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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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tigen Dünste, wegen der Wärme darinnen, desto eher
hinein ziehen und sich da ausdehnen, und wo, wenn
erst ein Stück inficirt ist, selbiges desto gelegentlicher
die andern alle anstecken kann. Dahergegen in freyer
und kalter Luft der von dem kranken Vieh ausge-
hauchte giftige Dampf, der leichter als die Luft selbst
ist, sich dem Erdboden, weil da die Luft am schwere-
sten, sich entfernet und wie alle Dämpfe in die Höhe
steiget; folglich dem in freyer Luft liegenden Viehe
weniger, als dem so in warmen Ställen stehet, scha-
det. Man wird schwerlich ein Exempel anführen
können, daß man mit dem Einsperren des Vie-
hes bey entstandener Seuche Nutzen gehabt hätte.
Das Gegentheil aber hat hinlänglich sich gezeiget, wo
auf Höfen, da vieles Vieh ist, wenn solches in einen
Stall gesperret worden, wenig oder gar nichts übrig
geblieben; hergegen dasjenige, das gar nicht in den
Stall gekommen, gesund geblieben ist. Und da auch
6) die Bewegung zur Präservation mir das allerbeste
Mittel *) zu seyn scheinet, wir auch keine Exempel
haben, daß im Frühjahr, wenn das Vieh auf die Wei-
de gehet und das junge Gras genießt, kein Viehster-
ben, wie ich §. 13. angezeigt habe, entstehet; so soll-
te man vor allen andern Mitteln diese Proben ma-
chen, die darin bestehen: das gesunde Vieh nicht in
die Ställe zu stecken, sondern in freyer Luft liegen,
und wohl gar um der Bewegung willen, wo nicht im
Felde, doch im Hofe und Gärten herumtreiben zu
lassen. Ich sage mit Fleiß um der Bewegung wil-
len; denn man erwege: daß alles Vieh an der Seuche
in Ställen krank wird und krepiret. Man versuche
ferner auch, wenn im Winter kein Gras ist: ob die

grüne
*) In der Folge kann vielleicht die Bewegung das einzige
und beste Präservativ, vielleicht auch wohl eine Cur für
diese Seuche seyn.
J 3

tigen Duͤnſte, wegen der Waͤrme darinnen, deſto eher
hinein ziehen und ſich da ausdehnen, und wo, wenn
erſt ein Stuͤck inficirt iſt, ſelbiges deſto gelegentlicher
die andern alle anſtecken kann. Dahergegen in freyer
und kalter Luft der von dem kranken Vieh ausge-
hauchte giftige Dampf, der leichter als die Luft ſelbſt
iſt, ſich dem Erdboden, weil da die Luft am ſchwere-
ſten, ſich entfernet und wie alle Daͤmpfe in die Hoͤhe
ſteiget; folglich dem in freyer Luft liegenden Viehe
weniger, als dem ſo in warmen Staͤllen ſtehet, ſcha-
det. Man wird ſchwerlich ein Exempel anfuͤhren
koͤnnen, daß man mit dem Einſperren des Vie-
hes bey entſtandener Seuche Nutzen gehabt haͤtte.
Das Gegentheil aber hat hinlaͤnglich ſich gezeiget, wo
auf Hoͤfen, da vieles Vieh iſt, wenn ſolches in einen
Stall geſperret worden, wenig oder gar nichts uͤbrig
geblieben; hergegen dasjenige, das gar nicht in den
Stall gekommen, geſund geblieben iſt. Und da auch
6) die Bewegung zur Praͤſervation mir das allerbeſte
Mittel *) zu ſeyn ſcheinet, wir auch keine Exempel
haben, daß im Fruͤhjahr, wenn das Vieh auf die Wei-
de gehet und das junge Gras genießt, kein Viehſter-
ben, wie ich §. 13. angezeigt habe, entſtehet; ſo ſoll-
te man vor allen andern Mitteln dieſe Proben ma-
chen, die darin beſtehen: das geſunde Vieh nicht in
die Staͤlle zu ſtecken, ſondern in freyer Luft liegen,
und wohl gar um der Bewegung willen, wo nicht im
Felde, doch im Hofe und Gaͤrten herumtreiben zu
laſſen. Ich ſage mit Fleiß um der Bewegung wil-
len; denn man erwege: daß alles Vieh an der Seuche
in Staͤllen krank wird und krepiret. Man verſuche
ferner auch, wenn im Winter kein Gras iſt: ob die

gruͤne
*) In der Folge kann vielleicht die Bewegung das einzige
und beſte Praͤſervativ, vielleicht auch wohl eine Cur fuͤr
dieſe Seuche ſeyn.
J 3
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[135/0145] tigen Duͤnſte, wegen der Waͤrme darinnen, deſto eher hinein ziehen und ſich da ausdehnen, und wo, wenn erſt ein Stuͤck inficirt iſt, ſelbiges deſto gelegentlicher die andern alle anſtecken kann. Dahergegen in freyer und kalter Luft der von dem kranken Vieh ausge- hauchte giftige Dampf, der leichter als die Luft ſelbſt iſt, ſich dem Erdboden, weil da die Luft am ſchwere- ſten, ſich entfernet und wie alle Daͤmpfe in die Hoͤhe ſteiget; folglich dem in freyer Luft liegenden Viehe weniger, als dem ſo in warmen Staͤllen ſtehet, ſcha- det. Man wird ſchwerlich ein Exempel anfuͤhren koͤnnen, daß man mit dem Einſperren des Vie- hes bey entſtandener Seuche Nutzen gehabt haͤtte. Das Gegentheil aber hat hinlaͤnglich ſich gezeiget, wo auf Hoͤfen, da vieles Vieh iſt, wenn ſolches in einen Stall geſperret worden, wenig oder gar nichts uͤbrig geblieben; hergegen dasjenige, das gar nicht in den Stall gekommen, geſund geblieben iſt. Und da auch 6) die Bewegung zur Praͤſervation mir das allerbeſte Mittel *) zu ſeyn ſcheinet, wir auch keine Exempel haben, daß im Fruͤhjahr, wenn das Vieh auf die Wei- de gehet und das junge Gras genießt, kein Viehſter- ben, wie ich §. 13. angezeigt habe, entſtehet; ſo ſoll- te man vor allen andern Mitteln dieſe Proben ma- chen, die darin beſtehen: das geſunde Vieh nicht in die Staͤlle zu ſtecken, ſondern in freyer Luft liegen, und wohl gar um der Bewegung willen, wo nicht im Felde, doch im Hofe und Gaͤrten herumtreiben zu laſſen. Ich ſage mit Fleiß um der Bewegung wil- len; denn man erwege: daß alles Vieh an der Seuche in Staͤllen krank wird und krepiret. Man verſuche ferner auch, wenn im Winter kein Gras iſt: ob die gruͤne *) In der Folge kann vielleicht die Bewegung das einzige und beſte Praͤſervativ, vielleicht auch wohl eine Cur fuͤr dieſe Seuche ſeyn. J 3

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/145>, abgerufen am 24.11.2024.