Fürs zweyte scheint es mir auch sehr natür- lich, wenn in der Mitte des Aprils oder nachher, wenn die jungen Raupen eben ausgekommen sind, recht viele Nässe und kalte Witterung, Schnee und Frost einfällt, daß alsdenn die ganze junge Raupenbrut zerstört werden kann. Wenn sie älter geworden sind, schadet ihnen der Frost nicht, wie dieses Jahr, da es Nachts vom 8ten bis zum 9ten May noch Eis fror, ohne daß sie dadurch umge- kommen wären.
Drittens glaube ich, daß ein anhaltender Re- gen zu der Zeit, wenn die Schmetterlinge fliegen, das ist in der letztern Hälfte des Julius, uns auf einmahl auf etliche Jahre von der Raupenlast be- freyen könne. Der Regen schlägt die Schmetter- linge ins Gras, an die Erde nieder, wäscht ihnen den Staub von den Flügeln, macht sie matt zum Fluge, und hindert sie an ihrer Begattung. Ich habe eben dieses Jahr, da wir in der Flugzeit die- ser Phaläne, in der Nacht vom 20ten bis 21ten, vom 21sten bis 22sten, vom 25sten bis 26sten, vom 27sten bis 28sten, und vom 28sten bis 29sten July Gewitter und Regen hatten, bemerket, daß sie, ohn- geachtet der starken Hitze zwischen dem Gewitter, doch immer etliche Stunden Zeit gebrauchten, ehe sie sich nach dem Regen erholten, und wieder zum Fluge kommen konnten. Ich habe es auch sonst an einer kleinen graulichten Phaläne, deren Raupe
die
Fuͤrs zweyte ſcheint es mir auch ſehr natuͤr- lich, wenn in der Mitte des Aprils oder nachher, wenn die jungen Raupen eben ausgekommen ſind, recht viele Naͤſſe und kalte Witterung, Schnee und Froſt einfaͤllt, daß alsdenn die ganze junge Raupenbrut zerſtoͤrt werden kann. Wenn ſie aͤlter geworden ſind, ſchadet ihnen der Froſt nicht, wie dieſes Jahr, da es Nachts vom 8ten bis zum 9ten May noch Eis fror, ohne daß ſie dadurch umge- kommen waͤren.
Drittens glaube ich, daß ein anhaltender Re- gen zu der Zeit, wenn die Schmetterlinge fliegen, das iſt in der letztern Haͤlfte des Julius, uns auf einmahl auf etliche Jahre von der Raupenlaſt be- freyen koͤnne. Der Regen ſchlaͤgt die Schmetter- linge ins Gras, an die Erde nieder, waͤſcht ihnen den Staub von den Fluͤgeln, macht ſie matt zum Fluge, und hindert ſie an ihrer Begattung. Ich habe eben dieſes Jahr, da wir in der Flugzeit die- ſer Phalaͤne, in der Nacht vom 20ten bis 21ten, vom 21ſten bis 22ſten, vom 25ſten bis 26ſten, vom 27ſten bis 28ſten, und vom 28ſten bis 29ſten July Gewitter und Regen hatten, bemerket, daß ſie, ohn- geachtet der ſtarken Hitze zwiſchen dem Gewitter, doch immer etliche Stunden Zeit gebrauchten, ehe ſie ſich nach dem Regen erholten, und wieder zum Fluge kommen konnten. Ich habe es auch ſonſt an einer kleinen graulichten Phalaͤne, deren Raupe
die
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[278[276]/0286]
Fuͤrs zweyte ſcheint es mir auch ſehr natuͤr-
lich, wenn in der Mitte des Aprils oder nachher,
wenn die jungen Raupen eben ausgekommen ſind,
recht viele Naͤſſe und kalte Witterung, Schnee
und Froſt einfaͤllt, daß alsdenn die ganze junge
Raupenbrut zerſtoͤrt werden kann. Wenn ſie aͤlter
geworden ſind, ſchadet ihnen der Froſt nicht, wie
dieſes Jahr, da es Nachts vom 8ten bis zum 9ten
May noch Eis fror, ohne daß ſie dadurch umge-
kommen waͤren.
Drittens glaube ich, daß ein anhaltender Re-
gen zu der Zeit, wenn die Schmetterlinge fliegen,
das iſt in der letztern Haͤlfte des Julius, uns auf
einmahl auf etliche Jahre von der Raupenlaſt be-
freyen koͤnne. Der Regen ſchlaͤgt die Schmetter-
linge ins Gras, an die Erde nieder, waͤſcht ihnen
den Staub von den Fluͤgeln, macht ſie matt zum
Fluge, und hindert ſie an ihrer Begattung. Ich
habe eben dieſes Jahr, da wir in der Flugzeit die-
ſer Phalaͤne, in der Nacht vom 20ten bis 21ten,
vom 21ſten bis 22ſten, vom 25ſten bis 26ſten, vom
27ſten bis 28ſten, und vom 28ſten bis 29ſten July
Gewitter und Regen hatten, bemerket, daß ſie, ohn-
geachtet der ſtarken Hitze zwiſchen dem Gewitter,
doch immer etliche Stunden Zeit gebrauchten, ehe
ſie ſich nach dem Regen erholten, und wieder zum
Fluge kommen konnten. Ich habe es auch ſonſt
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 278[276]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/286>, abgerufen am 24.11.2024.
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