Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.§. 2. Warum die Arbeitsbienen keines Geschlechts, §. 3. Die Königin begattet sich mit Thränen; kann Die Einwendung, daß ein Ableger sich ohne eine
§. 2. Warum die Arbeitsbienen keines Geſchlechts, §. 3. Die Koͤnigin begattet ſich mit Thraͤnen; kann Die Einwendung, daß ein Ableger ſich ohne eine
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0066" n="56"/> <div n="3"> <head>§. 2.</head><lb/> <p>Warum die Arbeitsbienen keines Geſchlechts,<lb/> (<hi rendition="#aq">nullius Sexus</hi>) ſind? Darum, weil ſie Arbeitsbie-<lb/> nen ſind, und ſich ſonſt mit nichts beſchaͤftigen duͤrfen<lb/> noch koͤnnen, wenn anders die Bienenrepublik be-<lb/> ſtehen ſoll.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 3.</head><lb/> <p>Die Koͤnigin begattet ſich mit Thraͤnen; kann<lb/> aber auch ohne Begattung Eyer legen, wie die Huͤ-<lb/> ner; dieſe Eyer aber ſind, ohne vorhergegangener<lb/> Begattung zu keiner tauglichen Zucht dienlich, ſon-<lb/> dern bleiben als unreif liegen, oder bringen, wenn ſie<lb/> durch einen zugeſetzten Futterbrey einer beſondern Art<lb/> von Bienen belebet werden, vielmals nichts als Mis-<lb/> geburten hervor. Es giebt bey der Bienenzucht eine<lb/> maͤnnliche Befruchtung ohne maͤnnliche Begattung,<lb/> und dieſe zwey Saͤtze ſind wohl von einander zu unter-<lb/> ſcheiden. Im uͤbrigen leiten uns die verſchiedenen<lb/> Geſtalten der Bienen von auſſen ſchon auf die verſchie-<lb/> denen Geſchlechtsarten.</p><lb/> <p>Die Einwendung, daß ein Ableger ſich ohne<lb/> Begattung beſaame, iſt ſo voreilig als ungegruͤndet.<lb/> Einige Verſuche in dieſer Kunſt zeigen, daß auch<lb/> Thraͤnen mit zum Vorſchein kommen, wenn auch<lb/> gleich keine ſolche Brut von Thraͤnen mit bloßen Au-<lb/> gen zu unterſcheiden iſt, die dennoch oft in Arbeits-<lb/> bienenzellen eingelegt vorzufinden ſind, und darin-<lb/> nen auch entweder ausgebruͤtet oder auch herausge-<lb/> klaubet, und endlich in ordentliche Zellen uͤbertragen<lb/> werden. Dergleichen Thraͤnenbrut konnte nicht von<lb/> dem jungen Weiſel eines Abgelegten herruͤhren, als<lb/> der kaum vor vier bis ſechs Tagen ausgelaufen war,<lb/> und dennoch bereits große Thraͤnenwuͤrmer, ja Nim-<lb/> phen hatte! Von dieſen Thraͤnen nun kann gar wohl<lb/> <fw place="bottom" type="catch">eine</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0066]
§. 2.
Warum die Arbeitsbienen keines Geſchlechts,
(nullius Sexus) ſind? Darum, weil ſie Arbeitsbie-
nen ſind, und ſich ſonſt mit nichts beſchaͤftigen duͤrfen
noch koͤnnen, wenn anders die Bienenrepublik be-
ſtehen ſoll.
§. 3.
Die Koͤnigin begattet ſich mit Thraͤnen; kann
aber auch ohne Begattung Eyer legen, wie die Huͤ-
ner; dieſe Eyer aber ſind, ohne vorhergegangener
Begattung zu keiner tauglichen Zucht dienlich, ſon-
dern bleiben als unreif liegen, oder bringen, wenn ſie
durch einen zugeſetzten Futterbrey einer beſondern Art
von Bienen belebet werden, vielmals nichts als Mis-
geburten hervor. Es giebt bey der Bienenzucht eine
maͤnnliche Befruchtung ohne maͤnnliche Begattung,
und dieſe zwey Saͤtze ſind wohl von einander zu unter-
ſcheiden. Im uͤbrigen leiten uns die verſchiedenen
Geſtalten der Bienen von auſſen ſchon auf die verſchie-
denen Geſchlechtsarten.
Die Einwendung, daß ein Ableger ſich ohne
Begattung beſaame, iſt ſo voreilig als ungegruͤndet.
Einige Verſuche in dieſer Kunſt zeigen, daß auch
Thraͤnen mit zum Vorſchein kommen, wenn auch
gleich keine ſolche Brut von Thraͤnen mit bloßen Au-
gen zu unterſcheiden iſt, die dennoch oft in Arbeits-
bienenzellen eingelegt vorzufinden ſind, und darin-
nen auch entweder ausgebruͤtet oder auch herausge-
klaubet, und endlich in ordentliche Zellen uͤbertragen
werden. Dergleichen Thraͤnenbrut konnte nicht von
dem jungen Weiſel eines Abgelegten herruͤhren, als
der kaum vor vier bis ſechs Tagen ausgelaufen war,
und dennoch bereits große Thraͤnenwuͤrmer, ja Nim-
phen hatte! Von dieſen Thraͤnen nun kann gar wohl
eine
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |