Demnach kommen Pflanzen und Gräsereyar- ten und Gattungen aus ganz entlegenen Orten nach und nach unvermerkt zusammen, und auf gleiche Weise werden sie wieder zerstreuet. Einige sind beständiger, daß sie an einem Orte länger aushalten als andere, wie wir dieses auch von mancherley Gattungen der größern und kleinern Thiere und Insekten zu sehen gewohnt sind; aus den Feldern, Ebenen und freyen Niederungen werden manche in die Hügel und Verge, andere hingegen in die ver- schiedene Waldungen, oder aus diesen auf die Wie- sen gebracht. Der verständige Landwirth, Hirte und Schäfer erfähret gedachte Veränderung der Jahreszeit an Güte, Menge, und andern Eigen- schaften auf Wiesen, Angern, Triften und Gras- plätzen zuweilen nach Verlauf gewisser Jahre und vorgewalteten Witterungsarten.
Die Aufmerksamkeit auf die natürliche Ver- änderung, welche sich bey den Gräsereyen, und dem Wiesenwachse äußert, verschaft uns eine solche Er- kenntniß, der Ursachen, Zufälle, Anstalten und Umstände, die in Absicht und Anwendung solcher auf den Werth der Grundstücke, der Viehzucht und des Ackerbaues von großer Wichtigkeit zu seyn befun- den wird. Sie ist gewöhnlich auch kein Werk eines gemeinen Landwirthes, als welcher nur lauter Hand- arbeiten von den landwirthschaftlichen Geschäften und ihre Ausübung in seiner Gegend, durch Länge
der
Demnach kommen Pflanzen und Graͤſereyar- ten und Gattungen aus ganz entlegenen Orten nach und nach unvermerkt zuſammen, und auf gleiche Weiſe werden ſie wieder zerſtreuet. Einige ſind beſtaͤndiger, daß ſie an einem Orte laͤnger aushalten als andere, wie wir dieſes auch von mancherley Gattungen der groͤßern und kleinern Thiere und Inſekten zu ſehen gewohnt ſind; aus den Feldern, Ebenen und freyen Niederungen werden manche in die Huͤgel und Verge, andere hingegen in die ver- ſchiedene Waldungen, oder aus dieſen auf die Wie- ſen gebracht. Der verſtaͤndige Landwirth, Hirte und Schaͤfer erfaͤhret gedachte Veraͤnderung der Jahreszeit an Guͤte, Menge, und andern Eigen- ſchaften auf Wieſen, Angern, Triften und Gras- plaͤtzen zuweilen nach Verlauf gewiſſer Jahre und vorgewalteten Witterungsarten.
Die Aufmerkſamkeit auf die natuͤrliche Ver- aͤnderung, welche ſich bey den Graͤſereyen, und dem Wieſenwachſe aͤußert, verſchaft uns eine ſolche Er- kenntniß, der Urſachen, Zufaͤlle, Anſtalten und Umſtaͤnde, die in Abſicht und Anwendung ſolcher auf den Werth der Grundſtuͤcke, der Viehzucht und des Ackerbaues von großer Wichtigkeit zu ſeyn befun- den wird. Sie iſt gewoͤhnlich auch kein Werk eines gemeinen Landwirthes, als welcher nur lauter Hand- arbeiten von den landwirthſchaftlichen Geſchaͤften und ihre Ausuͤbung in ſeiner Gegend, durch Laͤnge
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Demnach kommen Pflanzen und Graͤſereyar-
ten und Gattungen aus ganz entlegenen Orten nach
und nach unvermerkt zuſammen, und auf gleiche
Weiſe werden ſie wieder zerſtreuet. Einige ſind
beſtaͤndiger, daß ſie an einem Orte laͤnger aushalten
als andere, wie wir dieſes auch von mancherley
Gattungen der groͤßern und kleinern Thiere und
Inſekten zu ſehen gewohnt ſind; aus den Feldern,
Ebenen und freyen Niederungen werden manche in
die Huͤgel und Verge, andere hingegen in die ver-
ſchiedene Waldungen, oder aus dieſen auf die Wie-
ſen gebracht. Der verſtaͤndige Landwirth, Hirte
und Schaͤfer erfaͤhret gedachte Veraͤnderung der
Jahreszeit an Guͤte, Menge, und andern Eigen-
ſchaften auf Wieſen, Angern, Triften und Gras-
plaͤtzen zuweilen nach Verlauf gewiſſer Jahre und
vorgewalteten Witterungsarten.
Die Aufmerkſamkeit auf die natuͤrliche Ver-
aͤnderung, welche ſich bey den Graͤſereyen, und dem
Wieſenwachſe aͤußert, verſchaft uns eine ſolche Er-
kenntniß, der Urſachen, Zufaͤlle, Anſtalten und
Umſtaͤnde, die in Abſicht und Anwendung ſolcher
auf den Werth der Grundſtuͤcke, der Viehzucht und
des Ackerbaues von großer Wichtigkeit zu ſeyn befun-
den wird. Sie iſt gewoͤhnlich auch kein Werk eines
gemeinen Landwirthes, als welcher nur lauter Hand-
arbeiten von den landwirthſchaftlichen Geſchaͤften
und ihre Ausuͤbung in ſeiner Gegend, durch Laͤnge
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/158>, abgerufen am 25.11.2024.
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