Vorsteher der kaiserl. Bibliothek zu Wien, den wür- digen kaiserl. Leibarzt Herrn Baron von Swieten zu schreiben, und von ihm im Namen aller Kenner und Liebhaber um die Revision, und wo möglich, um die Ausgabe dieses Codicis Caesarei zu bitten. Es dankte mir dieser große Gelehrte nicht nur in einem besondern Schreiben vor meine Aufmerksamkeit, und in solchen edlen ausnehmenden Ausdrücken, welche für mich die rührendsten und aufmunterndsten seyn konn- ten, sondern legte mir sogar einen sehr unterrich- tenden Conspectum des ganzen Inhaltes dieses Co- dicis bey. Wegen der Ausgabe versicherte er, daß sie wegen ihres großen Nutzens geschehen sollte, die Bearbeitung desselben wurde großen Sach- und Sprachverständigen übergeben, und das Werk ist in so weit zum Ende gebracht, daß wir der Ausgabe desselben mit Verlangen entgegen sehen.
Die Nachrichten selbst, welche von diesen Co- dice vorhanden sind, lassen keinen Zweifel übrig, daß er nicht vor andern einer der ältesten sey, den man vom Dioscoride aufweisen kann. Er ist, mit ei- ner starken Anzahl alter griechischer Manuscripte, von dem ehmaligen kaiserlichen Gesandten zu Con- stantinopel Augerius de Busbeck 1562., zu Kaisers Maximilian II. Zeiten, vor die Bibliothek zu Wien erkauft worden, wo er bey dem Sohne eines jüdi- schen Arztes, des Sulemanus, nehmlich des Hamons, gleichsam in einer langwierigen Gefangenschaft ge-
wesen,
Vorſteher der kaiſerl. Bibliothek zu Wien, den wuͤr- digen kaiſerl. Leibarzt Herrn Baron von Swieten zu ſchreiben, und von ihm im Namen aller Kenner und Liebhaber um die Reviſion, und wo moͤglich, um die Ausgabe dieſes Codicis Caeſarei zu bitten. Es dankte mir dieſer große Gelehrte nicht nur in einem beſondern Schreiben vor meine Aufmerkſamkeit, und in ſolchen edlen ausnehmenden Ausdruͤcken, welche fuͤr mich die ruͤhrendſten und aufmunterndſten ſeyn konn- ten, ſondern legte mir ſogar einen ſehr unterrich- tenden Conſpectum des ganzen Inhaltes dieſes Co- dicis bey. Wegen der Ausgabe verſicherte er, daß ſie wegen ihres großen Nutzens geſchehen ſollte, die Bearbeitung deſſelben wurde großen Sach- und Sprachverſtaͤndigen uͤbergeben, und das Werk iſt in ſo weit zum Ende gebracht, daß wir der Ausgabe deſſelben mit Verlangen entgegen ſehen.
Die Nachrichten ſelbſt, welche von dieſen Co- dice vorhanden ſind, laſſen keinen Zweifel uͤbrig, daß er nicht vor andern einer der aͤlteſten ſey, den man vom Dioſcoride aufweiſen kann. Er iſt, mit ei- ner ſtarken Anzahl alter griechiſcher Manuſcripte, von dem ehmaligen kaiſerlichen Geſandten zu Con- ſtantinopel Augerius de Buſbeck 1562., zu Kaiſers Maximilian II. Zeiten, vor die Bibliothek zu Wien erkauft worden, wo er bey dem Sohne eines juͤdi- ſchen Arztes, des Sulemanus, nehmlich des Hamons, gleichſam in einer langwierigen Gefangenſchaft ge-
weſen,
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[36/0046]
Vorſteher der kaiſerl. Bibliothek zu Wien, den wuͤr-
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zu ſchreiben, und von ihm im Namen aller Kenner
und Liebhaber um die Reviſion, und wo moͤglich, um
die Ausgabe dieſes Codicis Caeſarei zu bitten. Es
dankte mir dieſer große Gelehrte nicht nur in einem
beſondern Schreiben vor meine Aufmerkſamkeit, und
in ſolchen edlen ausnehmenden Ausdruͤcken, welche fuͤr
mich die ruͤhrendſten und aufmunterndſten ſeyn konn-
ten, ſondern legte mir ſogar einen ſehr unterrich-
tenden Conſpectum des ganzen Inhaltes dieſes Co-
dicis bey. Wegen der Ausgabe verſicherte er, daß
ſie wegen ihres großen Nutzens geſchehen ſollte, die
Bearbeitung deſſelben wurde großen Sach- und
Sprachverſtaͤndigen uͤbergeben, und das Werk iſt
in ſo weit zum Ende gebracht, daß wir der Ausgabe
deſſelben mit Verlangen entgegen ſehen.
Die Nachrichten ſelbſt, welche von dieſen Co-
dice vorhanden ſind, laſſen keinen Zweifel uͤbrig,
daß er nicht vor andern einer der aͤlteſten ſey, den
man vom Dioſcoride aufweiſen kann. Er iſt, mit ei-
ner ſtarken Anzahl alter griechiſcher Manuſcripte,
von dem ehmaligen kaiſerlichen Geſandten zu Con-
ſtantinopel Augerius de Buſbeck 1562., zu Kaiſers
Maximilian II. Zeiten, vor die Bibliothek zu Wien
erkauft worden, wo er bey dem Sohne eines juͤdi-
ſchen Arztes, des Sulemanus, nehmlich des Hamons,
gleichſam in einer langwierigen Gefangenſchaft ge-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/46>, abgerufen am 24.11.2024.
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