Größe, Stärke und übrigen Wachsthume mit den kleinsten Holzarten so viele Aehnlichkeit zeigen, wie sie wollen, werden doch bey uns niemahls Holzar- ten, indem sie noch, vor der Zeit, alle Jahre ihr Mark verlieren, und folglich sterben, sobald ihre Früchte oder Saamen reif geworden sind, ehe sich aus ihrer Rinde der Bast absondern, in den Splint verwandeln, der Splint aber zu Holze werden kann, da sie denn als abgestorbene Stengel abgeworfen werden, oder doch vergehen. Dagegen ersetzet die beständige Wurzel den Abgang dieser Zweige jähr- lich durch neue Sprossen.
So wenig man aber eine zu ihrer Vollkom- menheit ausgewachsene große Baumweide, deren nur 7 Arten bey uns unterhalten werden, mit an- dern ihrer Gattung verwechseln kann, so leicht ist es doch sich in den Kennzeichen derselben zu irren, sobald man nur die aus ihren Zweigen gezogenen Zaum- Heck- Bach- und Wasserweiden vor sich hat, oder in einen solchen natürlichen Aufschlag geräth, wo sich, wie nach den Wasserjahren, etli- che Sorten von Baum- und kleinen Erdweiden untereinander von abfliegenden Saamen in Moos- Schlamm-weißen oder Torf-Moor selbst gesäet ha- ben, oder durch Sturmwinde an den hohen Felsen, zwischen andern Gesträuche von Erd- und Berg- weiden, ein junger Aufschlag erfolget. Das physi- sche Clima jeder Gegend, nebst der verschiedenen Art des hoch und frey, tief, schattig, trocken oder
feucht
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Groͤße, Staͤrke und uͤbrigen Wachsthume mit den kleinſten Holzarten ſo viele Aehnlichkeit zeigen, wie ſie wollen, werden doch bey uns niemahls Holzar- ten, indem ſie noch, vor der Zeit, alle Jahre ihr Mark verlieren, und folglich ſterben, ſobald ihre Fruͤchte oder Saamen reif geworden ſind, ehe ſich aus ihrer Rinde der Baſt abſondern, in den Splint verwandeln, der Splint aber zu Holze werden kann, da ſie denn als abgeſtorbene Stengel abgeworfen werden, oder doch vergehen. Dagegen erſetzet die beſtaͤndige Wurzel den Abgang dieſer Zweige jaͤhr- lich durch neue Sproſſen.
So wenig man aber eine zu ihrer Vollkom- menheit ausgewachſene große Baumweide, deren nur 7 Arten bey uns unterhalten werden, mit an- dern ihrer Gattung verwechſeln kann, ſo leicht iſt es doch ſich in den Kennzeichen derſelben zu irren, ſobald man nur die aus ihren Zweigen gezogenen Zaum- Heck- Bach- und Waſſerweiden vor ſich hat, oder in einen ſolchen natuͤrlichen Aufſchlag geraͤth, wo ſich, wie nach den Waſſerjahren, etli- che Sorten von Baum- und kleinen Erdweiden untereinander von abfliegenden Saamen in Moos- Schlamm-weißen oder Torf-Moor ſelbſt geſaͤet ha- ben, oder durch Sturmwinde an den hohen Felſen, zwiſchen andern Geſtraͤuche von Erd- und Berg- weiden, ein junger Aufſchlag erfolget. Das phyſi- ſche Clima jeder Gegend, nebſt der verſchiedenen Art des hoch und frey, tief, ſchattig, trocken oder
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[201[199]/0209]
Groͤße, Staͤrke und uͤbrigen Wachsthume mit den
kleinſten Holzarten ſo viele Aehnlichkeit zeigen, wie
ſie wollen, werden doch bey uns niemahls Holzar-
ten, indem ſie noch, vor der Zeit, alle Jahre ihr
Mark verlieren, und folglich ſterben, ſobald ihre
Fruͤchte oder Saamen reif geworden ſind, ehe ſich
aus ihrer Rinde der Baſt abſondern, in den Splint
verwandeln, der Splint aber zu Holze werden kann,
da ſie denn als abgeſtorbene Stengel abgeworfen
werden, oder doch vergehen. Dagegen erſetzet die
beſtaͤndige Wurzel den Abgang dieſer Zweige jaͤhr-
lich durch neue Sproſſen.
So wenig man aber eine zu ihrer Vollkom-
menheit ausgewachſene große Baumweide, deren
nur 7 Arten bey uns unterhalten werden, mit an-
dern ihrer Gattung verwechſeln kann, ſo leicht iſt
es doch ſich in den Kennzeichen derſelben zu irren,
ſobald man nur die aus ihren Zweigen gezogenen
Zaum- Heck- Bach- und Waſſerweiden vor ſich
hat, oder in einen ſolchen natuͤrlichen Aufſchlag
geraͤth, wo ſich, wie nach den Waſſerjahren, etli-
che Sorten von Baum- und kleinen Erdweiden
untereinander von abfliegenden Saamen in Moos-
Schlamm-weißen oder Torf-Moor ſelbſt geſaͤet ha-
ben, oder durch Sturmwinde an den hohen Felſen,
zwiſchen andern Geſtraͤuche von Erd- und Berg-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 201[199]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/209>, abgerufen am 28.11.2024.
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