bald kurze, bald längere, doch immer schwanke und schwache Ruthen, ohne das Ansehen der ersten je- mahls zu erhalten, und führet den Namen der Heck: oder Strauchweiden. Die allerkleinsten Gattungen, darunter sind die Erd-Zwerg-An- ger-Feld-Berg-Stein-Moos-Bruch-Moor- und Grund-Weiden, welche zuweilen auf Wiesen, Triften und in Forsten überhand nehmen, wo sie ohne weitere Kenntnisse, unter dem Namen der wilden Weiden und des Unkrautes, ausgerottet werden müssen. Unkraut aber ist keine besondere Gattung, Ordnung, oder Klasse von Gewächsen, es erhält vielmehr jede sonst überall nützliche Pflan- ze den Namen des Unkrautes alsdenn, im land- wirthschaftlichen Verstande, sobald sie auf den ge- bauten oder natürlichen Grundstücken gegen die Absicht entstehet, darauf überhand nimmt, und den übrigen Pflanzen aus den Boden das Nahrhafte entziehet. In diesem Verstande werden die klei- nen und jungen Erdweiden öfters Unkraut ge- nennet, wenn sie zumahl, dem Aeußerlichen nach, den Staudengewächsen gleichen. Sie bleiben dem- ohngeachtet doch wahre, aber die kleinsten und schwächsten Holzarten von allen, indem sie nicht nur eine beständige, holzige Wurzel haben, sondern auch holzige, beständige Stengel und Triebe zu- gleich, die sich jährlich, wie die großen Holzarten, durch einen Zusatz von Holzringen vergrößern. Die wahren Staudengewächse hingegen, sie mögen an
Größe,
bald kurze, bald laͤngere, doch immer ſchwanke und ſchwache Ruthen, ohne das Anſehen der erſten je- mahls zu erhalten, und fuͤhret den Namen der Heck: oder Strauchweiden. Die allerkleinſten Gattungen, darunter ſind die Erd-Zwerg-An- ger-Feld-Berg-Stein-Moos-Bruch-Moor- und Grund-Weiden, welche zuweilen auf Wieſen, Triften und in Forſten uͤberhand nehmen, wo ſie ohne weitere Kenntniſſe, unter dem Namen der wilden Weiden und des Unkrautes, ausgerottet werden muͤſſen. Unkraut aber iſt keine beſondere Gattung, Ordnung, oder Klaſſe von Gewaͤchſen, es erhaͤlt vielmehr jede ſonſt uͤberall nuͤtzliche Pflan- ze den Namen des Unkrautes alsdenn, im land- wirthſchaftlichen Verſtande, ſobald ſie auf den ge- bauten oder natuͤrlichen Grundſtuͤcken gegen die Abſicht entſtehet, darauf uͤberhand nimmt, und den uͤbrigen Pflanzen aus den Boden das Nahrhafte entziehet. In dieſem Verſtande werden die klei- nen und jungen Erdweiden oͤfters Unkraut ge- nennet, wenn ſie zumahl, dem Aeußerlichen nach, den Staudengewaͤchſen gleichen. Sie bleiben dem- ohngeachtet doch wahre, aber die kleinſten und ſchwaͤchſten Holzarten von allen, indem ſie nicht nur eine beſtaͤndige, holzige Wurzel haben, ſondern auch holzige, beſtaͤndige Stengel und Triebe zu- gleich, die ſich jaͤhrlich, wie die großen Holzarten, durch einen Zuſatz von Holzringen vergroͤßern. Die wahren Staudengewaͤchſe hingegen, ſie moͤgen an
Groͤße,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0208"n="200[198]"/>
bald kurze, bald laͤngere, doch immer ſchwanke und<lb/>ſchwache Ruthen, ohne das Anſehen der erſten je-<lb/>
mahls zu erhalten, und fuͤhret den Namen der<lb/><hirendition="#fr">Heck</hi>: oder <hirendition="#fr">Strauchweiden</hi>. Die <hirendition="#fr">allerkleinſten<lb/>
Gattungen</hi>, darunter ſind die <hirendition="#fr">Erd-Zwerg-An-<lb/>
