Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

wenn alle Eyer von einerley Schroot und Korn wä-
ren? Dieser innere Unterschied des Eyerstocks ist
ohnmöglich ohne Grund! er ist der Grund des Un-
terschieds der Geschlechter! Können in der Natur aus
einem Eyerstock zweyerley Geschlechter kommen, war-
um nicht aus zwey, vier dergleichen?

Vierter Abschnitt.
Von einigen Einwendungen wider die hier
vorgetragene Sätze.
§. 61.

Es streitet nicht gegen einander, wenn hier von
präformirten Eyern, und von andern Bienenlehrern,
von dreytägig präformirter Brut geredet wird. Es
sind gleich viel geltende Sätze, ob man sagt: es gä-
be eine präformirte Weiselbrut, oder ob man sagt:
es giebt präformirte Weiseleyer; denn man giebt ja
nach dem Schirachischen System zu, daß in jedem
Arbeitsbienenwurm der feinste Organismus zum weib-
lichen Geschlecht liege, nur gleichsam versteckt und
verborgen, so lange dieser dreytägige Wurm in einer
gewöhnlichen Zelle liegen bleibt, sich aber alsbald
entwickele, sobald er eine größere Zelle und einen an-
dern Futterbrey, auch mehrere Wärme überkomme,
als wodurch er ausgebildet und erweitert würde, daß
eine Bienenmutter zum Vorschein kommen müsse.
Nun wird nach unserm System behauptet, daß dieser
feine Organismus schon im Ey selbst aufgesucht wer-
den müsse. Giebt es präformirte Würmer, so muß
es auch präformirte Eyer geben, folglich ist die
Streitsache nicht verkehrt und es einerley, ob man
von präformirten Weiseleyern oder von präformirter
Weiselbrut redet. Wendet man ein, ein anderes

wäre

wenn alle Eyer von einerley Schroot und Korn waͤ-
ren? Dieſer innere Unterſchied des Eyerſtocks iſt
ohnmoͤglich ohne Grund! er iſt der Grund des Un-
terſchieds der Geſchlechter! Koͤnnen in der Natur aus
einem Eyerſtock zweyerley Geſchlechter kommen, war-
um nicht aus zwey, vier dergleichen?

Vierter Abſchnitt.
Von einigen Einwendungen wider die hier
vorgetragene Saͤtze.
§. 61.

Es ſtreitet nicht gegen einander, wenn hier von
praͤformirten Eyern, und von andern Bienenlehrern,
von dreytaͤgig praͤformirter Brut geredet wird. Es
ſind gleich viel geltende Saͤtze, ob man ſagt: es gaͤ-
be eine praͤformirte Weiſelbrut, oder ob man ſagt:
es giebt praͤformirte Weiſeleyer; denn man giebt ja
nach dem Schirachiſchen Syſtem zu, daß in jedem
Arbeitsbienenwurm der feinſte Organismus zum weib-
lichen Geſchlecht liege, nur gleichſam verſteckt und
verborgen, ſo lange dieſer dreytaͤgige Wurm in einer
gewoͤhnlichen Zelle liegen bleibt, ſich aber alsbald
entwickele, ſobald er eine groͤßere Zelle und einen an-
dern Futterbrey, auch mehrere Waͤrme uͤberkomme,
als wodurch er ausgebildet und erweitert wuͤrde, daß
eine Bienenmutter zum Vorſchein kommen muͤſſe.
Nun wird nach unſerm Syſtem behauptet, daß dieſer
feine Organismus ſchon im Ey ſelbſt aufgeſucht wer-
den muͤſſe. Giebt es praͤformirte Wuͤrmer, ſo muß
es auch praͤformirte Eyer geben, folglich iſt die
Streitſache nicht verkehrt und es einerley, ob man
von praͤformirten Weiſeleyern oder von praͤformirter
Weiſelbrut redet. Wendet man ein, ein anderes

