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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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dieses ist der Kopf des Wurms, den man mit großer
Vorsicht und Behutsamkeit wegnehmen muß, weil er
sehr subtil ist, daß wenn man ihn im Fuße zerreißt, er ei-
ne sehr gefährliche Entzündung verursachet, man
muß mit einem Feder oder Scheermesser ganz um
der Geschwulst aufschneiden, und den Wurm mit ei-
ner kleinen Zange heraus nehmen.

Hierauf leget man Waagenschmiere oder Theer
und Schmeer auf die Wunde und lässet das Thier auf
eine trockne Weide führen, denn sollte es abermahls
wieder damit befallen werden, so würde es fast ohn-
möglich seyn, solches zu heben.

Von dem Rothlauf.

Der Rothlauf ist eine heftige Entzündung, welche
sich auf der Haut der Schaafe an verschiedenen Orten
zeiget: so bald sich diese Krankheit äussert, kann man
versichert seyn, daß viele, ja die ganze Heerde davon
angestecket wird.

Wir lesen bey verschiedenen Schriftstellern, daß
unsere Vorfahren, die Art ihres Aberglaubens so
weit getrieben, daß sie sogar die Schaafe so mit die-
ser Krankheit befallen wurden, mit empor gereckten
Füßen lebendig unter die Thüre des Schaafstalles be-
gruben, indem sie vorgaben, es wäre eine Zauberey,
wodurch man diese Krankheit von der übrigen Heerde
vertriebe: anstatt aber dergleichen Träumereyen anzu-
nehmen, die noch an verschiedenen Orten als glaub-
würdig angesehen werden, so wollen wir vielmehr nur
heilbare Mittel vorschlagen, die eine vollkommene Ge-
nesung bewirken werden.

Stosset eine Menge wilder Körbelblätter, thut
noch eben so viel Kalkwasser darzu, als ihr Saft aus
den Blättern ausgepresset habet, füget noch so viel
pulverisirt vom Saamen von Fenu greco hinzu als nö-

thig
P

dieſes iſt der Kopf des Wurms, den man mit großer
Vorſicht und Behutſamkeit wegnehmen muß, weil er
ſehr ſubtil iſt, daß wenn man ihn im Fuße zerreißt, er ei-
ne ſehr gefaͤhrliche Entzuͤndung verurſachet, man
muß mit einem Feder oder Scheermeſſer ganz um
der Geſchwulſt aufſchneiden, und den Wurm mit ei-
ner kleinen Zange heraus nehmen.

Hierauf leget man Waagenſchmiere oder Theer
und Schmeer auf die Wunde und laͤſſet das Thier auf
eine trockne Weide fuͤhren, denn ſollte es abermahls
wieder damit befallen werden, ſo wuͤrde es faſt ohn-
moͤglich ſeyn, ſolches zu heben.

Von dem Rothlauf.

Der Rothlauf iſt eine heftige Entzuͤndung, welche
ſich auf der Haut der Schaafe an verſchiedenen Orten
zeiget: ſo bald ſich dieſe Krankheit aͤuſſert, kann man
verſichert ſeyn, daß viele, ja die ganze Heerde davon
angeſtecket wird.

Wir leſen bey verſchiedenen Schriftſtellern, daß
unſere Vorfahren, die Art ihres Aberglaubens ſo
weit getrieben, daß ſie ſogar die Schaafe ſo mit die-
ſer Krankheit befallen wurden, mit empor gereckten
Fuͤßen lebendig unter die Thuͤre des Schaafſtalles be-
gruben, indem ſie vorgaben, es waͤre eine Zauberey,
wodurch man dieſe Krankheit von der uͤbrigen Heerde
vertriebe: anſtatt aber dergleichen Traͤumereyen anzu-
nehmen, die noch an verſchiedenen Orten als glaub-
wuͤrdig angeſehen werden, ſo wollen wir vielmehr nur
heilbare Mittel vorſchlagen, die eine vollkommene Ge-
neſung bewirken werden.

Stoſſet eine Menge wilder Koͤrbelblaͤtter, thut
noch eben ſo viel Kalkwaſſer darzu, als ihr Saft aus
den Blaͤttern ausgepreſſet habet, fuͤget noch ſo viel
pulveriſirt vom Saamen von Fenu greco hinzu als noͤ-

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[225/0235] dieſes iſt der Kopf des Wurms, den man mit großer Vorſicht und Behutſamkeit wegnehmen muß, weil er ſehr ſubtil iſt, daß wenn man ihn im Fuße zerreißt, er ei- ne ſehr gefaͤhrliche Entzuͤndung verurſachet, man muß mit einem Feder oder Scheermeſſer ganz um der Geſchwulſt aufſchneiden, und den Wurm mit ei- ner kleinen Zange heraus nehmen. Hierauf leget man Waagenſchmiere oder Theer und Schmeer auf die Wunde und laͤſſet das Thier auf eine trockne Weide fuͤhren, denn ſollte es abermahls wieder damit befallen werden, ſo wuͤrde es faſt ohn- moͤglich ſeyn, ſolches zu heben. Von dem Rothlauf. Der Rothlauf iſt eine heftige Entzuͤndung, welche ſich auf der Haut der Schaafe an verſchiedenen Orten zeiget: ſo bald ſich dieſe Krankheit aͤuſſert, kann man verſichert ſeyn, daß viele, ja die ganze Heerde davon angeſtecket wird. Wir leſen bey verſchiedenen Schriftſtellern, daß unſere Vorfahren, die Art ihres Aberglaubens ſo weit getrieben, daß ſie ſogar die Schaafe ſo mit die- ſer Krankheit befallen wurden, mit empor gereckten Fuͤßen lebendig unter die Thuͤre des Schaafſtalles be- gruben, indem ſie vorgaben, es waͤre eine Zauberey, wodurch man dieſe Krankheit von der uͤbrigen Heerde vertriebe: anſtatt aber dergleichen Traͤumereyen anzu- nehmen, die noch an verſchiedenen Orten als glaub- wuͤrdig angeſehen werden, ſo wollen wir vielmehr nur heilbare Mittel vorſchlagen, die eine vollkommene Ge- neſung bewirken werden. Stoſſet eine Menge wilder Koͤrbelblaͤtter, thut noch eben ſo viel Kalkwaſſer darzu, als ihr Saft aus den Blaͤttern ausgepreſſet habet, fuͤget noch ſo viel pulveriſirt vom Saamen von Fenu greco hinzu als noͤ- thig P

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/235>, abgerufen am 23.11.2024.