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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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die Weiden und Pappeln werden, desto fohscher und
mühsamer sind sie zu bearbeiten.
23) Espen, Laubesche, Populus tremula C B. ist
so weich als die Steinlinde, etwas härter als die zah-
me oder Wasserlinde (Tilia foem. fol. majore C B.)
Es ist so zähe wie Birken und Linden. Wenn es naß
ist läßt es sich gut biegen, auch wenn es schon trocken
ist. Es ist fein gekiepert und läst sich gut bearbeiten,
darum machen die Drechsler vielerley z. B. Teller
daraus.
24) Eichenholz, Quercus Tab. ist sehr verschieden,
einiges ist sehr mürbe oder weich und milde. Die
Mittagsseite ist allemal härter als die Mitternachts-
seite, besonders am Stamm. Aber in einer dicken
Heide oder wenn der Baum hinter einem Berge steht,
so daß ihn die Sonne nicht bescheinen, noch die Mit-
ternachtschlimmwetter anbringen kann, so ist der Baum
rund um von egaler Härte und mürber als andere
Bäume. Alle Eichen, die auf niedrigem Grunde ste-
hen und mehr Nässe haben, haben den Vorzug im
Wachsthum, sind auch härter als die, so auf sandigen
Bergen stehen, wenn sie nehmlich unbeschädiget bleiben.
Die Beschädigung aber ist mannigfaltig, als durch
Windbruch, oder wann abgehauene Aeste im herun-
terfallen andere Aeste mit wegschlagen, da denn unten
Stücken vom Stamm mit abgerissen werden; auch
werden durch das Abstammen der Nebenbäume
manche Aeste mit weggeschlagen, wovon der Baum
Schaden oder Schwämme bekommt und faul wird;
oder der Baum wird unten angehauen, so daß die
Rinde nicht überwachsen kann, davon wird er trocken,
rothfaul und bekommt den großen Wurm oder den
kleinen Sandwurm. Von der Beschädigung und
den Schwämmen werden die Bäume auch oben trocken
und faul, und mit der Zeit mehr und mehr unter-
wärts
an einer Seite oder in der Mitte, und hiervon
wird
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die Weiden und Pappeln werden, deſto fohſcher und
muͤhſamer ſind ſie zu bearbeiten.
23) Eſpen, Laubeſche, Populus tremula C B. iſt
ſo weich als die Steinlinde, etwas haͤrter als die zah-
me oder Waſſerlinde (Tilia foem. fol. majore C B.)
Es iſt ſo zaͤhe wie Birken und Linden. Wenn es naß
iſt laͤßt es ſich gut biegen, auch wenn es ſchon trocken
iſt. Es iſt fein gekiepert und laͤſt ſich gut bearbeiten,
darum machen die Drechsler vielerley z. B. Teller
daraus.
24) Eichenholz, Quercus Tab. iſt ſehr verſchieden,
einiges iſt ſehr muͤrbe oder weich und milde. Die
Mittagsſeite iſt allemal haͤrter als die Mitternachts-
ſeite, beſonders am Stamm. Aber in einer dicken
Heide oder wenn der Baum hinter einem Berge ſteht,
ſo daß ihn die Sonne nicht beſcheinen, noch die Mit-
ternachtſchlimmwetter anbringen kann, ſo iſt der Baum
rund um von egaler Haͤrte und muͤrber als andere
Baͤume. Alle Eichen, die auf niedrigem Grunde ſte-
hen und mehr Naͤſſe haben, haben den Vorzug im
Wachsthum, ſind auch haͤrter als die, ſo auf ſandigen
Bergen ſtehen, wenn ſie nehmlich unbeſchaͤdiget bleiben.
Die Beſchaͤdigung aber iſt mannigfaltig, als durch
Windbruch, oder wann abgehauene Aeſte im herun-
terfallen andere Aeſte mit wegſchlagen, da denn unten
Stuͤcken vom Stamm mit abgeriſſen werden; auch
werden durch das Abſtammen der Nebenbaͤume
manche Aeſte mit weggeſchlagen, wovon der Baum
Schaden oder Schwaͤmme bekommt und faul wird;
oder der Baum wird unten angehauen, ſo daß die
Rinde nicht uͤberwachſen kann, davon wird er trocken,
rothfaul und bekommt den großen Wurm oder den
kleinen Sandwurm. Von der Beſchaͤdigung und
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[183/0193] die Weiden und Pappeln werden, deſto fohſcher und muͤhſamer ſind ſie zu bearbeiten. 23) Eſpen, Laubeſche, Populus tremula C B. iſt ſo weich als die Steinlinde, etwas haͤrter als die zah- me oder Waſſerlinde (Tilia foem. fol. majore C B.) Es iſt ſo zaͤhe wie Birken und Linden. Wenn es naß iſt laͤßt es ſich gut biegen, auch wenn es ſchon trocken iſt. Es iſt fein gekiepert und laͤſt ſich gut bearbeiten, darum machen die Drechsler vielerley z. B. Teller daraus. 24) Eichenholz, Quercus Tab. iſt ſehr verſchieden, einiges iſt ſehr muͤrbe oder weich und milde. Die Mittagsſeite iſt allemal haͤrter als die Mitternachts- ſeite, beſonders am Stamm. Aber in einer dicken Heide oder wenn der Baum hinter einem Berge ſteht, ſo daß ihn die Sonne nicht beſcheinen, noch die Mit- ternachtſchlimmwetter anbringen kann, ſo iſt der Baum rund um von egaler Haͤrte und muͤrber als andere Baͤume. Alle Eichen, die auf niedrigem Grunde ſte- hen und mehr Naͤſſe haben, haben den Vorzug im Wachsthum, ſind auch haͤrter als die, ſo auf ſandigen Bergen ſtehen, wenn ſie nehmlich unbeſchaͤdiget bleiben. Die Beſchaͤdigung aber iſt mannigfaltig, als durch Windbruch, oder wann abgehauene Aeſte im herun- terfallen andere Aeſte mit wegſchlagen, da denn unten Stuͤcken vom Stamm mit abgeriſſen werden; auch werden durch das Abſtammen der Nebenbaͤume manche Aeſte mit weggeſchlagen, wovon der Baum Schaden oder Schwaͤmme bekommt und faul wird; oder der Baum wird unten angehauen, ſo daß die Rinde nicht uͤberwachſen kann, davon wird er trocken, rothfaul und bekommt den großen Wurm oder den kleinen Sandwurm. Von der Beſchaͤdigung und den Schwaͤmmen werden die Baͤume auch oben trocken und faul, und mit der Zeit mehr und mehr unter- waͤrts an einer Seite oder in der Mitte, und hiervon wird M 4

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/193>, abgerufen am 26.11.2024.