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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789.

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laena salicis herumfliegend, wahrgenommen, frey
ausgegangen. 3) Die Rüstern (ulmus) sind eben,
wie die Weiden, ganz kahl gefressen. 4) Die
Pflaumenbäume
aller Orten haben aufs äußerste
gelitten, namentlich Kreken, Kurzlinge, Weinpflau-
men, und was den größten Verlust in der Haus-
haltung macht, die Herbstpflaumen oder Schwetsch-
ken. 5) Kirschbäume und Aprikosen, doch ha-
ben die Kirschbäume noch ihre mehresten Blätter
behalten, vielleicht weil ihr Laub zu glatt und hart
ist. 6) Die Birn- und Aepfelbäume; letztere
sind ebenfalls ganz ganz kahl gefressen, wie auch
die mehresten der erstern. Doch fand ich, da ich
im Anfang des July, nach einer Abwesenheit von
einigen Wochen, nach Hause kam, und mein gan-
zer Obstgarten mir einen Winteranblick mitten im
Sommer darstellte, daß unter allen doch ein einzi-
ziger Sommerbirnbaum sein Laub in gutem Wohl-
stande erhalten, und der gefräßigen Wuth dieser
räuberischen Insekten Trotz geboten hatte. Von
Heckengewächsen sind gefressen, 1) die Haselstau-
de,
2) die Johannisbeere, 3) die Stachelbeere,
welche drey doch nur aus Hunger, nachdem die an-
dern Bäume gänzlich entblößt waren, angegriffen
zu seyn schienen. Dagegen war ihnen 4) die
Maulbeere
(Ribes alpinum), und 5) die Rose,
(sowohl Rosa canina als centifolia) viel angeneh-
mer gewesen. Unter den Kräutern hatten sie sich
1) an die Erdbeere, 2) eine Sorte von Rhabar-

ber

laena ſalicis herumfliegend, wahrgenommen, frey
ausgegangen. 3) Die Ruͤſtern (ulmus) ſind eben,
wie die Weiden, ganz kahl gefreſſen. 4) Die
Pflaumenbaͤume
aller Orten haben aufs aͤußerſte
gelitten, namentlich Kreken, Kurzlinge, Weinpflau-
men, und was den groͤßten Verluſt in der Haus-
haltung macht, die Herbſtpflaumen oder Schwetſch-
ken. 5) Kirſchbaͤume und Aprikoſen, doch ha-
ben die Kirſchbaͤume noch ihre mehreſten Blaͤtter
behalten, vielleicht weil ihr Laub zu glatt und hart
iſt. 6) Die Birn- und Aepfelbaͤume; letztere
ſind ebenfalls ganz ganz kahl gefreſſen, wie auch
die mehreſten der erſtern. Doch fand ich, da ich
im Anfang des July, nach einer Abweſenheit von
einigen Wochen, nach Hauſe kam, und mein gan-
zer Obſtgarten mir einen Winteranblick mitten im
Sommer darſtellte, daß unter allen doch ein einzi-
ziger Sommerbirnbaum ſein Laub in gutem Wohl-
ſtande erhalten, und der gefraͤßigen Wuth dieſer
raͤuberiſchen Inſekten Trotz geboten hatte. Von
Heckengewaͤchſen ſind gefreſſen, 1) die Haſelſtau-
de,
2) die Johannisbeere, 3) die Stachelbeere,
welche drey doch nur aus Hunger, nachdem die an-
dern Baͤume gaͤnzlich entbloͤßt waren, angegriffen
zu ſeyn ſchienen. Dagegen war ihnen 4) die
Maulbeere
(Ribes alpinum), und 5) die Roſe,
(ſowohl Roſa canina als centifolia) viel angeneh-
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1) an die Erdbeere, 2) eine Sorte von Rhabar-

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[269[267]/0277] laena ſalicis herumfliegend, wahrgenommen, frey ausgegangen. 3) Die Ruͤſtern (ulmus) ſind eben, wie die Weiden, ganz kahl gefreſſen. 4) Die Pflaumenbaͤume aller Orten haben aufs aͤußerſte gelitten, namentlich Kreken, Kurzlinge, Weinpflau- men, und was den groͤßten Verluſt in der Haus- haltung macht, die Herbſtpflaumen oder Schwetſch- ken. 5) Kirſchbaͤume und Aprikoſen, doch ha- ben die Kirſchbaͤume noch ihre mehreſten Blaͤtter behalten, vielleicht weil ihr Laub zu glatt und hart iſt. 6) Die Birn- und Aepfelbaͤume; letztere ſind ebenfalls ganz ganz kahl gefreſſen, wie auch die mehreſten der erſtern. Doch fand ich, da ich im Anfang des July, nach einer Abweſenheit von einigen Wochen, nach Hauſe kam, und mein gan- zer Obſtgarten mir einen Winteranblick mitten im Sommer darſtellte, daß unter allen doch ein einzi- ziger Sommerbirnbaum ſein Laub in gutem Wohl- ſtande erhalten, und der gefraͤßigen Wuth dieſer raͤuberiſchen Inſekten Trotz geboten hatte. Von Heckengewaͤchſen ſind gefreſſen, 1) die Haſelſtau- de, 2) die Johannisbeere, 3) die Stachelbeere, welche drey doch nur aus Hunger, nachdem die an- dern Baͤume gaͤnzlich entbloͤßt waren, angegriffen zu ſeyn ſchienen. Dagegen war ihnen 4) die Maulbeere (Ribes alpinum), und 5) die Roſe, (ſowohl Roſa canina als centifolia) viel angeneh- mer geweſen. Unter den Kraͤutern hatten ſie ſich 1) an die Erdbeere, 2) eine Sorte von Rhabar- ber

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 269[267]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/277>, abgerufen am 24.11.2024.