lung, obgleich an einigen zu oberst stehenden kegel- förmigen Fruchtbehältnissen der tragenden Aehre sich schon, durch das anfangende Aufspringen, weiße Spitzen zeigen, und werden sie noch unreif abge- nommen, so ist die Wolle kurz, kraus, und gar viel spröder, als bey völliger Zeitigung. Zwar verderben weder Feuchtigkeit, noch Motten, diese Wolle, doch ist es zuträglich sie an Tagen, da es nicht regnet, zu sammeln. Wenn man einige Aeh- ren oder Zäpfchen 24 Stunden lang in Kammern, Scheunen, oder lauligten Gemächern liegen läßt, und die Wolle fängt von selbst an heraus treten, so daß sie die Aehren fast bedecket, und daraus ohne Gewalt leicht abgestreift werden kann, weiß man ein untrügliches Kennzeichen der Reife. Ferner lehrt auch die Erfahrung, daß, sobald die Spitzen des kegelförmigen Saamens oder Fruchtbehältnis- ses, aber nicht nur die obersten, sondern die an der ganzen Aehre durchgehends, sich auf den Bäumen etwas zu öfnen angefangen, das Abpflücken best- möglichst ohne Aufschub zu veranstalten sey, weil sonst, bey übermäßiger Zeitigung und längern War- ten, die Wollenbehältnisse ganz aufspringen, zu- gleich aber auch nur durch einen mäßigen Wind die mehreste Wolle verstaubt wird, und verloren gehet. Diese angegebenen Kennzeichen des rechten Punkts der Reife sind von allen denen wohl zu beurtheilen, die eine zu Haushaltungs- und Manufakturarbei- ten recht dienliche Wolle mit Nutzen zu sammeln,
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lung, obgleich an einigen zu oberſt ſtehenden kegel- foͤrmigen Fruchtbehaͤltniſſen der tragenden Aehre ſich ſchon, durch das anfangende Aufſpringen, weiße Spitzen zeigen, und werden ſie noch unreif abge- nommen, ſo iſt die Wolle kurz, kraus, und gar viel ſproͤder, als bey voͤlliger Zeitigung. Zwar verderben weder Feuchtigkeit, noch Motten, dieſe Wolle, doch iſt es zutraͤglich ſie an Tagen, da es nicht regnet, zu ſammeln. Wenn man einige Aeh- ren oder Zaͤpfchen 24 Stunden lang in Kammern, Scheunen, oder lauligten Gemaͤchern liegen laͤßt, und die Wolle faͤngt von ſelbſt an heraus treten, ſo daß ſie die Aehren faſt bedecket, und daraus ohne Gewalt leicht abgeſtreift werden kann, weiß man ein untruͤgliches Kennzeichen der Reife. Ferner lehrt auch die Erfahrung, daß, ſobald die Spitzen des kegelfoͤrmigen Saamens oder Fruchtbehaͤltniſ- ſes, aber nicht nur die oberſten, ſondern die an der ganzen Aehre durchgehends, ſich auf den Baͤumen etwas zu oͤfnen angefangen, das Abpfluͤcken beſt- moͤglichſt ohne Aufſchub zu veranſtalten ſey, weil ſonſt, bey uͤbermaͤßiger Zeitigung und laͤngern War- ten, die Wollenbehaͤltniſſe ganz aufſpringen, zu- gleich aber auch nur durch einen maͤßigen Wind die mehreſte Wolle verſtaubt wird, und verloren gehet. Dieſe angegebenen Kennzeichen des rechten Punkts der Reife ſind von allen denen wohl zu beurtheilen, die eine zu Haushaltungs- und Manufakturarbei- ten recht dienliche Wolle mit Nutzen zu ſammeln,
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[218[216]/0226]
lung, obgleich an einigen zu oberſt ſtehenden kegel-
foͤrmigen Fruchtbehaͤltniſſen der tragenden Aehre
ſich ſchon, durch das anfangende Aufſpringen, weiße
Spitzen zeigen, und werden ſie noch unreif abge-
nommen, ſo iſt die Wolle kurz, kraus, und gar
viel ſproͤder, als bey voͤlliger Zeitigung. Zwar
verderben weder Feuchtigkeit, noch Motten, dieſe
Wolle, doch iſt es zutraͤglich ſie an Tagen, da es
nicht regnet, zu ſammeln. Wenn man einige Aeh-
ren oder Zaͤpfchen 24 Stunden lang in Kammern,
Scheunen, oder lauligten Gemaͤchern liegen laͤßt,
und die Wolle faͤngt von ſelbſt an heraus treten, ſo
daß ſie die Aehren faſt bedecket, und daraus ohne
Gewalt leicht abgeſtreift werden kann, weiß man
ein untruͤgliches Kennzeichen der Reife. Ferner
lehrt auch die Erfahrung, daß, ſobald die Spitzen
des kegelfoͤrmigen Saamens oder Fruchtbehaͤltniſ-
ſes, aber nicht nur die oberſten, ſondern die an der
ganzen Aehre durchgehends, ſich auf den Baͤumen
etwas zu oͤfnen angefangen, das Abpfluͤcken beſt-
moͤglichſt ohne Aufſchub zu veranſtalten ſey, weil
ſonſt, bey uͤbermaͤßiger Zeitigung und laͤngern War-
ten, die Wollenbehaͤltniſſe ganz aufſpringen, zu-
gleich aber auch nur durch einen maͤßigen Wind die
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 218[216]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/226>, abgerufen am 22.11.2024.
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