Die Gewächse, so viel uns nämlich von denjeni- gen sehr ansehnlichen Theilen derselben wissend ist, de- ren regelmäßigen Bau wir durch unsere Sinne unter- scheiden und verstehen können, entwickeln sich endlich nach mancherley überstandenen Veränderungen, zu- letzt aus ihrem innern in die Blüte, wie die Insekten, wie anfangs davon gedacht worden ist. Sie müssen aber dazu ein gewisses bestimmtes Alter erreichen, wobey sie sich in einem solchen Zustande befinden, welcher ihrer Lebensdauer zugleich mit angemessen ist. Denn nie- mals erscheinet eine Pflanze gleich anfangs, oder im allerersten Zeitalter, in ihrer rechten oder völligen Ge- stalt, wenn sie wie die Thiere, aus ihrem Ey oder Saamen zuerst hervor kömmt, sondern sie wird nur allmählig entwickelt, daß sie in den Stand kömmt, ihre Blüte zuletzt zu erzeugen, die noch dazu das erste oder zweytemahl dennoch nicht fruchtbar zu werden Fähigkeit genug hat, sondern mit dem Aufblühen auch zugleich abfället. Es läßt sich also der Unterschied des Männlichen, des Weiblichen oder des Zwitter- geschlechts niemals an den jungen Gewächsen, wie etwa bey den neugebohrnen Thieren, gleich anfangs erkennen, zu geschweige, daß man ihnen ihren eige- nen Namen schon geben könnte, ehe man ihre Blüte abgewartet und untersucht hat; die übrigen Merkzei- chen, die man sich durch viele Erfahrung hierinnen machen kann, sind allezeit unsicher und unbeständig. Die Wichtigkeit dieses Umstandes, zeiget sich sowohl in physikalischen als ökonomisch praktischen Absich- ten häufig genug. Es können uns hier folgende Ge- wächse zum Beweise dienen, bey welchen sehr daran gelegen seyn muß, auch nur wegen ihrer Vermehrung und eines starken Gebrauches in der Wirthschaft, den Unterschied des Geschlechtes und der Blüte, sobald als möglich zu wissen, um die erforderlichen Anstalten darnach zu machen. Statt vieler andern wollen wir
hier
Die Gewaͤchſe, ſo viel uns naͤmlich von denjeni- gen ſehr anſehnlichen Theilen derſelben wiſſend iſt, de- ren regelmaͤßigen Bau wir durch unſere Sinne unter- ſcheiden und verſtehen koͤnnen, entwickeln ſich endlich nach mancherley uͤberſtandenen Veraͤnderungen, zu- letzt aus ihrem innern in die Bluͤte, wie die Inſekten, wie anfangs davon gedacht worden iſt. Sie muͤſſen aber dazu ein gewiſſes beſtimmtes Alter erreichen, wobey ſie ſich in einem ſolchen Zuſtande befinden, welcher ihrer Lebensdauer zugleich mit angemeſſen iſt. Denn nie- mals erſcheinet eine Pflanze gleich anfangs, oder im allererſten Zeitalter, in ihrer rechten oder voͤlligen Ge- ſtalt, wenn ſie wie die Thiere, aus ihrem Ey oder Saamen zuerſt hervor koͤmmt, ſondern ſie wird nur allmaͤhlig entwickelt, daß ſie in den Stand koͤmmt, ihre Bluͤte zuletzt zu erzeugen, die noch dazu das erſte oder zweytemahl dennoch nicht fruchtbar zu werden Faͤhigkeit genug hat, ſondern mit dem Aufbluͤhen auch zugleich abfaͤllet. Es laͤßt ſich alſo der Unterſchied des Maͤnnlichen, des Weiblichen oder des Zwitter- geſchlechts niemals an den jungen Gewaͤchſen, wie etwa bey den neugebohrnen Thieren, gleich anfangs erkennen, zu geſchweige, daß man ihnen ihren eige- nen Namen ſchon geben koͤnnte, ehe man ihre Bluͤte abgewartet und unterſucht hat; die uͤbrigen Merkzei- chen, die man ſich durch viele Erfahrung hierinnen machen kann, ſind allezeit unſicher und unbeſtaͤndig. Die Wichtigkeit dieſes Umſtandes, zeiget ſich ſowohl in phyſikaliſchen als oͤkonomiſch praktiſchen Abſich- ten haͤufig genug. Es koͤnnen uns hier folgende Ge- waͤchſe zum Beweiſe dienen, bey welchen ſehr daran gelegen ſeyn muß, auch nur wegen ihrer Vermehrung und eines ſtarken Gebrauches in der Wirthſchaft, den Unterſchied des Geſchlechtes und der Bluͤte, ſobald als moͤglich zu wiſſen, um die erforderlichen Anſtalten darnach zu machen. Statt vieler andern wollen wir
hier
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Die Gewaͤchſe, ſo viel uns naͤmlich von denjeni-
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ſcheiden und verſtehen koͤnnen, entwickeln ſich endlich
nach mancherley uͤberſtandenen Veraͤnderungen, zu-
letzt aus ihrem innern in die Bluͤte, wie die Inſekten,
wie anfangs davon gedacht worden iſt. Sie muͤſſen
aber dazu ein gewiſſes beſtimmtes Alter erreichen, wobey
ſie ſich in einem ſolchen Zuſtande befinden, welcher ihrer
Lebensdauer zugleich mit angemeſſen iſt. Denn nie-
mals erſcheinet eine Pflanze gleich anfangs, oder im
allererſten Zeitalter, in ihrer rechten oder voͤlligen Ge-
ſtalt, wenn ſie wie die Thiere, aus ihrem Ey oder
Saamen zuerſt hervor koͤmmt, ſondern ſie wird nur
allmaͤhlig entwickelt, daß ſie in den Stand koͤmmt,
ihre Bluͤte zuletzt zu erzeugen, die noch dazu das erſte
oder zweytemahl dennoch nicht fruchtbar zu werden
Faͤhigkeit genug hat, ſondern mit dem Aufbluͤhen auch
zugleich abfaͤllet. Es laͤßt ſich alſo der Unterſchied
des Maͤnnlichen, des Weiblichen oder des Zwitter-
geſchlechts niemals an den jungen Gewaͤchſen, wie
etwa bey den neugebohrnen Thieren, gleich anfangs
erkennen, zu geſchweige, daß man ihnen ihren eige-
nen Namen ſchon geben koͤnnte, ehe man ihre Bluͤte
abgewartet und unterſucht hat; die uͤbrigen Merkzei-
chen, die man ſich durch viele Erfahrung hierinnen
machen kann, ſind allezeit unſicher und unbeſtaͤndig.
Die Wichtigkeit dieſes Umſtandes, zeiget ſich ſowohl
in phyſikaliſchen als oͤkonomiſch praktiſchen Abſich-
ten haͤufig genug. Es koͤnnen uns hier folgende Ge-
waͤchſe zum Beweiſe dienen, bey welchen ſehr daran
gelegen ſeyn muß, auch nur wegen ihrer Vermehrung
und eines ſtarken Gebrauches in der Wirthſchaft, den
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/50>, abgerufen am 16.07.2024.
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