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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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mals der Meinung gewesen, daß diese Seuche durch
das aus Pohlen, andere aus Ungarn, ja gar aus
Italien und der Türkey hergebrachte Vieh in Deutsch-
land herüber gekommen sey. Ich gebe dieses zu, und
kann durchaus nicht geleugnet werden, daß allemal,
wo ein Viehsterben zuerst ausbricht, dasjenige Vieh,
so von fremden Orten geholet worden, zuerst krank
geworden und krepiret sey, und daß alles Rindvieh,
was dieses im Tode schleunig nachgefolget ist, wenn
es eröfnet worden, mit jenem einerley Beschaffenheit
und einerley Ursachen des Todes gehabt habe. Ich
will zum Ueberfluß nur einige Exempel anführen; und
wovon ich ein Augenzeuge gewesen: So krepirten im
Jahre 1736 im Winter einem Viehhändler ohnweit
Frankfurth an der Oder über funfzig Stück der fette-
sten Pohlnischen Ochsen binnen acht Tage an dieser
Seuche, die er erst aus ermeldetem Lande geholet hatte,
und wo bey den einheimischen nichts zu spühren war.
§. 5. habe ich angeführet, daß diese Seuche damals
durch Ochsen dahin gebracht worden sey, welche ein
Brandweinbrenner von andern Gegenden geholet.
So entstand auch vor etwa zween Jahren diese Seu-
che auf einem in hiesiger Grafschaft belegenen königl.
Preußl. Amte durch Vieh, so der dasige Beamte aus
der Gegend bey Torgau geholet hatte, und wovon der
Herr Hofrath und Landphysicus Daniel zu Halle ein
Zeuge war. Endlich ist uns auch das große und ent-
setzliche Viehsterben nicht unbekannt, so vor zwey
und drey Jahren, sich von den Gränzen Magdeburgs
an bis ganz an der Elbe hinauf, auch in Sachsen,
im Erzgebürgischen Kreise und sonst noch viel mehrern
Gegenden geäußert hat. Wenn man nach denen Ur-
sachen hiervon vernünftige Leute fräget, so bekommt
man zur Antwort, daß es zuerst von dem Vieh ent-
standen, welches die Armeen mit sich hin und wieder
geführet, und an manchen Orten zurück gelassen ha-

ben.

mals der Meinung geweſen, daß dieſe Seuche durch
das aus Pohlen, andere aus Ungarn, ja gar aus
Italien und der Tuͤrkey hergebrachte Vieh in Deutſch-
land heruͤber gekommen ſey. Ich gebe dieſes zu, und
kann durchaus nicht geleugnet werden, daß allemal,
wo ein Viehſterben zuerſt ausbricht, dasjenige Vieh,
ſo von fremden Orten geholet worden, zuerſt krank
geworden und krepiret ſey, und daß alles Rindvieh,
was dieſes im Tode ſchleunig nachgefolget iſt, wenn
es eroͤfnet worden, mit jenem einerley Beſchaffenheit
und einerley Urſachen des Todes gehabt habe. Ich
will zum Ueberfluß nur einige Exempel anfuͤhren; und
wovon ich ein Augenzeuge geweſen: So krepirten im
Jahre 1736 im Winter einem Viehhaͤndler ohnweit
Frankfurth an der Oder uͤber funfzig Stuͤck der fette-
ſten Pohlniſchen Ochſen binnen acht Tage an dieſer
Seuche, die er erſt aus ermeldetem Lande geholet hatte,
und wo bey den einheimiſchen nichts zu ſpuͤhren war.
§. 5. habe ich angefuͤhret, daß dieſe Seuche damals
durch Ochſen dahin gebracht worden ſey, welche ein
Brandweinbrenner von andern Gegenden geholet.
So entſtand auch vor etwa zween Jahren dieſe Seu-
che auf einem in hieſiger Grafſchaft belegenen koͤnigl.
Preußl. Amte durch Vieh, ſo der daſige Beamte aus
der Gegend bey Torgau geholet hatte, und wovon der
Herr Hofrath und Landphyſicus Daniel zu Halle ein
Zeuge war. Endlich iſt uns auch das große und ent-
ſetzliche Viehſterben nicht unbekannt, ſo vor zwey
und drey Jahren, ſich von den Graͤnzen Magdeburgs
an bis ganz an der Elbe hinauf, auch in Sachſen,
im Erzgebuͤrgiſchen Kreiſe und ſonſt noch viel mehrern
Gegenden geaͤußert hat. Wenn man nach denen Ur-
ſachen hiervon vernuͤnftige Leute fraͤget, ſo bekommt
man zur Antwort, daß es zuerſt von dem Vieh ent-
ſtanden, welches die Armeen mit ſich hin und wieder
gefuͤhret, und an manchen Orten zuruͤck gelaſſen ha-

ben.
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[127/0137] mals der Meinung geweſen, daß dieſe Seuche durch das aus Pohlen, andere aus Ungarn, ja gar aus Italien und der Tuͤrkey hergebrachte Vieh in Deutſch- land heruͤber gekommen ſey. Ich gebe dieſes zu, und kann durchaus nicht geleugnet werden, daß allemal, wo ein Viehſterben zuerſt ausbricht, dasjenige Vieh, ſo von fremden Orten geholet worden, zuerſt krank geworden und krepiret ſey, und daß alles Rindvieh, was dieſes im Tode ſchleunig nachgefolget iſt, wenn es eroͤfnet worden, mit jenem einerley Beſchaffenheit und einerley Urſachen des Todes gehabt habe. Ich will zum Ueberfluß nur einige Exempel anfuͤhren; und wovon ich ein Augenzeuge geweſen: So krepirten im Jahre 1736 im Winter einem Viehhaͤndler ohnweit Frankfurth an der Oder uͤber funfzig Stuͤck der fette- ſten Pohlniſchen Ochſen binnen acht Tage an dieſer Seuche, die er erſt aus ermeldetem Lande geholet hatte, und wo bey den einheimiſchen nichts zu ſpuͤhren war. §. 5. habe ich angefuͤhret, daß dieſe Seuche damals durch Ochſen dahin gebracht worden ſey, welche ein Brandweinbrenner von andern Gegenden geholet. So entſtand auch vor etwa zween Jahren dieſe Seu- che auf einem in hieſiger Grafſchaft belegenen koͤnigl. Preußl. Amte durch Vieh, ſo der daſige Beamte aus der Gegend bey Torgau geholet hatte, und wovon der Herr Hofrath und Landphyſicus Daniel zu Halle ein Zeuge war. Endlich iſt uns auch das große und ent- ſetzliche Viehſterben nicht unbekannt, ſo vor zwey und drey Jahren, ſich von den Graͤnzen Magdeburgs an bis ganz an der Elbe hinauf, auch in Sachſen, im Erzgebuͤrgiſchen Kreiſe und ſonſt noch viel mehrern Gegenden geaͤußert hat. Wenn man nach denen Ur- ſachen hiervon vernuͤnftige Leute fraͤget, ſo bekommt man zur Antwort, daß es zuerſt von dem Vieh ent- ſtanden, welches die Armeen mit ſich hin und wieder gefuͤhret, und an manchen Orten zuruͤck gelaſſen ha- ben.

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/137>, abgerufen am 24.11.2024.