ger-Feld-Berg-Stein-Moos-Bruch-Moor-</hi><lb/>
und <hirendition="#fr">Grund-Weiden</hi>, welche zuweilen auf Wieſen,<lb/>
Triften und in Forſten uͤberhand nehmen, wo ſie<lb/>
ohne weitere Kenntniſſe, unter dem Namen der<lb/><hirendition="#fr">wilden Weiden</hi> und des <hirendition="#fr">Unkrautes</hi>, ausgerottet<lb/>
werden muͤſſen. <hirendition="#fr">Unkraut</hi> aber iſt keine beſondere<lb/>
Gattung, Ordnung, oder Klaſſe von Gewaͤchſen,<lb/>
es erhaͤlt vielmehr jede ſonſt uͤberall nuͤtzliche Pflan-<lb/>
ze den <hirendition="#fr">Namen des Unkrautes</hi> alsdenn, im land-<lb/>
wirthſchaftlichen Verſtande, ſobald ſie auf den ge-<lb/>
bauten oder natuͤrlichen Grundſtuͤcken gegen die<lb/>
Abſicht entſtehet, darauf uͤberhand nimmt, und den<lb/>
uͤbrigen Pflanzen aus den Boden das Nahrhafte<lb/>
entziehet. In dieſem Verſtande werden <hirendition="#fr">die klei-<lb/>
nen und jungen Erdweiden oͤfters Unkraut</hi> ge-<lb/>
nennet, wenn ſie zumahl, dem Aeußerlichen nach, den<lb/><hirendition="#fr">Staudengewaͤchſen</hi> gleichen. Sie bleiben dem-<lb/>
ohngeachtet doch <hirendition="#fr">wahre, aber die kleinſten und<lb/>ſchwaͤchſten Holzarten</hi> von allen, indem ſie nicht<lb/>
nur eine beſtaͤndige, holzige Wurzel haben, ſondern<lb/>
auch holzige, beſtaͤndige Stengel und Triebe zu-<lb/>
gleich, die ſich jaͤhrlich, wie die großen Holzarten,<lb/>
durch einen Zuſatz von Holzringen vergroͤßern. Die<lb/><hirendition="#fr">wahren Staudengewaͤchſe</hi> hingegen, ſie moͤgen an<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Groͤße,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[200[198]/0208]
bald kurze, bald laͤngere, doch immer ſchwanke und
ſchwache Ruthen, ohne das Anſehen der erſten je-
mahls zu erhalten, und fuͤhret den Namen der
Heck: oder Strauchweiden. Die allerkleinſten
Gattungen, darunter ſind die Erd-Zwerg-An-
ger-Feld-Berg-Stein-Moos-Bruch-Moor-
und Grund-Weiden, welche zuweilen auf Wieſen,
Triften und in Forſten uͤberhand nehmen, wo ſie
ohne weitere Kenntniſſe, unter dem Namen der
wilden Weiden und des Unkrautes, ausgerottet
werden muͤſſen. Unkraut aber iſt keine beſondere
Gattung, Ordnung, oder Klaſſe von Gewaͤchſen,
es erhaͤlt vielmehr jede ſonſt uͤberall nuͤtzliche Pflan-
ze den Namen des Unkrautes alsdenn, im land-
wirthſchaftlichen Verſtande, ſobald ſie auf den ge-
bauten oder natuͤrlichen Grundſtuͤcken gegen die
Abſicht entſtehet, darauf uͤberhand nimmt, und den
uͤbrigen Pflanzen aus den Boden das Nahrhafte
entziehet. In dieſem Verſtande werden die klei-
nen und jungen Erdweiden oͤfters Unkraut ge-
nennet, wenn ſie zumahl, dem Aeußerlichen nach, den
Staudengewaͤchſen gleichen. Sie bleiben dem-
ohngeachtet doch wahre, aber die kleinſten und
ſchwaͤchſten Holzarten von allen, indem ſie nicht
nur eine beſtaͤndige, holzige Wurzel haben, ſondern
auch holzige, beſtaͤndige Stengel und Triebe zu-
gleich, die ſich jaͤhrlich, wie die großen Holzarten,
durch einen Zuſatz von Holzringen vergroͤßern. Die
wahren Staudengewaͤchſe hingegen, ſie moͤgen an
Groͤße,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 200[198]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/208>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.