Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

wachsen ist, seines Alters ohngeachtet, nur wenige
mahl in den allerneuesten Zeiten zur Blüthe und
Frucht hätte gebracht werden können. Ueber die
Richtigkeit dieser Erfahrung kann man sich nicht wun-
dern, wenn man im folgenden durch Gründe von den
Ursachen überzeugt seyn wird. Die öffentlichen
Blätter haben, wie sonst gewöhnlich, von dergleichen sel-
tenen Naturerscheinungen an fremden Gewächsen bey
uns, keine Nachricht gegeben, außer etwa in den letz-
ten 30 Jahren unsers Zeitalters dreymahl, wie ich
im folgenden anzeigen werde.

Der Herr von Linnee macht in seinem ansehnlichen
Werke, dem Horto Cliffortiano welches er 1737,
zu Amsterdam herausgab, eine hierher gehörige rich-
rige Anmerkung; wo er sagt:

"Eximia arbor in horto nondum floruit licet
"Magna praetiosa hoc tempore habetur,
"Cum difficulter multiplicetur perstolones
"Vel depactos ramos.

Bis dahin hatte der Kampferbaum, auch noch zwölf
Jahre hernach, so viel man weiß, in keinem
andern Europäischen Garten Blumen hervorgebracht,
er ist also seiner schweren und langsamen Vermeh-
rungsart halber, noch immer selten geblieben. Ich
muß daher den einzelnen Nachrichten aus dem vorigen
Jahrhundert, und den Erfahrungen zufolge, die
ich selbst davon habe, schlechterdings beytreten; da
überdem keine öffentliche Nachrichten vorhanden sind,
daß er damals anderwärts geblühet haben sollte:

Denn, seitdem von den Jahren 1676, 1678,
1679, 1680 und 1684 an, junge Pflanzen davon von
dem Vorgebürge der guten Hofuung, aus Ostindien zu-
erst nach Holland überbracht wurden, welche bey

einer
K 5

wachſen iſt, ſeines Alters ohngeachtet, nur wenige
mahl in den allerneueſten Zeiten zur Bluͤthe und
Frucht haͤtte gebracht werden koͤnnen. Ueber die
Richtigkeit dieſer Erfahrung kann man ſich nicht wun-
dern, wenn man im folgenden durch Gruͤnde von den
Urſachen uͤberzeugt ſeyn wird. Die oͤffentlichen
Blaͤtter haben, wie ſonſt gewoͤhnlich, von dergleichen ſel-
tenen Naturerſcheinungen an fremden Gewaͤchſen bey
uns, keine Nachricht gegeben, außer etwa in den letz-
ten 30 Jahren unſers Zeitalters dreymahl, wie ich
im folgenden anzeigen werde.

Der Herr von Linnée macht in ſeinem anſehnlichen
Werke, dem Horto Cliffortiano welches er 1737,
zu Amſterdam herausgab, eine hierher gehoͤrige rich-
rige Anmerkung; wo er ſagt:

„Eximia arbor in horto nondum floruit licet
„Magna praetioſa hoc tempore habetur,
„Cum difficulter multiplicetur perſtolones
„Vel depactos ramos.

Bis dahin hatte der Kampferbaum, auch noch zwoͤlf
Jahre hernach, ſo viel man weiß, in keinem
andern Europaͤiſchen Garten Blumen hervorgebracht,
er iſt alſo ſeiner ſchweren und langſamen Vermeh-
rungsart halber, noch immer ſelten geblieben. Ich
muß daher den einzelnen Nachrichten aus dem vorigen
Jahrhundert, und den Erfahrungen zufolge, die
ich ſelbſt davon habe, ſchlechterdings beytreten; da
uͤberdem keine oͤffentliche Nachrichten vorhanden ſind,
daß er damals anderwaͤrts gebluͤhet haben ſollte:

Denn, ſeitdem von den Jahren 1676, 1678,
1679, 1680 und 1684 an, junge Pflanzen davon von
dem Vorgebuͤrge der guten Hofuung, aus Oſtindien zu-
erſt nach Holland uͤberbracht wurden, welche bey

