dadurch noch aufbehaltenen Codice Caesareo mem- branaceo Dioscoridis verdienen besondere Betrach- tung. Der Codex bestehet aus 461 Blättern, und ist bey der damahligen Revision in einem solchen Zu- stande besunden worden, daß er aus seiner nahen Verderbniß gerettet werden müssen. Besage der alphabetischen Ordnungskennzeichen, nach welchen die Gewächse und andere Arzeneyen darinnen ver- theilet sind, hat ihn Dioscorides selbst gewiß nicht verfertigt, so wie Stephanus Atheniensis dessen Ver- fasser auch nicht seyn kann. Es finden sich viel- mehr Excerpta und Spuren von des Pamphili Ale- xandrini Arbeiten und Ueberbleibsel von des Cratevas Entwürfen, und die ganze Ordnung ist gerade ge- gen den Sinn des Dioscoridis, nicht nach den Ge- schlechtern und Kräften der Gewächse, sondern so, wie sie Galenus gebilliget.
Der 3te Commentarius über die Biblioth. Caesar. Vindobonens. des Petri Lambecii giebt den Liebhabern der alten Literatur davon weitläuftigen Unterricht, welcher Gelehrte das Werk schon da- mals mit dem Ausdrucke des Angerii de Busbecke Codicem decrepitae vestutatis nannte. Den Ken- nern solcher griechischen Schätze ist Anzahl und Werth derer in der römisch kayserl. Bibliothek zu Wien vorhandenen Manuscripte bekannt. Es fin- den sich aber darunter 4 besonders schätzbare Codi- ces Manuscripti Dioscorideani, von welchen derje- nige vor den ersten ältesten und besten gehalten
wird,
dadurch noch aufbehaltenen Codice Caeſareo mem- branaceo Dioſcoridis verdienen beſondere Betrach- tung. Der Codex beſtehet aus 461 Blaͤttern, und iſt bey der damahligen Reviſion in einem ſolchen Zu- ſtande beſunden worden, daß er aus ſeiner nahen Verderbniß gerettet werden muͤſſen. Beſage der alphabetiſchen Ordnungskennzeichen, nach welchen die Gewaͤchſe und andere Arzeneyen darinnen ver- theilet ſind, hat ihn Dioſcorides ſelbſt gewiß nicht verfertigt, ſo wie Stephanus Athenienſis deſſen Ver- faſſer auch nicht ſeyn kann. Es finden ſich viel- mehr Excerpta und Spuren von des Pamphili Ale- xandrini Arbeiten und Ueberbleibſel von des Cratevas Entwuͤrfen, und die ganze Ordnung iſt gerade ge- gen den Sinn des Dioſcoridis, nicht nach den Ge- ſchlechtern und Kraͤften der Gewaͤchſe, ſondern ſo, wie ſie Galenus gebilliget.
Der 3te Commentarius uͤber die Biblioth. Caeſar. Vindobonenſ. des Petri Lambecii giebt den Liebhabern der alten Literatur davon weitlaͤuftigen Unterricht, welcher Gelehrte das Werk ſchon da- mals mit dem Ausdrucke des Angerii de Busbecke Codicem decrepitae veſtutatis nannte. Den Ken- nern ſolcher griechiſchen Schaͤtze iſt Anzahl und Werth derer in der roͤmiſch kayſerl. Bibliothek zu Wien vorhandenen Manuſcripte bekannt. Es fin- den ſich aber darunter 4 beſonders ſchaͤtzbare Codi- ces Manuſcripti Dioſcorideani, von welchen derje- nige vor den erſten aͤlteſten und beſten gehalten
wird,
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dadurch noch aufbehaltenen Codice Caeſareo mem-
branaceo Dioſcoridis verdienen beſondere Betrach-
tung. Der Codex beſtehet aus 461 Blaͤttern, und
iſt bey der damahligen Reviſion in einem ſolchen Zu-
ſtande beſunden worden, daß er aus ſeiner nahen
Verderbniß gerettet werden muͤſſen. Beſage der
alphabetiſchen Ordnungskennzeichen, nach welchen
die Gewaͤchſe und andere Arzeneyen darinnen ver-
theilet ſind, hat ihn Dioſcorides ſelbſt gewiß nicht
verfertigt, ſo wie Stephanus Athenienſis deſſen Ver-
faſſer auch nicht ſeyn kann. Es finden ſich viel-
mehr Excerpta und Spuren von des Pamphili Ale-
xandrini Arbeiten und Ueberbleibſel von des Cratevas
Entwuͤrfen, und die ganze Ordnung iſt gerade ge-
gen den Sinn des Dioſcoridis, nicht nach den Ge-
ſchlechtern und Kraͤften der Gewaͤchſe, ſondern ſo,
wie ſie Galenus gebilliget.
Der 3te Commentarius uͤber die Biblioth.
Caeſar. Vindobonenſ. des Petri Lambecii giebt den
Liebhabern der alten Literatur davon weitlaͤuftigen
Unterricht, welcher Gelehrte das Werk ſchon da-
mals mit dem Ausdrucke des Angerii de Busbecke
Codicem decrepitae veſtutatis nannte. Den Ken-
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Wien vorhandenen Manuſcripte bekannt. Es fin-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/44>, abgerufen am 25.11.2024.
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