ehe man noch den Ueberschlag und den Anfang zur Bearbeitung der Felder macht. Demnach kann man wissen, daß ein feuchter, gemäßigter Herbst der innern Erde für die Wurzeln aller Gewächse den nöthigen Vorrath von Feuchtigkeit frühzeitig genug verschaffe, und also dasjenige zu rechter Zeit ersetze, was durch den vorhergegangenen Sommer erschöpft worden ist, falls etwa der darauf folgende Winter trocken und ohne sonderlichen Schnee seyn sollte. Von einem trocknen Herbste ist gerade das Gegen- theil wahr, und wenn darauf ein trockner Winter einfällt, wird die Erde ihre nöthige Feuchtigkeit mit dessen Endigung und im Anfange, oder zuweilen erst gegen die Mitte des Frühlings, erhalten: folg- lich kann alsdenn der Trieb aller Gewächse aus der obern Erde niemahls so frisch und stark seyn, als außerdem, sondern nur mäßig. Sollte der Aus- gang des Winters ohne starken Schnee, und der Frühling selbst meist trocken seyn, so kann das Wachsthum der Feldfrüchte bey zunehmender Hitze niemahls anders als schlecht und unvollkommen seyn.
Aus der wahren Erkenntniß der eigentlichen Ackerwirthschaft wird sich ergeben, daß eine aufmerk- same Witterungsbeobachtung zum Ausgang des Winters und Eingange des Frühlings höchst wich- tig sey, weil sie die rechte Zeit, mit der Ordnung der Bearbeitung des Feldes und Bestellung einer jeden Art des Ackers zur Saat, mit Gewißheit entscheidet und feste setzet. Sie erwäget die Veränderungen
und
ehe man noch den Ueberſchlag und den Anfang zur Bearbeitung der Felder macht. Demnach kann man wiſſen, daß ein feuchter, gemaͤßigter Herbſt der innern Erde fuͤr die Wurzeln aller Gewaͤchſe den noͤthigen Vorrath von Feuchtigkeit fruͤhzeitig genug verſchaffe, und alſo dasjenige zu rechter Zeit erſetze, was durch den vorhergegangenen Sommer erſchoͤpft worden iſt, falls etwa der darauf folgende Winter trocken und ohne ſonderlichen Schnee ſeyn ſollte. Von einem trocknen Herbſte iſt gerade das Gegen- theil wahr, und wenn darauf ein trockner Winter einfaͤllt, wird die Erde ihre noͤthige Feuchtigkeit mit deſſen Endigung und im Anfange, oder zuweilen erſt gegen die Mitte des Fruͤhlings, erhalten: folg- lich kann alsdenn der Trieb aller Gewaͤchſe aus der obern Erde niemahls ſo friſch und ſtark ſeyn, als außerdem, ſondern nur maͤßig. Sollte der Aus- gang des Winters ohne ſtarken Schnee, und der Fruͤhling ſelbſt meiſt trocken ſeyn, ſo kann das Wachsthum der Feldfruͤchte bey zunehmender Hitze niemahls anders als ſchlecht und unvollkommen ſeyn.
