Verſan-
dungen durch den Flugſand, mit ſogenannten Brenn-
flaͤchen, oder Flaͤchen im todten Sande; von dem
ohne allen Schutz und Bedeckung freygelegenen Hoͤhen
entſtehen dergleichen, in der Churmark auf vorbeſagte
Weiſe, wie bey ihren Nachbaren, ohne daß ſie eben
allgemein waͤren oder ſich ſchlechterdings ereignen
muͤſſen! Derjenige zerſtoͤhrende Zufall, der dem un-
terliegenden Sande ſeiner Decke ploͤtzlich mit Ge-
walt oder auch allmaͤhlich beraubet, an welcher ſonſt
die Natur faſt beſtaͤndig arbeitet, er habe nun Urſa-
chen welche er wolle, ſo verurſachet dergleichen trau-
rige Verwuͤſtungen. Dadurch werden die ehedem
fruchtbar geweſenen Feldmarken, Weiden, Wieſen,
und ſelbſt Torfbruͤcher dergeſtalt begraben, daß man
darunter die Lagen von Torf, Thon- und Wieſenerde
antreffen kann. Auf den ſogenannten wuͤſten Sand-
ſchollen werden nicht unbetraͤchtliche Huͤgel durch
Anhaͤufung des Flugſandes um die Steine und Baͤu-
me gebildet. Wie oft entſtehen nicht dergleichen ein-
zelne Sandberge von verſchiedener Geſtalt und Hoͤhe,
in welchen ein junger Birkenaufſchlag allmaͤhlich uͤber-
ſandet iſt, daß eine oder mehrere Birken zuſammen
bis an die Spitzen voͤllig begraben worden ſind, dabey
ihre aͤußere jungen Zweige jaͤhrlich fortwachſen und
bluͤhen. Das Anſehn ſolcher Flugſandhuͤgel, die zu-
weilen mit der Zeit mit einem ſchlechten Raſen uͤber-
zogen werden, unterſcheidet ſie von weitem dadurch,
daß man gedachte Huͤgel, vor einem ganz jungen Bir-
kenaufſchlag halten ſollte, wenn man ſtatt deren nicht
einzelne
F 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/93>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.