der, oder größer und länger, nach Unterschied des Alters, Bodens und der Frühlingswitterung ge- funden wird. An Gestalt gleichet es oft den gro- ßen Kirschlaube, bald den Kirschlorbeerblättern, bald dem Mandel- oder Pfirschenlaube, und füh- ret unten am Stiele 2 kleinere Ohren. Diese Un- terschiede, die man hier im Lande zuweilen so gar an einem einzelnen Baume zugleich finden kann, wech- seln mit dem Alter, dem Grunde und der Jahres- zeit öfters so, daß der Baum ein ganz verschiedenes Ansehen bekömmt, welches bey den Schriftstellern mehrere Arten hervorgebracht hat, als es davon wirklich giebet. Die belaubten Zweige haben ei- nen sehr angenehmen erquickenden Geruch, wenn sie zusammen in die Stube gebracht werden, und geben den Bäumen ein sehr schönes Ansehen und Glanz. Bricht man diese Zweige mit dem jungen Laube, so wird dieses daran beym Trocknen leicht schwarz, im Herbste aber gelb.
Vor dem Ausschlagen werden die Baumwol- lenweiden unter den übrigen von den Landleuten, vorerwähnter Veränderung halber, bey uns etwas schwerer erkannt, auch nicht immer an ihren an- sehnlichen Blumenzapfen, welche sonst den Blu- men des gemeinen Werftes gleichen, welche vor dem Laube im Frühlinge, etwas später aber, als bey andern Werstarten, ausbrechen. Sie wird auch oft im Ausschlagen mit einer rothen großblätt- rigen und einer andern wolltragenden Mandelweide
ver-
der, oder groͤßer und laͤnger, nach Unterſchied des Alters, Bodens und der Fruͤhlingswitterung ge- funden wird. An Geſtalt gleichet es oft den gro- ßen Kirſchlaube, bald den Kirſchlorbeerblaͤttern, bald dem Mandel- oder Pfirſchenlaube, und fuͤh- ret unten am Stiele 2 kleinere Ohren. Dieſe Un- terſchiede, die man hier im Lande zuweilen ſo gar an einem einzelnen Baume zugleich finden kann, wech- ſeln mit dem Alter, dem Grunde und der Jahres- zeit oͤfters ſo, daß der Baum ein ganz verſchiedenes Anſehen bekoͤmmt, welches bey den Schriftſtellern mehrere Arten hervorgebracht hat, als es davon wirklich giebet. Die belaubten Zweige haben ei- nen ſehr angenehmen erquickenden Geruch, wenn ſie zuſammen in die Stube gebracht werden, und geben den Baͤumen ein ſehr ſchoͤnes Anſehen und Glanz. Bricht man dieſe Zweige mit dem jungen Laube, ſo wird dieſes daran beym Trocknen leicht ſchwarz, im Herbſte aber gelb.
Vor dem Ausſchlagen werden die Baumwol- lenweiden unter den uͤbrigen von den Landleuten, vorerwaͤhnter Veraͤnderung halber, bey uns etwas ſchwerer erkannt, auch nicht immer an ihren an- ſehnlichen Blumenzapfen, welche ſonſt den Blu- men des gemeinen Werftes gleichen, welche vor dem Laube im Fruͤhlinge, etwas ſpaͤter aber, als bey andern Werſtarten, ausbrechen. Sie wird auch oft im Ausſchlagen mit einer rothen großblaͤtt- rigen und einer andern wolltragenden Mandelweide
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[172[170]/0180]
der, oder groͤßer und laͤnger, nach Unterſchied des
Alters, Bodens und der Fruͤhlingswitterung ge-
funden wird. An Geſtalt gleichet es oft den gro-
ßen Kirſchlaube, bald den Kirſchlorbeerblaͤttern,
bald dem Mandel- oder Pfirſchenlaube, und fuͤh-
ret unten am Stiele 2 kleinere Ohren. Dieſe Un-
terſchiede, die man hier im Lande zuweilen ſo gar
an einem einzelnen Baume zugleich finden kann, wech-
ſeln mit dem Alter, dem Grunde und der Jahres-
zeit oͤfters ſo, daß der Baum ein ganz verſchiedenes
Anſehen bekoͤmmt, welches bey den Schriftſtellern
mehrere Arten hervorgebracht hat, als es davon
wirklich giebet. Die belaubten Zweige haben ei-
nen ſehr angenehmen erquickenden Geruch, wenn
ſie zuſammen in die Stube gebracht werden, und
geben den Baͤumen ein ſehr ſchoͤnes Anſehen und
Glanz. Bricht man dieſe Zweige mit dem jungen
Laube, ſo wird dieſes daran beym Trocknen leicht
ſchwarz, im Herbſte aber gelb.
Vor dem Ausſchlagen werden die Baumwol-
lenweiden unter den uͤbrigen von den Landleuten,
vorerwaͤhnter Veraͤnderung halber, bey uns etwas
ſchwerer erkannt, auch nicht immer an ihren an-
ſehnlichen Blumenzapfen, welche ſonſt den Blu-
men des gemeinen Werftes gleichen, welche vor
dem Laube im Fruͤhlinge, etwas ſpaͤter aber, als
bey andern Werſtarten, ausbrechen. Sie wird
auch oft im Ausſchlagen mit einer rothen großblaͤtt-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 172[170]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/180>, abgerufen am 24.11.2024.
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