Aus der wahren Erkenntniß der eigentlichen Ackerwirthſchaft wird ſich ergeben, daß eine aufmerk- ſame Witterungsbeobachtung zum Ausgang des Winters und Eingange des Fruͤhlings hoͤchſt wich- tig ſey, weil ſie die rechte Zeit, mit der Ordnung der Bearbeitung des Feldes und Beſtellung einer jeden Art des Ackers zur Saat, mit Gewißheit entſcheidet und feſte ſetzet. Sie erwaͤget die Veraͤnderungen
und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0270"n="262[260]"/>
ehe man noch den Ueberſchlag und den Anfang zur<lb/>
Bearbeitung der Felder macht. Demnach kann<lb/>
man wiſſen, daß ein feuchter, gemaͤßigter Herbſt<lb/>
der innern Erde fuͤr die Wurzeln aller Gewaͤchſe den<lb/>
noͤthigen Vorrath von Feuchtigkeit fruͤhzeitig genug<lb/>
verſchaffe, und alſo dasjenige zu rechter Zeit erſetze,<lb/>
was durch den vorhergegangenen Sommer erſchoͤpft<lb/>
worden iſt, falls etwa der darauf folgende Winter<lb/>
trocken und ohne ſonderlichen Schnee ſeyn ſollte.<lb/>
Von einem trocknen Herbſte iſt gerade das Gegen-<lb/>
theil wahr, und wenn darauf ein trockner Winter<lb/>
einfaͤllt, wird die Erde ihre noͤthige Feuchtigkeit<lb/>
mit deſſen Endigung und im Anfange, oder zuweilen<lb/>
erſt gegen die Mitte des Fruͤhlings, erhalten: folg-<lb/>
lich kann alsdenn der Trieb aller Gewaͤchſe aus der<lb/>
obern Erde niemahls ſo friſch und ſtark ſeyn, als<lb/>
außerdem, ſondern nur maͤßig. Sollte der Aus-<lb/>
gang des Winters ohne ſtarken Schnee, und der<lb/>
Fruͤhling ſelbſt meiſt trocken ſeyn, ſo kann das<lb/>
Wachsthum der Feldfruͤchte bey zunehmender Hitze<lb/>
niemahls anders als ſchlecht und unvollkommen ſeyn.</p><lb/><p>Aus der wahren Erkenntniß der eigentlichen<lb/>
Ackerwirthſchaft wird ſich ergeben, daß eine aufmerk-<lb/>ſame Witterungsbeobachtung zum Ausgang des<lb/>
Winters und Eingange des Fruͤhlings hoͤchſt wich-<lb/>
tig ſey, weil ſie die rechte Zeit, mit der Ordnung der<lb/>
Bearbeitung des Feldes und Beſtellung einer jeden<lb/>
Art des Ackers zur Saat, mit Gewißheit entſcheidet<lb/>
und feſte ſetzet. Sie erwaͤget die Veraͤnderungen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[262[260]/0270]
ehe man noch den Ueberſchlag und den Anfang zur
Bearbeitung der Felder macht. Demnach kann
man wiſſen, daß ein feuchter, gemaͤßigter Herbſt
der innern Erde fuͤr die Wurzeln aller Gewaͤchſe den
noͤthigen Vorrath von Feuchtigkeit fruͤhzeitig genug
verſchaffe, und alſo dasjenige zu rechter Zeit erſetze,
was durch den vorhergegangenen Sommer erſchoͤpft
worden iſt, falls etwa der darauf folgende Winter
trocken und ohne ſonderlichen Schnee ſeyn ſollte.
Von einem trocknen Herbſte iſt gerade das Gegen-
theil wahr, und wenn darauf ein trockner Winter
einfaͤllt, wird die Erde ihre noͤthige Feuchtigkeit
mit deſſen Endigung und im Anfange, oder zuweilen
erſt gegen die Mitte des Fruͤhlings, erhalten: folg-
lich kann alsdenn der Trieb aller Gewaͤchſe aus der
obern Erde niemahls ſo friſch und ſtark ſeyn, als
außerdem, ſondern nur maͤßig. Sollte der Aus-
gang des Winters ohne ſtarken Schnee, und der
Fruͤhling ſelbſt meiſt trocken ſeyn, ſo kann das
Wachsthum der Feldfruͤchte bey zunehmender Hitze
niemahls anders als ſchlecht und unvollkommen ſeyn.
Aus der wahren Erkenntniß der eigentlichen
Ackerwirthſchaft wird ſich ergeben, daß eine aufmerk-
ſame Witterungsbeobachtung zum Ausgang des
Winters und Eingange des Fruͤhlings hoͤchſt wich-
tig ſey, weil ſie die rechte Zeit, mit der Ordnung der
Bearbeitung des Feldes und Beſtellung einer jeden
Art des Ackers zur Saat, mit Gewißheit entſcheidet
und feſte ſetzet. Sie erwaͤget die Veraͤnderungen
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 262[260]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/270>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.