sämmtlich in ein graues aus lauter kurzen Haaren bestehendes wollichtes Gewebe eingefüttert sind, so ihnen vermuthlich sowohl zur Winterdecke, als um sie bey einander zu halten, dienet, und weil der ganze Haufe damit überkleidet ist, demselben das Ansehn eines schwammigten Auswuchses an einem Baume giebt; dahero auch einige Gärtner diese Stammraupe lieber die Schwammraupe nennen. Die Eyer selbst sind in der Größe und Gestalt ganz kleiner Hirsenkörner, fleischfarbig ins gelbliche fallend, glatt und glänzend auf der Oberfläche; bestehen aus ei- ner harten Schaale, welche inwendig mit einer Feuch- tigkeit angefüllt ist, und knacken, wenn man sie zer- drücket.
Den Winter durch liegt das Ey in der Ruhe, und man nimmt äußerlich keine weitere Verände- rung daran wahr, außer daß die Eyer gegen das Frühjahr größer zu werden scheinen, und das Ge- spinnst, mit welchem sie überzogen sind, eine weiß- lichte Farbe gewinnet, so daß man es von der Rinde der Bäume besser unterscheiden kann.
Etwa in der letzten Hälfte des Aprils kommen die jungen Raupen heraus. Es war dieses Jahr der 23ste, als ich sie schon ungemein häufig an den Weiden bemerkte; und sie waren damahls ohnstrei- tig schon etliche Tage alt. Den 1sten May d. J. thaten sie schon ihre erste Reise, und kamen von den Weiden über einen Gottesacker her, durch eine Distanz von mehr als 100 Schritten, in meinen
mit
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ſaͤmmtlich in ein graues aus lauter kurzen Haaren beſtehendes wollichtes Gewebe eingefuͤttert ſind, ſo ihnen vermuthlich ſowohl zur Winterdecke, als um ſie bey einander zu halten, dienet, und weil der ganze Haufe damit uͤberkleidet iſt, demſelben das Anſehn eines ſchwammigten Auswuchſes an einem Baume giebt; dahero auch einige Gaͤrtner dieſe Stammraupe lieber die Schwammraupe nennen. Die Eyer ſelbſt ſind in der Groͤße und Geſtalt ganz kleiner Hirſenkoͤrner, fleiſchfarbig ins gelbliche fallend, glatt und glaͤnzend auf der Oberflaͤche; beſtehen aus ei- ner harten Schaale, welche inwendig mit einer Feuch- tigkeit angefuͤllt iſt, und knacken, wenn man ſie zer- druͤcket.
Den Winter durch liegt das Ey in der Ruhe, und man nimmt aͤußerlich keine weitere Veraͤnde- rung daran wahr, außer daß die Eyer gegen das Fruͤhjahr groͤßer zu werden ſcheinen, und das Ge- ſpinnſt, mit welchem ſie uͤberzogen ſind, eine weiß- lichte Farbe gewinnet, ſo daß man es von der Rinde der Baͤume beſſer unterſcheiden kann.
Etwa in der letzten Haͤlfte des Aprils kommen die jungen Raupen heraus. Es war dieſes Jahr der 23ſte, als ich ſie ſchon ungemein haͤufig an den Weiden bemerkte; und ſie waren damahls ohnſtrei- tig ſchon etliche Tage alt. Den 1ſten May d. J. thaten ſie ſchon ihre erſte Reiſe, und kamen von den Weiden uͤber einen Gottesacker her, durch eine Diſtanz von mehr als 100 Schritten, in meinen
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[265[263]/0273]
ſaͤmmtlich in ein graues aus lauter kurzen Haaren
beſtehendes wollichtes Gewebe eingefuͤttert ſind, ſo
ihnen vermuthlich ſowohl zur Winterdecke, als um
ſie bey einander zu halten, dienet, und weil der
ganze Haufe damit uͤberkleidet iſt, demſelben das
Anſehn eines ſchwammigten Auswuchſes an einem
Baume giebt; dahero auch einige Gaͤrtner dieſe
Stammraupe lieber die Schwammraupe nennen.
Die Eyer ſelbſt ſind in der Groͤße und Geſtalt ganz
kleiner Hirſenkoͤrner, fleiſchfarbig ins gelbliche fallend,
glatt und glaͤnzend auf der Oberflaͤche; beſtehen aus ei-
ner harten Schaale, welche inwendig mit einer Feuch-
tigkeit angefuͤllt iſt, und knacken, wenn man ſie zer-
druͤcket.
Den Winter durch liegt das Ey in der Ruhe,
und man nimmt aͤußerlich keine weitere Veraͤnde-
rung daran wahr, außer daß die Eyer gegen das
Fruͤhjahr groͤßer zu werden ſcheinen, und das Ge-
ſpinnſt, mit welchem ſie uͤberzogen ſind, eine weiß-
lichte Farbe gewinnet, ſo daß man es von der Rinde
der Baͤume beſſer unterſcheiden kann.
Etwa in der letzten Haͤlfte des Aprils kommen
die jungen Raupen heraus. Es war dieſes Jahr
der 23ſte, als ich ſie ſchon ungemein haͤufig an den
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 265[263]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/273>, abgerufen am 24.11.2024.
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