einer
K 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0163" n="153"/>
wach&#x017F;en i&#x017F;t, &#x017F;eines Alters ohngeachtet, nur wenige<lb/>
mahl in den allerneue&#x017F;ten Zeiten zur Blu&#x0364;the und<lb/>
Frucht ha&#x0364;tte gebracht werden ko&#x0364;nnen. Ueber die<lb/>
Richtigkeit die&#x017F;er Erfahrung kann man &#x017F;ich nicht wun-<lb/>
dern, wenn man im folgenden durch Gru&#x0364;nde von den<lb/>
Ur&#x017F;achen u&#x0364;berzeugt &#x017F;eyn wird. Die o&#x0364;ffentlichen<lb/>
Bla&#x0364;tter haben, wie &#x017F;on&#x017F;t gewo&#x0364;hnlich, von dergleichen &#x017F;el-<lb/>
tenen Naturer&#x017F;cheinungen an fremden Gewa&#x0364;ch&#x017F;en bey<lb/>
uns, keine Nachricht gegeben, außer etwa in den letz-<lb/>
ten 30 Jahren un&#x017F;ers Zeitalters dreymahl, wie ich<lb/>
im folgenden anzeigen werde.</p><lb/>
        <p>Der Herr von Linnée macht in &#x017F;einem an&#x017F;ehnlichen<lb/>
Werke, dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Horto Cliffortiano</hi></hi> welches er 1737,<lb/>
zu Am&#x017F;terdam herausgab, eine hierher geho&#x0364;rige rich-<lb/>
rige Anmerkung; wo er &#x017F;agt:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l> <hi rendition="#aq">&#x201E;Eximia arbor in horto nondum floruit licet</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#aq">&#x201E;Magna praetio&#x017F;a hoc tempore habetur,</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#aq">&#x201E;Cum difficulter multiplicetur per&#x017F;tolones</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#aq">&#x201E;Vel depactos ramos.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <p>Bis dahin hatte der <hi rendition="#fr">Kampferbaum</hi>, auch noch zwo&#x0364;lf<lb/>
Jahre hernach, &#x017F;o viel man weiß, in keinem<lb/>
andern Europa&#x0364;i&#x017F;chen Garten Blumen hervorgebracht,<lb/>
er i&#x017F;t al&#x017F;o &#x017F;einer &#x017F;chweren und lang&#x017F;amen Vermeh-<lb/>
rungsart halber, noch immer &#x017F;elten geblieben. Ich<lb/>
muß daher den einzelnen Nachrichten aus dem vorigen<lb/>
Jahrhundert, und den Erfahrungen zufolge, die<lb/>
ich &#x017F;elb&#x017F;t davon habe, &#x017F;chlechterdings beytreten; da<lb/>
u&#x0364;berdem keine o&#x0364;ffentliche Nachrichten vorhanden &#x017F;ind,<lb/>
daß er damals anderwa&#x0364;rts geblu&#x0364;het haben &#x017F;ollte:</p><lb/>
        <p>Denn, &#x017F;eitdem von den Jahren 1676, 1678,<lb/>
1679, 1680 und 1684 an, junge Pflanzen davon von<lb/>
dem Vorgebu&#x0364;rge der guten Hofuung, aus O&#x017F;tindien zu-<lb/>
er&#x017F;t nach Holland u&#x0364;berbracht wurden, welche bey<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 5</fw><fw place="bottom" type="catch">einer</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0163] wachſen iſt, ſeines Alters ohngeachtet, nur wenige mahl in den allerneueſten Zeiten zur Bluͤthe und Frucht haͤtte gebracht werden koͤnnen. Ueber die Richtigkeit dieſer Erfahrung kann man ſich nicht wun- dern, wenn man im folgenden durch Gruͤnde von den Urſachen uͤberzeugt ſeyn wird. Die oͤffentlichen Blaͤtter haben, wie ſonſt gewoͤhnlich, von dergleichen ſel- tenen Naturerſcheinungen an fremden Gewaͤchſen bey uns, keine Nachricht gegeben, außer etwa in den letz- ten 30 Jahren unſers Zeitalters dreymahl, wie ich im folgenden anzeigen werde. Der Herr von Linnée macht in ſeinem anſehnlichen Werke, dem Horto Cliffortiano welches er 1737, zu Amſterdam herausgab, eine hierher gehoͤrige rich- rige Anmerkung; wo er ſagt: „Eximia arbor in horto nondum floruit licet „Magna praetioſa hoc tempore habetur, „Cum difficulter multiplicetur perſtolones „Vel depactos ramos. Bis dahin hatte der Kampferbaum, auch noch zwoͤlf Jahre hernach, ſo viel man weiß, in keinem andern Europaͤiſchen Garten Blumen hervorgebracht, er iſt alſo ſeiner ſchweren und langſamen Vermeh- rungsart halber, noch immer ſelten geblieben. Ich muß daher den einzelnen Nachrichten aus dem vorigen Jahrhundert, und den Erfahrungen zufolge, die ich ſelbſt davon habe, ſchlechterdings beytreten; da uͤberdem keine oͤffentliche Nachrichten vorhanden ſind, daß er damals anderwaͤrts gebluͤhet haben ſollte: Denn, ſeitdem von den Jahren 1676, 1678, 1679, 1680 und 1684 an, junge Pflanzen davon von dem Vorgebuͤrge der guten Hofuung, aus Oſtindien zu- erſt nach Holland uͤberbracht wurden, welche bey einer K 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/163
Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/163>, abgerufen am 24.11.2024.