Tagen, Stunden, Zeichen und die Zu- und Abnahme des Mondes genau Acht zu geben. So lange der- gleichen Meynungen und Gewohnheiten unter sol- chen Landleuten herrschen, hat man zu einer gründ- lichen Verbesserung des Ackerbaues wenig Hofnung, und eben so wenig zu solchen Einsichten, nach wel- chen man in Stand gesetzet wird, den Witterungs- zufällen gewissermaßen vorzubeugen, oder ihre Fol- gen zu mildern. Man weiß zwar wohl, daß der Ackersmann die ausschweifenden Witterungen nicht hindern, nicht ändern, und die Zufälle von starken Nachtfrösten, von übermäßiger Nässe, und einer anhaltenden Dürre nicht gänzlich abhalten kann; doch aber lassen sich diese in vielen Stücken, durch einige wohl angebrachte Anstalten, öfters mäßigen, und sehr verbessern, daß man also aus den ersten Ansehen gar nicht schließen kann, der Ackersmann habe sich weniger um die Witterung, als um seine Arbeiten zu bekümmern, und ihre Ursachen so ge- nau kennen zu lernen.
Es kann also keine Frage mehr seyn, ob sich der Ackersmann blos bey seinen Arbeiten und da- von zu erwartenden Vortheilen einem blinden Schicksal überlassen, oder nicht vielmehr nach sol- chen Gründen handeln muß, aus denen er wissen kann, was er in diesen oder jenen Umständen thun, auch warum er es eigentlich nur so, und nicht an- ders machen dürfe, oder könne. Den Einfluß der Witterung in die Beschaffenheit der verschiedenen
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Tagen, Stunden, Zeichen und die Zu- und Abnahme des Mondes genau Acht zu geben. So lange der- gleichen Meynungen und Gewohnheiten unter ſol- chen Landleuten herrſchen, hat man zu einer gruͤnd- lichen Verbeſſerung des Ackerbaues wenig Hofnung, und eben ſo wenig zu ſolchen Einſichten, nach wel- chen man in Stand geſetzet wird, den Witterungs- zufaͤllen gewiſſermaßen vorzubeugen, oder ihre Fol- gen zu mildern. Man weiß zwar wohl, daß der Ackersmann die ausſchweifenden Witterungen nicht hindern, nicht aͤndern, und die Zufaͤlle von ſtarken Nachtfroͤſten, von uͤbermaͤßiger Naͤſſe, und einer anhaltenden Duͤrre nicht gaͤnzlich abhalten kann; doch aber laſſen ſich dieſe in vielen Stuͤcken, durch einige wohl angebrachte Anſtalten, oͤfters maͤßigen, und ſehr verbeſſern, daß man alſo aus den erſten Anſehen gar nicht ſchließen kann, der Ackersmann habe ſich weniger um die Witterung, als um ſeine Arbeiten zu bekuͤmmern, und ihre Urſachen ſo ge- nau kennen zu lernen.
Es kann alſo keine Frage mehr ſeyn, ob ſich der Ackersmann blos bey ſeinen Arbeiten und da- von zu erwartenden Vortheilen einem blinden Schickſal uͤberlaſſen, oder nicht vielmehr nach ſol- chen Gruͤnden handeln muß, aus denen er wiſſen kann, was er in dieſen oder jenen Umſtaͤnden thun, auch warum er es eigentlich nur ſo, und nicht an- ders machen duͤrfe, oder koͤnne. Den Einfluß der Witterung in die Beſchaffenheit der verſchiedenen
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[259[257]/0267]
Tagen, Stunden, Zeichen und die Zu- und Abnahme
des Mondes genau Acht zu geben. So lange der-
gleichen Meynungen und Gewohnheiten unter ſol-
chen Landleuten herrſchen, hat man zu einer gruͤnd-
lichen Verbeſſerung des Ackerbaues wenig Hofnung,
und eben ſo wenig zu ſolchen Einſichten, nach wel-
chen man in Stand geſetzet wird, den Witterungs-
zufaͤllen gewiſſermaßen vorzubeugen, oder ihre Fol-
gen zu mildern. Man weiß zwar wohl, daß der
Ackersmann die ausſchweifenden Witterungen nicht
hindern, nicht aͤndern, und die Zufaͤlle von ſtarken
Nachtfroͤſten, von uͤbermaͤßiger Naͤſſe, und einer
anhaltenden Duͤrre nicht gaͤnzlich abhalten kann;
doch aber laſſen ſich dieſe in vielen Stuͤcken, durch
einige wohl angebrachte Anſtalten, oͤfters maͤßigen,
und ſehr verbeſſern, daß man alſo aus den erſten
Anſehen gar nicht ſchließen kann, der Ackersmann
habe ſich weniger um die Witterung, als um ſeine
Arbeiten zu bekuͤmmern, und ihre Urſachen ſo ge-
nau kennen zu lernen.
Es kann alſo keine Frage mehr ſeyn, ob ſich
der Ackersmann blos bey ſeinen Arbeiten und da-
von zu erwartenden Vortheilen einem blinden
Schickſal uͤberlaſſen, oder nicht vielmehr nach ſol-
chen Gruͤnden handeln muß, aus denen er wiſſen
kann, was er in dieſen oder jenen Umſtaͤnden thun,
auch warum er es eigentlich nur ſo, und nicht an-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 259[257]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/267>, abgerufen am 24.11.2024.
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