Seife gehöret, die ihrer Güte und mancher Vorzüge halber, durch ganz Ungarn im Gebrauch seyn sollte. Er brachte mir daher ein Stück davon mit; sie ist recht trocken, glatt und fett und leicht anzufühlen, dabey weiß und übrigens so beschaffen, daß sie der ve- nedischen Seife sehr gleichet. Da sie nun sich immer trocken hält, niemahls schmierig und stinkend gefun- den wird, ist sie im gedachten Königreiche in den meisten Gegenden in einen besondern Ruf, und wird weit und breit verführet.
Sie wird in Debrezin gemacht, und die da- sigen Seifensieder bedienen sich, bey deren Zuberei- tung, einer gewissen besondern salzigen Erde, die an Farbe grau, am Geschmacke aber ganz offenbar und stark alcalisch oder laugenhaft befunden wird. Sie ist manchmahl reiner, als gewöhnlich, aber oft nicht ohne das Glaubersche Wundersalz, und alle- zeit mehr oder weniger fett, wie sich in den weitern Nachrichten davon ergeben wird. Dergleichen ähnliche Erden, die in ihrer Vermischung mehr oder weniger von einem natürlichen reinen oder unreinen mineralischen feuerbeständigen Laugensalze enthalten, finden sich unter andern in Ostindien auch, und zwar im sandigen Boden, und auf der Küste von Coro- mandel nicht weit vom Strande. Von einer derglei- chen trift man in schon angeführten Misc. Nat. Cu- riosor: eine Nachricht an, die den ehedem berühmten Johann Otto Helbig, einen ostindischen Arzt, zum
Ver-
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Seife gehoͤret, die ihrer Guͤte und mancher Vorzuͤge halber, durch ganz Ungarn im Gebrauch ſeyn ſollte. Er brachte mir daher ein Stuͤck davon mit; ſie iſt recht trocken, glatt und fett und leicht anzufuͤhlen, dabey weiß und uͤbrigens ſo beſchaffen, daß ſie der ve- nediſchen Seife ſehr gleichet. Da ſie nun ſich immer trocken haͤlt, niemahls ſchmierig und ſtinkend gefun- den wird, iſt ſie im gedachten Koͤnigreiche in den meiſten Gegenden in einen beſondern Ruf, und wird weit und breit verfuͤhret.
Sie wird in Debrezin gemacht, und die da- ſigen Seifenſieder bedienen ſich, bey deren Zuberei- tung, einer gewiſſen beſondern ſalzigen Erde, die an Farbe grau, am Geſchmacke aber ganz offenbar und ſtark alcaliſch oder laugenhaft befunden wird. Sie iſt manchmahl reiner, als gewoͤhnlich, aber oft nicht ohne das Glauberſche Wunderſalz, und alle- zeit mehr oder weniger fett, wie ſich in den weitern Nachrichten davon ergeben wird. Dergleichen aͤhnliche Erden, die in ihrer Vermiſchung mehr oder weniger von einem natuͤrlichen reinen oder unreinen mineraliſchen feuerbeſtaͤndigen Laugenſalze enthalten, finden ſich unter andern in Oſtindien auch, und zwar im ſandigen Boden, und auf der Kuͤſte von Coro- mandel nicht weit vom Strande. Von einer derglei- chen trift man in ſchon angefuͤhrten Miſc. Nat. Cu- rioſor: eine Nachricht an, die den ehedem beruͤhmten Johann Otto Helbig, einen oſtindiſchen Arzt, zum
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Seife gehoͤret, die ihrer Guͤte und mancher Vorzuͤge
halber, durch ganz Ungarn im Gebrauch ſeyn ſollte.
Er brachte mir daher ein Stuͤck davon mit; ſie iſt
recht trocken, glatt und fett und leicht anzufuͤhlen,
dabey weiß und uͤbrigens ſo beſchaffen, daß ſie der ve-
nediſchen Seife ſehr gleichet. Da ſie nun ſich immer
trocken haͤlt, niemahls ſchmierig und ſtinkend gefun-
den wird, iſt ſie im gedachten Koͤnigreiche in den
meiſten Gegenden in einen beſondern Ruf, und wird
weit und breit verfuͤhret.
Sie wird in Debrezin gemacht, und die da-
ſigen Seifenſieder bedienen ſich, bey deren Zuberei-
tung, einer gewiſſen beſondern ſalzigen Erde, die an
Farbe grau, am Geſchmacke aber ganz offenbar
und ſtark alcaliſch oder laugenhaft befunden wird.
Sie iſt manchmahl reiner, als gewoͤhnlich, aber oft
nicht ohne das Glauberſche Wunderſalz, und alle-
zeit mehr oder weniger fett, wie ſich in den weitern
Nachrichten davon ergeben wird. Dergleichen
aͤhnliche Erden, die in ihrer Vermiſchung mehr oder
weniger von einem natuͤrlichen reinen oder unreinen
mineraliſchen feuerbeſtaͤndigen Laugenſalze enthalten,
finden ſich unter andern in Oſtindien auch, und zwar
im ſandigen Boden, und auf der Kuͤſte von Coro-
mandel nicht weit vom Strande. Von einer derglei-
chen trift man in ſchon angefuͤhrten Miſc. Nat. Cu-
rioſor: eine Nachricht an, die den ehedem beruͤhmten
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/93>, abgerufen am 25.11.2024.
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