Am häufigsten findet man diese Puppen in Hölun- gen der Bäume, oder zwischen zwey Aesten, wo sie Schutz haben. Etliche Puppen sind kleiner, etliche größer und dicker; aus erstern erhält man die männlichen, aus den letztern aber die weiblichen Schmetterlinge.
Nach 14 Tagen kommen die Schmetterlinge aus. Es war dieses Jahr den 18ten July, als sich schon die Vortruppen sehen ließen, die ein weit fürchterliches Corps ankündigten, als das vorigjäh- rige gewesen seyn konnte. Den 22sten July und die folgenden Tage, lebte und regte sich alles von Schmetterlingen. Der Herr von Linne hat diesem Ungeziefer den Namen Phalaena Dispar gegeben, (Syst. Nat. p. 821.) vermuthlich weil das Männ- chen, dem ersten Ansehen nach, zu dem Weibchen gar nicht zugehöret. Sie sind aber nicht nur von einerley Raupe, sondern man trifft sie auch allent- halben sich paarend an; und bey genauerer Betrach- tung ist ihre Aehnlichkeit offenbar genug. Sie ha- ben beyde nicht allein die allgemeinen Kennzeichen der Phalänen, was die Fühlhörner und die Stel- lung der Flügel betrift, sondern sie kommen auch darin überein, daß sie beyde auf ihren obern Flügeln mit 5 Querlinien, die wellenförmig gezogen sind, so, daß jedes Theil derselben, von einer Flügelnerve zu der andern, einen andern vorstellet, und überdem mit dem syrischen Buchstaben (R.) r, oder einem halben Circumflex mit einem Punkte darüber, end-
lich
Am haͤufigſten findet man dieſe Puppen in Hoͤlun- gen der Baͤume, oder zwiſchen zwey Aeſten, wo ſie Schutz haben. Etliche Puppen ſind kleiner, etliche groͤßer und dicker; aus erſtern erhaͤlt man die maͤnnlichen, aus den letztern aber die weiblichen Schmetterlinge.
Nach 14 Tagen kommen die Schmetterlinge aus. Es war dieſes Jahr den 18ten July, als ſich ſchon die Vortruppen ſehen ließen, die ein weit fuͤrchterliches Corps ankuͤndigten, als das vorigjaͤh- rige geweſen ſeyn konnte. Den 22ſten July und die folgenden Tage, lebte und regte ſich alles von Schmetterlingen. Der Herr von Linne hat dieſem Ungeziefer den Namen Phalaena Diſpar gegeben, (Syſt. Nat. p. 821.) vermuthlich weil das Maͤnn- chen, dem erſten Anſehen nach, zu dem Weibchen gar nicht zugehoͤret. Sie ſind aber nicht nur von einerley Raupe, ſondern man trifft ſie auch allent- halben ſich paarend an; und bey genauerer Betrach- tung iſt ihre Aehnlichkeit offenbar genug. Sie ha- ben beyde nicht allein die allgemeinen Kennzeichen der Phalaͤnen, was die Fuͤhlhoͤrner und die Stel- lung der Fluͤgel betrift, ſondern ſie kommen auch darin uͤberein, daß ſie beyde auf ihren obern Fluͤgeln mit 5 Querlinien, die wellenfoͤrmig gezogen ſind, ſo, daß jedes Theil derſelben, von einer Fluͤgelnerve zu der andern, einen andern vorſtellet, und uͤberdem mit dem ſyriſchen Buchſtaben (R.) ܪ, oder einem halben Circumflex mit einem Punkte daruͤber, end-
lich
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[271[269]/0279]
Am haͤufigſten findet man dieſe Puppen in Hoͤlun-
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ſie Schutz haben. Etliche Puppen ſind kleiner,
etliche groͤßer und dicker; aus erſtern erhaͤlt man
die maͤnnlichen, aus den letztern aber die weiblichen
Schmetterlinge.
Nach 14 Tagen kommen die Schmetterlinge
aus. Es war dieſes Jahr den 18ten July, als
ſich ſchon die Vortruppen ſehen ließen, die ein weit
fuͤrchterliches Corps ankuͤndigten, als das vorigjaͤh-
rige geweſen ſeyn konnte. Den 22ſten July und
die folgenden Tage, lebte und regte ſich alles von
Schmetterlingen. Der Herr von Linne hat dieſem
Ungeziefer den Namen Phalaena Diſpar gegeben,
(Syſt. Nat. p. 821.) vermuthlich weil das Maͤnn-
chen, dem erſten Anſehen nach, zu dem Weibchen
gar nicht zugehoͤret. Sie ſind aber nicht nur von
einerley Raupe, ſondern man trifft ſie auch allent-
halben ſich paarend an; und bey genauerer Betrach-
tung iſt ihre Aehnlichkeit offenbar genug. Sie ha-
ben beyde nicht allein die allgemeinen Kennzeichen
der Phalaͤnen, was die Fuͤhlhoͤrner und die Stel-
lung der Fluͤgel betrift, ſondern ſie kommen auch
darin uͤberein, daß ſie beyde auf ihren obern Fluͤgeln
mit 5 Querlinien, die wellenfoͤrmig gezogen ſind, ſo,
daß jedes Theil derſelben, von einer Fluͤgelnerve zu
der andern, einen andern vorſtellet, und uͤberdem
mit dem ſyriſchen Buchſtaben (R.) ܪ, oder einem
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 271[269]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/279>, abgerufen am 24.11.2024.
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