leute, welche die niedrigen und weitläuftigen, mo- rastigen Gegenden bewohnen, und sich mit der Viehzucht und dem Heuschlag beschäftigen, haben dieses Gras strichweise in den Brüchen um die Vorwasser, Sümpfe, Feldgraben, und um die nassen Wälder und Hütungen wahrgenommen, auch an solchen Orten, in welchen das Winterwasser zuweilen lange gestanden. Daselbst kommen die langen stumpfspitzigen Blätter gleich im Frühlinge ziemlich tief aus dem Wasser hervor, und legen sich ganz platt oben auf das Wasser. Ohne vom Schwa- dentragenden Grase etwas zu wissen, hat man die- sen Blättern den Namen Flott- oder Flutgras ge- geben. Unter dem Flottgrase machen eben diese Leute wieder einen Unterschied, und zeigen uns ein weißes Flottgras, welches gramen fluviale album der Alten, Alopecurus geniculatus oder infractusdes Herrn von Linne, das kleine deutsche Wasser- Fuchsschwanzgras ist. Von einer andern Seite wird das Schwadengras von denen um die großen Ströme, Landseen und Moräste wohnenden Fi- schern und Jägern gekannt, welche es Entengras, Gramen anatum, deshalb zu nennen gewohnt sind, weil sie wissen, daß unter den wilden Wasservö- geln besonders die jungen Enten von dem im July davon häufig (besonders bey starken Regen), abfal- lenden Saamen ungemein zunehmen, auch deswe- gen sich sehr gerne im Schwadengrase aufhalten.
Allem
Q 3
leute, welche die niedrigen und weitlaͤuftigen, mo- raſtigen Gegenden bewohnen, und ſich mit der Viehzucht und dem Heuſchlag beſchaͤftigen, haben dieſes Gras ſtrichweiſe in den Bruͤchen um die Vorwaſſer, Suͤmpfe, Feldgraben, und um die naſſen Waͤlder und Huͤtungen wahrgenommen, auch an ſolchen Orten, in welchen das Winterwaſſer zuweilen lange geſtanden. Daſelbſt kommen die langen ſtumpfſpitzigen Blaͤtter gleich im Fruͤhlinge ziemlich tief aus dem Waſſer hervor, und legen ſich ganz platt oben auf das Waſſer. Ohne vom Schwa- dentragenden Graſe etwas zu wiſſen, hat man die- ſen Blaͤttern den Namen Flott- oder Flutgras ge- geben. Unter dem Flottgraſe machen eben dieſe Leute wieder einen Unterſchied, und zeigen uns ein weißes Flottgras, welches gramen fluviale album der Alten, Alopecurus geniculatus oder infractusdes Herrn von Linne, das kleine deutſche Waſſer- Fuchsſchwanzgras iſt. Von einer andern Seite wird das Schwadengras von denen um die großen Stroͤme, Landſeen und Moraͤſte wohnenden Fi- ſchern und Jaͤgern gekannt, welche es Entengras, Gramen anatum, deshalb zu nennen gewohnt ſind, weil ſie wiſſen, daß unter den wilden Waſſervoͤ- geln beſonders die jungen Enten von dem im July davon haͤufig (beſonders bey ſtarken Regen), abfal- lenden Saamen ungemein zunehmen, auch deswe- gen ſich ſehr gerne im Schwadengraſe aufhalten.
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[245[243]/0253]
leute, welche die niedrigen und weitlaͤuftigen, mo-
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Viehzucht und dem Heuſchlag beſchaͤftigen, haben
dieſes Gras ſtrichweiſe in den Bruͤchen um die
Vorwaſſer, Suͤmpfe, Feldgraben, und um die
naſſen Waͤlder und Huͤtungen wahrgenommen,
auch an ſolchen Orten, in welchen das Winterwaſſer
zuweilen lange geſtanden. Daſelbſt kommen die
langen ſtumpfſpitzigen Blaͤtter gleich im Fruͤhlinge
ziemlich tief aus dem Waſſer hervor, und legen ſich
ganz platt oben auf das Waſſer. Ohne vom Schwa-
dentragenden Graſe etwas zu wiſſen, hat man die-
ſen Blaͤttern den Namen Flott- oder Flutgras ge-
geben. Unter dem Flottgraſe machen eben dieſe
Leute wieder einen Unterſchied, und zeigen uns ein
weißes Flottgras, welches gramen fluviale album der
Alten, Alopecurus geniculatus oder infractus des
Herrn von Linne, das kleine deutſche Waſſer-
Fuchsſchwanzgras iſt. Von einer andern Seite
wird das Schwadengras von denen um die großen
Stroͤme, Landſeen und Moraͤſte wohnenden Fi-
ſchern und Jaͤgern gekannt, welche es Entengras,
Gramen anatum, deshalb zu nennen gewohnt ſind,
weil ſie wiſſen, daß unter den wilden Waſſervoͤ-
geln beſonders die jungen Enten von dem im July
davon haͤufig (beſonders bey ſtarken Regen), abfal-
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gen ſich ſehr gerne im Schwadengraſe aufhalten.
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 245[243]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/253>, abgerufen am 22.11.2024.
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