waͤre
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0086" n="76"/>
wenn alle Eyer von einerley Schroot und Korn wa&#x0364;-<lb/>
ren? Die&#x017F;er innere Unter&#x017F;chied des Eyer&#x017F;tocks i&#x017F;t<lb/>
ohnmo&#x0364;glich ohne Grund! er i&#x017F;t der Grund des Un-<lb/>
ter&#x017F;chieds der Ge&#x017F;chlechter! Ko&#x0364;nnen in der Natur aus<lb/>
einem Eyer&#x017F;tock zweyerley Ge&#x017F;chlechter kommen, war-<lb/>
um nicht aus zwey, vier dergleichen?</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vierter Ab&#x017F;chnitt</hi>.</hi><lb/>
Von einigen Einwendungen wider die hier<lb/>
vorgetragene Sa&#x0364;tze.</head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 61.</head><lb/>
            <p>Es &#x017F;treitet nicht gegen einander, wenn hier von<lb/>
pra&#x0364;formirten Eyern, und von andern Bienenlehrern,<lb/>
von dreyta&#x0364;gig pra&#x0364;formirter Brut geredet wird. Es<lb/>
&#x017F;ind gleich viel geltende Sa&#x0364;tze, ob man &#x017F;agt: es ga&#x0364;-<lb/>
be eine pra&#x0364;formirte Wei&#x017F;elbrut, oder ob man &#x017F;agt:<lb/>
es giebt pra&#x0364;formirte Wei&#x017F;eleyer; denn man giebt ja<lb/>
nach dem Schirachi&#x017F;chen Sy&#x017F;tem zu, daß in jedem<lb/>
Arbeitsbienenwurm der fein&#x017F;te Organismus zum weib-<lb/>
lichen Ge&#x017F;chlecht liege, nur gleich&#x017F;am ver&#x017F;teckt und<lb/>
verborgen, &#x017F;o lange die&#x017F;er dreyta&#x0364;gige Wurm in einer<lb/>
gewo&#x0364;hnlichen Zelle liegen bleibt, &#x017F;ich aber alsbald<lb/>
entwickele, &#x017F;obald er eine gro&#x0364;ßere Zelle und einen an-<lb/>
dern Futterbrey, auch mehrere Wa&#x0364;rme u&#x0364;berkomme,<lb/>
als wodurch er ausgebildet und erweitert wu&#x0364;rde, daß<lb/>
eine Bienenmutter zum Vor&#x017F;chein kommen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Nun wird nach un&#x017F;erm Sy&#x017F;tem behauptet, daß die&#x017F;er<lb/>
feine Organismus &#x017F;chon im Ey &#x017F;elb&#x017F;t aufge&#x017F;ucht wer-<lb/>
den mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Giebt es pra&#x0364;formirte Wu&#x0364;rmer, &#x017F;o muß<lb/>
es auch pra&#x0364;formirte Eyer geben, folglich i&#x017F;t die<lb/>
Streit&#x017F;ache nicht verkehrt und es einerley, ob man<lb/>
von pra&#x0364;formirten Wei&#x017F;eleyern oder von pra&#x0364;formirter<lb/>
Wei&#x017F;elbrut redet. Wendet man ein, ein anderes<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wa&#x0364;re</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0086] wenn alle Eyer von einerley Schroot und Korn waͤ- ren? Dieſer innere Unterſchied des Eyerſtocks iſt ohnmoͤglich ohne Grund! er iſt der Grund des Un- terſchieds der Geſchlechter! Koͤnnen in der Natur aus einem Eyerſtock zweyerley Geſchlechter kommen, war- um nicht aus zwey, vier dergleichen? Vierter Abſchnitt. Von einigen Einwendungen wider die hier vorgetragene Saͤtze. §. 61. Es ſtreitet nicht gegen einander, wenn hier von praͤformirten Eyern, und von andern Bienenlehrern, von dreytaͤgig praͤformirter Brut geredet wird. Es ſind gleich viel geltende Saͤtze, ob man ſagt: es gaͤ- be eine praͤformirte Weiſelbrut, oder ob man ſagt: es giebt praͤformirte Weiſeleyer; denn man giebt ja nach dem Schirachiſchen Syſtem zu, daß in jedem Arbeitsbienenwurm der feinſte Organismus zum weib- lichen Geſchlecht liege, nur gleichſam verſteckt und verborgen, ſo lange dieſer dreytaͤgige Wurm in einer gewoͤhnlichen Zelle liegen bleibt, ſich aber alsbald entwickele, ſobald er eine groͤßere Zelle und einen an- dern Futterbrey, auch mehrere Waͤrme uͤberkomme, als wodurch er ausgebildet und erweitert wuͤrde, daß eine Bienenmutter zum Vorſchein kommen muͤſſe. Nun wird nach unſerm Syſtem behauptet, daß dieſer feine Organismus ſchon im Ey ſelbſt aufgeſucht wer- den muͤſſe. Giebt es praͤformirte Wuͤrmer, ſo muß es auch praͤformirte Eyer geben, folglich iſt die Streitſache nicht verkehrt und es einerley, ob man von praͤformirten Weiſeleyern oder von praͤformirter Weiſelbrut redet. Wendet man ein, ein anderes waͤre

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/86
Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/86>, abgerufen am 27.11.2024.