tes selbst deutlich an der Mandragorawurzel zu sehen.
Die irrige Benennung der Mandragora Wur- zel durch den Namen Alraunen bringet uns im Vor- beygehen zu einer kurzen Betrachtung etlicher damit ehedem verbundenen Nachrichten aus der Geschich- te. Wir finden Alrunos et Alrunas Alerunas, Aliorunas et Ahorumnas, Alirunas et Halirunos Alraunen und Alraunen, Alrunen und Alrunken, von welchen allen weitläuftig zu handeln weder die Zeit noch der Ort ist. Unter besagten Namen kom- men in der alten deutschen auch übrigen Geschichte gewisse Priester und Priesterinnen vor, die außerdem, daß sie in den Tempel und Haynen ihre gottesdienst- lichen Handlungen abwarteten, auch zugleich die Wahrsagereyen und Prophezeyungen trieben, und sich durch Ausübung allerhand geheimer und magi- scher Künste, Ruhm und Vortheile erworben. Diese verstanden die Kunst, den leichtgläubigen Pöbel in seiner Unwissenheit und beym Aberglauben so mei- sterhaft zu erhalten, daß er ihnen eine fast göttliche Kraft des Verstandes und die allertiefsten Einsich- ten zuschrieb. Unter den vielerley Kleinigkeiten, deren sie sich als Mittel bedienten, ihre scheinheiligen und gewinnsüchtigen Absichten zu befördern, gehö- reten die kleine aus Metall, Glas, Steinen, Höl- zern und Wurzeln verfertigten Gestalten und Bilder, deren sie sich zum Schein selbst bedienten, sie vor ge- heime Oracul ausgaben, ihnen ganz außerordent-
lich
tes ſelbſt deutlich an der Mandragorawurzel zu ſehen.
Die irrige Benennung der Mandragora Wur- zel durch den Namen Alraunen bringet uns im Vor- beygehen zu einer kurzen Betrachtung etlicher damit ehedem verbundenen Nachrichten aus der Geſchich- te. Wir finden Alrunos et Alrunas Alerunas, Aliorunas et Ahorumnas, Alirunas et Halirunos Alraunen und Alraunen, Alrunen und Alrunken, von welchen allen weitlaͤuftig zu handeln weder die Zeit noch der Ort iſt. Unter beſagten Namen kom- men in der alten deutſchen auch uͤbrigen Geſchichte gewiſſe Prieſter und Prieſterinnen vor, die außerdem, daß ſie in den Tempel und Haynen ihre gottesdienſt- lichen Handlungen abwarteten, auch zugleich die Wahrſagereyen und Prophezeyungen trieben, und ſich durch Ausuͤbung allerhand geheimer und magi- ſcher Kuͤnſte, Ruhm und Vortheile erworben. Dieſe verſtanden die Kunſt, den leichtglaͤubigen Poͤbel in ſeiner Unwiſſenheit und beym Aberglauben ſo mei- ſterhaft zu erhalten, daß er ihnen eine faſt goͤttliche Kraft des Verſtandes und die allertiefſten Einſich- ten zuſchrieb. Unter den vielerley Kleinigkeiten, deren ſie ſich als Mittel bedienten, ihre ſcheinheiligen und gewinnſuͤchtigen Abſichten zu befoͤrdern, gehoͤ- reten die kleine aus Metall, Glas, Steinen, Hoͤl- zern und Wurzeln verfertigten Geſtalten und Bilder, deren ſie ſich zum Schein ſelbſt bedienten, ſie vor ge- heime Oracul ausgaben, ihnen ganz außerordent-
lich
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0023"n="13"/>
tes ſelbſt deutlich an der Mandragorawurzel zu<lb/>ſehen.</p><lb/><p>Die irrige Benennung der <hirendition="#fr">Mandragora</hi> Wur-<lb/>
zel durch den Namen <hirendition="#fr">Alraunen</hi> bringet uns im Vor-<lb/>
beygehen zu einer kurzen Betrachtung etlicher damit<lb/>
ehedem verbundenen Nachrichten aus der Geſchich-<lb/>
te. Wir finden <hirendition="#aq">Alrunos et Alrunas Alerunas,<lb/>
Aliorunas et Ahorumnas, Alirunas et Halirunos</hi><lb/><hirendition="#fr">Alraunen</hi> und <hirendition="#fr">Alraunen, Alrunen</hi> und <hirendition="#fr">Alrunken</hi>,<lb/>
von welchen allen weitlaͤuftig zu handeln weder die<lb/>
Zeit noch der Ort iſt. Unter beſagten Namen kom-<lb/>
men in der alten deutſchen auch uͤbrigen Geſchichte<lb/>
gewiſſe Prieſter und Prieſterinnen vor, die außerdem,<lb/>
daß ſie in den Tempel und Haynen ihre gottesdienſt-<lb/>
lichen Handlungen abwarteten, auch zugleich die<lb/>
Wahrſagereyen und Prophezeyungen trieben, und<lb/>ſich durch Ausuͤbung allerhand geheimer und magi-<lb/>ſcher Kuͤnſte, Ruhm und Vortheile erworben. Dieſe<lb/>
verſtanden die Kunſt, den leichtglaͤubigen Poͤbel in<lb/>ſeiner Unwiſſenheit und beym Aberglauben ſo mei-<lb/>ſterhaft zu erhalten, daß er ihnen eine faſt goͤttliche<lb/>
Kraft des Verſtandes und die allertiefſten Einſich-<lb/>
ten zuſchrieb. Unter den vielerley Kleinigkeiten,<lb/>
deren ſie ſich als Mittel bedienten, ihre ſcheinheiligen<lb/>
und gewinnſuͤchtigen Abſichten zu befoͤrdern, gehoͤ-<lb/>
reten die kleine aus Metall, Glas, Steinen, Hoͤl-<lb/>
zern und Wurzeln verfertigten Geſtalten und Bilder,<lb/>
deren ſie ſich zum Schein ſelbſt bedienten, ſie vor ge-<lb/>
heime Oracul ausgaben, ihnen ganz außerordent-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">lich</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[13/0023]
tes ſelbſt deutlich an der Mandragorawurzel zu
ſehen.
Die irrige Benennung der Mandragora Wur-
zel durch den Namen Alraunen bringet uns im Vor-
beygehen zu einer kurzen Betrachtung etlicher damit
ehedem verbundenen Nachrichten aus der Geſchich-
te. Wir finden Alrunos et Alrunas Alerunas,
Aliorunas et Ahorumnas, Alirunas et Halirunos
Alraunen und Alraunen, Alrunen und Alrunken,
von welchen allen weitlaͤuftig zu handeln weder die
Zeit noch der Ort iſt. Unter beſagten Namen kom-
men in der alten deutſchen auch uͤbrigen Geſchichte
gewiſſe Prieſter und Prieſterinnen vor, die außerdem,
daß ſie in den Tempel und Haynen ihre gottesdienſt-
lichen Handlungen abwarteten, auch zugleich die
Wahrſagereyen und Prophezeyungen trieben, und
ſich durch Ausuͤbung allerhand geheimer und magi-
ſcher Kuͤnſte, Ruhm und Vortheile erworben. Dieſe
verſtanden die Kunſt, den leichtglaͤubigen Poͤbel in
ſeiner Unwiſſenheit und beym Aberglauben ſo mei-
ſterhaft zu erhalten, daß er ihnen eine faſt goͤttliche
Kraft des Verſtandes und die allertiefſten Einſich-
ten zuſchrieb. Unter den vielerley Kleinigkeiten,
deren ſie ſich als Mittel bedienten, ihre ſcheinheiligen
und gewinnſuͤchtigen Abſichten zu befoͤrdern, gehoͤ-
reten die kleine aus Metall, Glas, Steinen, Hoͤl-
zern und Wurzeln verfertigten Geſtalten und Bilder,
deren ſie ſich zum Schein ſelbſt bedienten, ſie vor ge-
heime Oracul ausgaben, ihnen ganz außerordent-
lich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/23>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.